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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Fußballfelder ein und war nichts anderes als ein in die Wüste geworfenes Hotel ohne Wände. Die Feldbetten waren in einem gewissen Abstand pärchenweise im roten Sand verteilt und hatten neben einem warmen Schlafsack sogar ein Nachttischchen, eine Ablage für die Rucksäcke und eine eigene Öllampe. Sina und ich hatten unser Wüstenzimmer bereits bezogen und beobachteten amüsiert, wie sich die anderen fürs Abendessen zurechtmachten. Da der Sichtschutz zwischen den >Zimmern< lediglich aus der Entfernung selbst und der nun rasch einsetzenden Dämmerung bestand, wurde uns eine bunte Show mit durchweg talentierten Artisten geboten. Einer der Top-Acts war Karl-Heinz Seppelpeter, der mit seiner Nummer >Schildkrötenarsch vertilgt Nachkriegsunterhose< begeistern konnte. Ebenfalls sehenswert: wie Rosinenhexe Gruber ihr Feldbett gute fünf Meter von dem ihres Mannes wegzog und ihn, als er mit seinem folgte, zusammenstauchte wie einen dummen Schuljungen. Ihren Höhepunkt freilich erreichte die Namib-Revue erst durch Trixis meisterhaft inszenierte Balancenummer: Barfuß in geöffneten Schuhen stehend, versuchte sie eine Thermohose anzuziehen, ohne dass die Füße den schmutzigen Sand berührten. Trixi berührte den Sand nicht nur mit den Füßen: Wie vom Publikum bereits sehnsüchtig erwartet, krachte sie, mit rudernden Armen und der Thermohose auf Kniehöhe, über ihren Nachttisch und das Feldbett in den Sand und nahm bei der Gelegenheit gleich noch die brennende Öllampe mit. Sina und ich implodierten fast vor Lachen.
    »Alles gut! Nix passiert!«, lachte Trixi ein wenig verzweifelt und rappelte sich wieder auf. Wie hieß es so schön in der Reisebroschüre: >Der weitläufige Blick über die feurig schimmernde Dünenlandschaft im Abendlicht lässt uns innehalten und den Tag sanft ausklingen.<
    »Sag mal, Schatz, was findest du eigentlich an diesem Schnabel?«, fragte ich Sina, als ich sah, wie der Jever-Fun-Triathlet Liegestützen neben seinem Bett machte.
    »Nichts, was dir Sorgen machen müsste«, antwortete Sina und strich mir über den Rücken, »der Kevin brauchte einfach nur mal jemanden zum Reden. Is halt verlassen worden, und das mit dem Personal Training läuft auch nicht so. Wir kriegen aber ne Gratisstunde, wenn wir wollen.«
    »Gratisstunde!«, wiederholte ich abschätzig, dann rief Bahee schon zur offiziellen Camp-Führung, und vielleicht war das auch ganz gut so.
    Kurz darauf standen wir mit Bahee vor dem Wüstenklo: eine richtige Toilette mit Porzellanschüssel, Holzklobrille und Klopapierhalter! Sie stand einfach so mitten im roten Sand, und mit Sicherheit war es das Klo mit dem besten Blick der Welt: Während man von drei Seiten durch Holzwände vor Blicken geschützt war, konnte man bestimmt eintausend Kilometer ins Land schauen. Für die Frauen war so ein Wüstenklo natürlich eine absolute Horrorvorstellung. Was da alles nach einem schnappen konnte im Dunkeln! Speckhuts Kommentar, er sei nicht giftig beim Schnappen, sorgte für den ersten Fremdschäm-Moment des Abends, und wir gingen weiter zur Dusche. Diese bestand ebenfalls aus einem U-förmigen Sichtschutz, einem Bodenrost und einem aufgehängten Wassereimer mit einem an der Unterseite angeschweißten Drehduschkopf. »Da musst ihr mal Bescheid sagen, wenn ihr duschen wollte, da macht der Friedrich die Wasser heiß auf die Feuer und füllt die Eimer«, erklärte uns Bahee und ergänzte amüsiert: »Allerdings braucht ihr a bikkie Timing, weil wenn die Eimer leer ist, dann ist die leer, und dann stehst du dumm da mit deine Shampookopf in die Wüste, ne.«
    »Und woher weiß ich, dass der Eimer leer ist?«, wollte Brenda wissen - offenbar sah sie sich schon mit Shampoo und Conditioner nackt im Wind stehen. Speckhut dachte anscheinend das Gleiche, denn eilig brachte er sein Zotengeschütz in Stellung und feuerte einen kleinkalibrigen Altherrenwitz über unsere Köpfe: »Also in deim Foll glaub i, dass dir jeder Mann hier gern an zweiten Eimer bringt, oda?«
    Wieder lachte Speckhut selbst am lautesten über sich, doch wenigstens war es nun fast dunkel, und so bekam er nicht mit, dass wir alle Löcher in den Sand guckten. Im schwachen Licht der Dämmerung stapften wir zurück und erreichten eine große Essenstafel, die ein wenig surreal ebenfalls auf nacktem Namibsand stand und liebevoll gedeckt war. Vergnügt deutete Sina auf die Kochstelle, an der die schwarze Camp-Crew im Schein der Ollampen gerade unser Abendessen vorbereitete.
    »Kuck mal! Halboffene

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