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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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mit Brenda bei ihrem Gilette-Ossi im schattigen Sand am Baum saß und ein Sandwich verspeiste. Ich hätte mich freilich dazusetzen können, aber dazu war ich nicht in der Stimmung.
    Es war die Ungewissheit, die mich fertigmachte: Wohnung: jein! Sina: jein!
    Kurz vor Ende der Rast schließlich humpelte Breitling mit einer Kippe zu mir, drehte seine Handknöchel in meine Schulter und grinste: »Mach dir keinen Kopf. Die wollen uns nur ein bisschen leiden sehen.«
    Stumm schaute ich ihn an.
    »Na ja ... klappt ja auch. Blase am Fuß?«
    »Blutbad trifft es eher, glaube ich. Ich will's gar nicht sehen! Wie lange hast du deine denn eingelaufen?« »Fünfzehn Jahre!«
     
    Bald marschierten wir schon wieder weiter. Dass das Wandern gut für Körper und Geist ist, kann ich leider nicht bestätigen. So trat ich vor Wut insgesamt zweimal gegen einen Baum, und als der Triathlon-Thüringer unvorsichtigerweise vor uns marschierte, kickte ich einen Stein nur wenige Zentimeter an seinem Hintern vorbei.
    Die Sonne brannte so heiß auf uns herab, dass es unter meiner Schirmmütze brodelte, Breitling immer hummerfarbener wurde und sogar Speckhut sich zotenfrei nahm, vermutlich aus Angst vor einem Scherzinfarkt. Schnabel klebte auch weiter an unseren Freundinnen wie ein Bodyguard. Unsere Annäherungsversuche vereitelten sie, indem sie einfach auch langsamer gingen, wenn wir uns zurückfallen ließen, und blieben wir stehen, dann taten sie das auch. Mit »Alberne Scheiße!« gab Breitling schließlich den Befehl zum sofortigen Ausblenden geschlechtsspezifischer Wirrungen und bedingungslosen Vorhumpeln auf das zweite Camp.
    Wir erhöhten unsere Geschwindigkeit und liefen weiter über die Dünen, sehr viele Dünen, und auch wenn diese nur gut fünfzig Meter hoch waren und nicht sehr steil, so zehrte das stetige Auf- und Abgerutsche doch gehörig an der Kondition. Und dann hörten diese Dünen einfach nicht auf! Hatte man eine überquert, lag die nächste schon dahinter.
    »Ist das ein Terrorcamp?«, stöhnte ich, als Bahee in Hörweite war.
    »Wart doch einfach mal, ne«, meinte Bahee lässig. »Wenn sie dich rausfischen bei die Einreise in Deutschland, dann war eins, hehe!«
    Fortan machte Bahee sich einen Spaß daraus anzukündigen, dass uns hinter der jeweils nächsten Düne nun wirklich das zweite Camp erwartete mit kühlen Bierchen und dem Abendessen. »Jetzt hier mal ohne Flachs, Leude, ne, der ist die allerallerletzte. Ups ... ich hab echt gedacht, ne, sorry, eine noch!«
    Mit jeder Düne schwanden meine Kräfte, und bald war das Einzige, was mich noch vorantrieb, der Gedanke an ein Feldbett und ein kühles Bier. Erst nach einer Pause und klarem Kopf würde ich die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Sina angehen können, ebenso wie die Wiedererlangung bereits sichergeglaubten Wohnraums.
    Irgendwann, es muss kurz vor Ende meines Lebens gewesen sein, erreichten wir dann unser zweites Camp. Ich war derart am Ende, dass mich meine Beine fast nicht mehr tragen wollten. Mit kochendem Hirn, Schweiß in den Augen und einem Gesicht wie nach einem Schlaganfall vernahm ich Bahees Stimme nur noch kanalschachtig: »So, hier sind wir dann mal nach acht Stunden Latschen in unsere zweite Nachtlager. Ich geh jetzt mal hier die Schlüssel für die Zimmer zu verteilen, ne, hehe.«
    Noch während ich überlegte, dass es ja gar keine Schlüssel geben konnte, weil wir wieder mitten in der Wüste schlafen würden, hatten Sina und Brenda ihre zwei Feldbetten schon zu Schnabel gezogen. Okay, dachte ich mir, die wollen das jetzt also knallhart auch die Nacht noch durchziehen.
    »Und was wird das jetzt da drüben?«, ächzte ich.
    »Ach!«, winkte Breitling ab und zog stöhnend seine Schuhe aus, »die kommen schon wieder, reine Zickerei!«
    »Mhh.«
    »Ach du Scheiße!«
    Erschrocken starrte ich auf Breitlings Füße. Sie sahen aus, als wären sie nach einer Maschinengewehrsalve zusätzlich noch frittiert worden. »Maus?«, rief er klagend, »bring doch mal die Pflaster!«
    Das Plastikschälchen Hansaplast traf Breitling genau auf den Kopf. Säuerlich öffnete er die Verpackung und begann mit der Versorgung seiner Füße. Ich räusperte mich.
    »Warum ... habt ihr euch eigentlich gestritten?«
    Breitling knurrte irgendwas Unverständliches in sich hinein, dann sagte er: »Ach ... kannste vergessen. Sie meint, ich würde nur saufen und fluchen. Kannste dir das vorstellen?«
    Das >Ja!< lag mir auf der Zunge, aber irgendwie schüttelte ich

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