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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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seinem dämlichen Gedicht Hörner aufsetzen?
    »Haucht a Oryx >Nein, nein, nein<
    oder könnt's a Springbock sein?«
    Frettchengleich und mit schmierigem Grinsen thronte Speckhut auf dem Beifahrersitz und pumpte seine Häme durch die Deckenlautsprecher. Vorwurfsvoll starrte ich auf Sina, doch die zeigte mir einfach nur einen Vogel. Hätte ich auch gemacht an ihrer Stelle.
    »Erst letzte Nocht, da wusste ich,
    net nur die Viechal mögen sich!
    Unfassbar, was sich da so regt.
    Wie heißt's so schön: die Wüste lebt!«
    Speckhut klatschte sich sicherheitshalber selbst Applaus, was gar nicht nötig war, da bereits der komplette Bus Tränen lachte. »Reimen tuat ka Maier und ka Huber, reimen tuat nuuuur ... ?«
    «... Pepi Gruber!«, riefen alle. Na ja ... fast. Sina und ich riefen nichts. Und wir lachten auch nicht wirklich.
    »So, da haben wir mal eine schöne Gedicht wieder hier gehört von die Pepi«, quäkte Bahee übers Headset, »aber jetzt musst ihr hier mal zur Seite schauen, ne, weil da steht die Düne, wo wir morgen ganz früh die Foddo machen, und das ist auch ohne Flachs die größte Düne von Welt, also vielleicht auch die zweitgrößte, da muss ich die Platz noch mal sicher machen!«
    Ich war kopftechnisch irgendwie immer noch bei den Tieren der Wüste. Welche Viechal hatten sich denn da gemocht? Und warum hatte ich nach nur sieben Bier nichts mehr mitbekommen? Ohne dass ich etwas dagegen hätte machen können, lieferte mir mein Hirn eine Pornoszene nach der anderen: Schnabel oben, Sina unten, Sina vorne, Schnabel hinten, Sina, wie sie Schnabel schnäbelt, Schnabel, wie er Sina schnäbelt, Schnabelsteck, Sinaschleck, Matze weg! Dieser langweilige Lackaffe und meine Sina! Sina, der Humor, Ehrlichkeit und Lebensfreude immer so wichtig gewesen waren. Vielleicht stimmte das ja auch immer noch, und ich hatte nur »von einem geilen Typen mal so richtig durchgevögelt werden< vergessen.
    Breitling, dem meine Gesichtsverkrampfung aufgefallen sein musste, schubste mich von der Seite: »Matze! Das war 'n blödes Gedicht, sonst nix!«
    »Und wenn nicht?«, fiepte ich.
    Breitling lachte: »Reißen wir ihm die Sacknaht bis zum Hals auf!«
    Ich blitzgrinste höflicherweise und blickte wehmütig nach draußen. Die vermutlich zweitgrößte Düne der Welt wurde wieder kleiner, und schließlich bog unser Bus von der Piste ab und hielt auf etwas zu, was von weitem wie eine Zeltstadt aussah. Der Lautsprecher knackste.
    »So, Leute, wir rollen jetzt hier mal rein in die Sossusvlei Lodge, der ist wirklich eine Top-Notch-Lodge mit tolle Zimmer und super Essen, da gibt acht verschiedene Wildsorte abends am Grill und ... Matze, wo bist du?«
    Ich hob meinen Blick und antwortete schwach.
    »Ganz hinten, wie immer.«
    »Matze, die haben da so viel Telefon und Fax und Internet, da kannst du mal das Pressezentrum von die WM draus bauen, ne, hehe!«
    Breitling drehte seine Faust freundschaftlich in meine Schulter. »Da siehste mal. Und unsere Mäuse bringen wir auch wieder an 'n Start!«
    »Schauen wir mal.«
     
    Auf dem Parkplatz der Sossusvlei Lodge wartete ein riesiger Vogel Strauß auf uns. Wir stiegen aus, Trixi schoss ein Foto mit ihrer roten Kamera, da kam Sina direkt auf mich zu. Aufgewühlt griff sie meinen Arm.
    »Matze, also wenn du mir so was zutraust, dann brauchen wir gar nicht mehr reden! Ich meine, das ist doch jetzt echt lächerlich. Überleg doch mal!«
    »Der Strauß da, der ist eine Weibchen, weil er grau ist«, erklärte Bahee und lenkte uns beide für einen Augenblick ab. »Männchen ist schwarz!«
    Entschlossen drehte ich meinen Arm aus Sinas Griff und sagte: »Haucht a Oryx >Jajaja< oder war's der Schnabel gar?« »Heißt was?«, zischte Sina.
    »Da müsst ihr mal auf eure Schmuck auch aufpassen, weil die Strauße alles mögen, was glitzert und funkelt, und wenn die mal eine Ohrring gerne haben möchten, dann picken die sich, ne!«
    »Matze, bitte«, flehte Sina und nahm meine Hände, »jetzt lass uns doch mal reden!«
    Ich zog sie wieder zurück.
    »Was gibt's denn da noch zu reden?«
    »Dann halt nicht!«, fauchte sie und drehte sich weg. Im Augenwinkel sah ich Schnabel grinsen. Das war zu viel. Verbittert und ohne Gepäck oder Schlüssel stampfte ich auf ein festungsähnliches, rotverputztes Eingangstor der Lodge zu, taumelte schäumend durch die Lobby, wo ich fast eine Kellnerin umriss, und nahm Kurs auf den kleinen Pool, wo ich mich auf eine der Liegen fallen ließ.
    »Dieser Affe!«, knirschte es durch

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