Hummeldumm
grinste. Ich ließ mich nicht provozieren und sagte, dass ich Sport in etwa so mache, wie er säuft, aber weder Sina noch Schnabel fanden das komisch, und so war ich froh, dass das zweite Glas Wein die Wetterabteilung von N24 vom Standby- in den Fragemodus geschaltet hatte.
»Du, Bahee, kannst du als Schwarzer uns Weiße überhaupt auseinanderhalten?« Gespannte Stille am Tisch. Bahee genoss die Aufmerksamkeit.
»Also ... ich kann nicht generell mal reden, aber die Namibier können die Weiße schon auseinanderhalten, ne, weil wir ja mit Weiße groß geworden sind. Aber andere Schwarze von Länder, wo da nicht so viele Weiße rumgelatscht sind in der Geschichte, die können das a bikkie schlechter.«
Ich nahm einen Schluck Allesverloren und lauschte amüsiert, wie sich Brenda um Kopf und Kragen redete. »Weil - ich kann ja überhaupt keine Schwarzen auseinanderhalten, weil die alle gleich aussehen!«, quoll es aus ihr heraus. »Also bis auf Seal. Den kann ich immer auseinanderhalten.«
Fassungslos starrte Breitling sie an.
»Auseinanderhalten von wem?«
»Von anderen Schwarzen natürlich, du Doofl«, entgegnete Brenda beleidigt.
»I hör nix!«, schallte es giftig von der Stirnseite des Tisches.
»Wir sprechen über die Seal!«, sagte Bahee laut, das Interesse der Gruberin erlosch, und weiter ging Brendas bunte Fragestunde.
»Und wenn du jetzt einen Schwarzen siehst, weißt du dann auch, woher der kommt?«
Augenrollend goss sich Breitling sein Rotweinglas bis zum Rand voll. Auch seine Wangen hatten an einigen Stellen schon wieder die Farbe des Weins angenommen.
»Maus, is gut.«
Bahee zog fragend die Stirn kraus: »Wie meinst du? Ob der vom Einkaufen kommt oder von der Arbeit?«
»Nein, ich meine, ob der aus Ghana kommt, Südafrika oder Kongo oder so.«
»Nee, das nicht«, lachte Bahee, »aber wenn ich mit dem was trinken war, ne, und ich seh ihn am nächsten Tag über die Straße da mal latschen, dann weiß ich schon noch, wer das war!«
»Mir woll'n a was hören!«, krähte es missmutig vom Tischende. Eifersüchtig blickte uns das Ehepaar Gruber an, die fränkische Schildkröte hingegen schien bereits eingeschlafen vor ihrem Bier.
»Das tut mir leid, Käthe, aber die Tisch hier ist einfach zu groß. Da ess ich morgen mal bei euch, dann lachen wir und die hier nicht, ne?«, schlichtete Bahee geschickt, und es war wieder Ruhe auf der Farm. Und dann fragte meine eigene Freundin, ob Schwarze denn auch Sonnenbrand bekommen könnten.
»Mein Gott, Sina, wie soll er denn einen Sonnenbrand kriegen«, fuhr ich sie an, »er ist doch schon schwarz!«
»Ha!«, bellte Breitling und stieß fast sein Glas um dabei. »Ich krieg schon Sonnenbrand«, antwortete Bahee ruhig. »Wir Schwarze müssen auch a bikkie schon aufpassen, wenn die ganze Zeit die Sonne da am Brennen ist, ne. Aber wir sehen nicht so aus wie ihr am zweiten oder dritten Tag von die Reise, ne, hehe!«
»Wie sehen wir denn aus?«, fragte Trixi.
»Da seht ihr aus wie Hummer, ne!«, lachte Bahee schallend und ergänzte: »Wie Hummer in Kochtopf, ne! Hehe!«
»Siehste«, triumphierte Sina und streckte mir die Zunge raus, »die kriegen auch Sonnenbrand!«
Der inzwischen komplett shirazfarbene Breitling verkündete ungefragt, dass Sonnencreme nur was für Weiber und Schwule wäre, woraufhin Brenda die Weinflasche außerhalb seiner Reichweite positionierte. An dieser Stelle stand Bahee völlig überraschend auf. »Anyway, Leude, ich muss noch a paar Sachen hier mal checken für euch morgen. Schlaft ihr mal gut und bis morgen früh, ne.«
»Wart mal, Chef, wann ... is denn morgen früh?«, hakte Breitling lallend nach, »ich meine, is nur früh, oder? Nicht scheiße früh, oder?« Sein Gesicht hatte nun auch noch etwas Papageienhaftes. Erschrocken blickte ich auf die zwei leeren Weinflaschen zwischen ihm und Brenda. Stand da eben nicht noch eine?
»Ach ja, Wecken ist morgen um sieben, damit wir zeitig loskommen.«
»Um sieben Uhr?«, stöhnte nun auch ich laut. »Das ist doch kein Urlaub!«
»Da kuckst du mal in deine Prospekt, Matze«, schmunzelte Bahee, »da steht nix von Urlaub, da steht immer >Reise<, ne!« »Na super.«
Bahee verabschiedete sich von allen, und bevor wir uns recht versahen, folgte der Rest. Die Gruberin und ihr Gatte wollten nun »ma an der Matratze horchen«, und auf das Stichwort »Matratze« erwachte auch der alte Seppelpeter und blickte auf seine Armbanduhr. »Sagramend!«
Schnabel entschuldigte sich ebenfalls, er wolle
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