Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
dicken Eisbeutel und Servietten zurück. Ich drückte den Beutel in meinen Nacken, stopfte mir ein Stück Serviette in die Nase und blickte auf Sina, wie sie so stumm vor mir stand und mich mit traurigen Augen anblickte.
    Irgendjemand schien die Zeit angehalten zu haben. Irgendjemand schien das Herrenklo mit purem Nichts geflutet zu haben, und nun standen wir knietief in trüben Gedanken und starrten uns fremd an. Mit einem Räuspern stieg Sina aus dem Nichts.
    »Vielleicht, wenn du mal zu einem Arzt gehst? Ich meine, das ist doch nicht normal, dass das plötzlich so blutet.«
    »Absolut«, antwortete ich, »das ist nicht normal.«
    »Hört es denn auf?«
    »Irgendwie nicht.«
    »Warte ... vielleicht hab ich ja in meiner Tasche noch was für dich ...«
     
    Eine Viertelstunde später trat ich mit Tampon in der Nase aus der Farm. Es war erst kurz vor neun, und trotzdem saß Bahee bereits mit Sonnenbrille bei laufendem Motor am Steuer. Den Telefonanruf konnte ich also schon mal vergessen.
    »Nimm an net mit, Bahee, des is a Terrorist, da kommt a Zündschnur aus der Nasen!« Speckhut lachte aus dem Busfenster, und wenigstens war Bahee so anständig zu fragen, wie es mir ging.
    »Geht wieder«, sagte ich.
    »Das habe viele die ersten Tage wegen der trockene Luft und die Hohe, ne. Da können wir mal links ranfahren in Keetmanshoop, der liegt auf dem Weg, da gibt's ein Apotheke für dich!«
    »Gute Idee. Danke!«
    Als ich mich jedoch in den Bus schieben wollte, da spürte ich eine knochige Hand an meiner linken Schulter. Mit verkniffener Miene reichte mir die Gruberin ihren Reiseadapter, nicht ohne mir zuzuzischen: »Hätt's einfach mich frag'n können, statt beim Bahö zu petzen!«
    Bahee schob seine Sonnenbrille nach oben und zwinkerte mir zu. Und auch von Trixi bekam ich mein Fett weg.
    »Das war ganz schwach von dir gestern, Matze. Ich hatte so eine Angst vor dem Otti!«
    »Geh lass ihn, er hat sei Taage!«, kalauerte Speckhut, und hätte ich nicht gerade einen Reiseadapter bekommen, ich hätte ihm den ranzigen Lederhut bis unter seinen Professorenarsch gezogen. Stattdessen blieb der Hut auf seinem Kopf, und wir fuhren los.
    Dass ich gar nicht neben Sina saß, sondern zwischen Schildkröte und Speckhut, bemerkte ich erst, als wir aus der Farmausfahrt rumpelten. Sina saß in Reihe zwei direkt hinter Bahee und neben dem 1011. des Ironman Hawaii. Meinen fragenden Blick erwiderte Sina schulterzuckend mit einem >Ist-halt-jetzt-so<-Gesicht.
    Hungrig knabberte unser Toyota Quantum die ersten staubigen Krümel der Strecke. Ich nahm einen Schluck Wasser und rutschte so tief in den Sitz, wie es ging. Wir hatten erst den dritten Tag! Wie sollte das alles nur weitergehen? Vorsichtig tippte mich Seppelpeter an.
    »Was'n midder Nasn??«
    »Fängt sofort an zu bluten, wenn ich keinen Adapter kriege«, antwortete ich gereizt. Seppelpeter nickte, dann blickte er kurz nach vorne, nur um mich Sekunden später wieder anzutippen und auf seine Videokamera zu deuten. »Willsd jetzt an Oddi schaun?«
    Konsterniert blickte ich Seppelpeter an. Dann sagte ich: »Danke, immer noch nicht.«
    Seppelpeter war nicht mal beleidigt. »I schigg eh a DVD rum!« »Klasse.«
    Während unserer halbstündigen Fahrt in die letzte Stadt vor der Wüste gab es die üblichen Buskonversationen. Breitling fragte Bahee, ob er die Klimaanlage anmachen könne, er würde schwitzen wie ein Schwein. Das stimmte auch, was mich freilich nicht wunderte, denn wenn ich mir am Abend zwei Flaschen Allesverloren reingeballert hätte, würde ich auch schwitzen wie ein Schwein. Bahee schaltete die Klima ein und die Gruberin wieder aus. Eine Erkältung sei nun wirklich das Letzte, was sie im Urlaub gebrauchen könne. Bahee schlichtete gekonnt mit: »Mir stellen die Klima jetzt mal a bikkie an, und die Düse hier bei dir, da kannste mal selber zumachen.« Dieser Bahee, dachte ich mir voller Respekt, der hat echt die Ruhe weg.
     
    Der außerplanmäßige Stopp in der Apotheke schien keinen groß zu stören: Offenbar hatte jeder irgendein Wehwehchen, und es wurden allerhand Pflaster, Pillen und Sprays gekauft. Ich selbst besorgte mir eine Nasensalbe, frische Tampons und Vitamin-K-Tabletten bei einem hageren Apotheker mit schütterem Haar, der aussah wie ein Protagonist aus
Farmer sucht Frau
. Sein Deutsch klang ein bisschen so wie das eines norddeutschen Fischers nach einem Joint.
    »Dann kriech ich von dir 215 Nam Dollar.«
    Ich kramte in meinem Portemonnaie und fand schließlich

Weitere Kostenlose Bücher