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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Rotweinglas mal eben mit ins Gehege genommen hatte.
    »Sie fressen in jedem Fall!«, grinste Bahee. Das konnte ich mir gut vorstellen, zumal Farmer Nolte in seinem grobgemusterten Karohemd mindestens so aufgeregt schien wie Sina. Hatte ein einfacher Farmer wirklich so einen Draht zu Raubtieren wie Siegfried und Roy? Also, sagen wir - Siegfried? Noch immer hatte Seppelpeter seine Kamera auf Sina gerichtet, die nun seitlich hinter dem Gepard stand und ihn vorsichtig berührte.
    »Karl-Heinz? Ich brauch jetzt echt den Reiseadapter! Kriegst ihn auch später wieder!«
    »Jetz hald dei Bebben und schau hü«, fränkelte er.
    Gut, dann schaute ich halt hin und ließ ihn noch kurz die Streichelei da filmen, bevor ich mir den Adapter schnappte.
    Gierig riss die Riesenkatze ein Stück rohes Fleisch in Fetzen, von dem die Gäste eines kompletten Steakhouses satt geworden wären. Der Gepard schien sich tatsächlich überhaupt nicht dafür zu interessieren, wer ihn gerade filmte, knipste und angaffte, ja selbst, dass Sina ihm aufgeregt über den Rücken streichelte, war dem Tier offenbar egal.
    Sanft und respektvoll glitt Sinas Hand über das goldene Fell mit den schwarzen Punkten, und ihr Gesicht strahlte vor Glück dabei: Die Schmuserei mit dem Gepard schien ihr auf eine seltsame Weise gutzutun. Als sich schließlich die Rosinenhexe ihre Streichelrechte erkeift hatte, kam Sina freudestrahlend auf mich zu.
    »Hast du gesehen? Ich hab nen Geparden gestreichelt!«
    »Ja«, antwortete ich kurz, »hab ich gesehen«, und schon verabschiedete sich die Freude aus Sinas Gesicht.
    »Ach Matze, was ist denn jetzt wieder falsch? War die Fahrt zu lang, oder ist der Gepard zu groß?«
    »Nichts. Ich bin nur —«
    »Ist es, weil du telefoniert hast?«
    Ich nickte.
    »Mit wem?«
    »Ich ... hab im Büro angerufen, weil ich dachte, es war was Wichtiges!« »Und?«
    »Die Pütz wollte wissen, ob ich an Karneval mitkomme in die >Lachende Kölnarena<.«
    »Aber das ist doch nicht wichtig!«
    »Na ja ... wenn man noch Karten haben will, dann schon.«
    Nun schoss auch meiner Freundin die Wut ins Gesicht. »Ich fass es nicht. Dich wegen so einem Scheiß im Urlaub anzurufen!« »Stimmt. Und ... ich geh ja auch nicht mit.« Dann klatschte Bahee in die Hände.
    »So, ich wurde mal vorschlagen, dass wir alle erst mal die Fuße hochlegen in unsere Bungalows! In eine Viertelstunde treffen wir uns dann wieder für eine romantische Sundowner im Köcherbaumwald. Da werdet ihr mal sehen: Wenn die Sonne da weggeht über die Baume, es leuchtet wirklich super!«
    »Müssen wir da wieder was trinken?«, fragte Schnabel besorgt, und Bahee lachte.
    »Du musst nix trinken, Kevin, aber normalerweise man macht schon bei die Sundowner! Willst du ein Wasser?«
    »No!«
    »Bring ich mit, ne.«
    In aufgeregter Vorfreude verteilte sich unsere Gruppe auf die Bungalows, und klammheimlich verschwand auch Seppelpeter samt Adapter.
    »Halt!«, schrie ich, »Karl-Heinz!«, und wollte ihm hinterher, doch Sina hielt mich fest.
    »Alles gut?«, fragte Sina und drückte meine Hände. Das Geschnatter unserer Gruppe wurde leiser, lediglich Speckhut hörte ich noch fragen, ob man im Köcherbaumwald nicht auch was kochen konnte. Nun standen Sina und ich ganz alleine im milden Schein der Abendsonne, bei uns waren nur noch der Gepard und Farmer Nolte. Sina blickte mich ratlos an. Der Farmer schaute genauso.
    »Vielleicht auch mal bikkie streicheln, junger Mann?«
    Ich betrachtete den prächtigen Gepard. Er hatte sein achtel Rind vertilgt und musterte mich ein kleines bisschen zu interessiert.
    »Danke«, antwortete ich, »vielleicht ein andermal.«
     

12
    Der Köcherbaumwald war kein Wald im europäischen Sinne, zu verstreut standen die Bäume zwischen schroffen, übereinandergeschobenen Felsklötzen, die aussahen wie hausgemachtes Kartoffelgratin. Die Bäume selbst erinnerten mich an verbrannten Riesenbrokkoli. Sina fand das gar nicht und fragte mich stattdessen, ob ich Hunger hätte. Ich hatte nicht, obwohl ich nur ein winziges Sandwich zum Frühstück gegessen hatte. So sehr hatte ich mich auf das Elend im Minibus und das Überweisungsproblem versteift, dass ich nicht mal dran gedacht hatte zu essen, und nun saß ich auf einer Kartoffelgratinfelsplatte, schüttete Windhoek Lager in meinen leeren Magen und gab vor, mich darauf zu freuen, wie die Sonne die Riesenbrokkolis wirklich super leuchten ließ für Foddos. >Bing<.
    Ich starrte auf Seppelpeter, der mit seiner frisch aufgeladenen

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