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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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ja zumindest das eine Foto von uns!«
    Sina reichte mir meine Kamera mit einer blinkenden Batteriewarnung. Ich blickte aufs Display: Am oberen Bildrand unseres Fotos ließen sich noch die Spitzen eines Köcherbaums erahnen. Drei Viertel der Aufnahme hingegen bedeckte der gigantische Hintern von Trixi Sipp. Die automatische Arscherkennung — sie war noch nicht erfunden.
     

13
    Wie schon am Vorabend mussten Sina und ich das Abendessen gemeinsam mit unserer Reisegruppe einnehmen. Unser Tisch stand in einem Nebenraum der Farm, der auch gut das Esszimmer der Farmerfamilie selbst hätte sein können: Mit seinen antiken Möbeln, dem gedimmten Licht und den vielen gerahmten Fotografien an der Wand wirkte es recht privat.
    Ich war gut gelaunt, hatte ich doch gleich drei Adapter in Aussicht, mit denen ich unsere Wohnung retten konnte, und einer von ihnen lag sogar schon in einer kleinen Plastiktüte neben meinem Teller. Ebenso stimmungsaufhellend war es, dass der alpenländische Teil unserer Gruppe weit entfernt am Ende des Tisches saß und es mir gelungen war, mich mit einem geschickten Schlenker gerade noch rechtzeitig zwischen den 1011. des Ironman Hawaii und Bahee zu platzieren, der immer noch das gleiche grüne Hemd vom Beginn der Reise trug.
    »Mensch Matze, haste den Geparden auch mal gestreichelt?«
    »Nee, weil ... er hat nicht mehr gefressen.«
    »Ha!«, beömmelte sich Bahee, »ich sag dir mal was, ne: Das war ein gute Entscheidung von dir!«
    »Ja?«, fragte Sina, die gegenüber von mir neben Trixi saß, »ist da schon mal was passiert oder ... ?«
    »Kuck mal ... die Kuduauflauf!«, unterbrach Bahee, denn die Frau aus Unsere kleine Farm kam mit zwei Ofenhandschuhen und brachte eine dampfende Auflaufform. Zum Trinken hatten wir uns Wein bestellt, eine Flasche südafrikanischen Shiraz, der tatsächlich >Allesverloren< hieß und den wir mit Bahee teilten.
    »Warum heißt der denn Allesverloren, der Wein?«, fragte Trixi neugierig und öffnete ihr Notizbuch.
    Bahee lud sich eine gewaltige Menge Kuduauflauf auf seinen Teller, während er erklärte. »Denen is amal die ganze Hütte abgebrutzelt, ne, deswegen heißt der so, der Weingut.«
    »Und wie hieß es vorher?«, fragte Sina.
    »Oh, das weiß ich nicht«, antwortete Bahee und reichte mir den großen Löffel für den Auflauf, »vielleicht >Allesnochda    »I hör nix, Bahö!« krakeelte es von der Südseite unseres Tisches, wo sich die Rosinenhexe mit tiefen Zornesfalten auf der Stirn in unsere Richtung gebeugt hatte. Also erklärte Bahee die Geschichte mit dem abgebrannten Weingut einfach noch mal, worauf die Gruberin, Seppelpeter und Speckhut zufrieden nickten und mit ihren eigenen Geschichten fortfuhren. Der Auflauf schmeckte Sina und mir ganz hervorragend und erinnerte mich an deutsches Wildfleisch. Ich schenkte Wein nach und bot auch dem schweigsamen Triathleten etwas an. Der wehrte fast schon energisch ab.
    »Danke, nein. Sehr nett.«
    »Oh, Entschuldigung. Ich hab vergessen, dass du keinen Alkohol magst.«
    Schnabel nickte.
    »Ich hab natürlich schon mal welchen probiert.« »Klar. Sonst wüsstest du ja nicht, dass er dir nicht schmeckt.« »Neunundachtzig zum Beispiel, als die Mauer runterkam, da hab ich mir einen Sekt geteilt mit meiner Freundin!« »Neunundachtzig? Im Ernst?«
    »No! Und wenn ich die Woche über gut trainiert hab, dann gönn ich mir auch mal kellerfrisches Jever Fun.« »Ein Jever Fun?« »No!«
    Heimlich musterte ich Schnabel. Einerseits hatte er das männlich markante Gesicht eines Gillette-Werbe-Models, andererseits fragte ich mich, wie man es als Frau auch nur einen Tag mit jemandem aushalten konnte, der sich nach einer harten Woche Training ein Jever Fun aufmachte. Ich wollte gerade fragen, wie viele Kilometer man rennen, schwimmen und Rad fahren musste, um einen Triathlon zu verlieren, als mir auffiel, dass Schnabel kein einziges Stück Fleisch angerührt hatte.
    »Und ... Fleisch ist auch nicht so dein Ding, Kevin?«
    »Lieber Kohlenhydrate!«, entgegnete Schnabel trocken.
    »Bist du Vegetarier?«
    »Nee. Mir schmeckt Fleisch einfach nur nicht.« »Aber du hast mal welches probiert? Ne Wurst oder so? Zur Wende vielleicht?«
    »Klar. Nach der Wende war ich ganz heiß auf Tofu. Hatten wir ja nicht!«
    Ich blickte nach vorne und sah, dass Sina unser Gespräch missbilligend beobachtete. Und irgendwas war in ihrem Blick, das mir signalisierte: >Is gut jetzt!<
    »Was machst du denn so für Sport?«, fragte mich Schnabel, und Sina

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