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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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meine Zähne, dann flog ein Plastiktisch in den Pool. Breitling hatte recht: Wir hätten ihm echt die Sacknaht bis zum Hals aufreißen sollen!
    Minuten später kam eine grazile Schwarze in adretter Uniform zu mir an den Pool, in der Hand hielt sie einen Schlüssel.
    »Are you Mr Klein?«
    »Yes!«
    »This is your key. And your guide said you wanted an adapter?«
    »Yes?«
    »Here you go! Enjoy your stay!«
    Verdutzt nahm ich Schlüssel und Adapter entgegen und erhob mich von der Poolliege. Dann fischte ich das Plastiktischchen aus dem Wasser und machte mich auf die Suche nach meiner Unterkunft. Unsere Quartiere für diese Nacht standen zu beiden Seiten eines geschwungenen Fußweges und waren halb Zelt, halb Haus: Das Fundament und eine hüfthohe Umrandung waren noch aus rotverputzem Stein, alles darüber aus schwerem, beigem Zeltstoff, und irgendwie erinnerte mich das Ganze an eine Beduinensiedlung.
    Ich hatte das vorletzte Zelthaus vor der Wüste. Als ich ins Zimmer trat, war mein Gepäck bereits sorgsam auf einer hölzernen Ablage verstaut. Von Sinas Reisetasche allerdings war ebenso wenig zu sehen wie von ihr selbst. Lustlos steckte ich den Leihadapter der Lodge in die Steckdose und stöpselte mein Handy ein. Zum ersten Mal seit ich den schwarzen Kontinent betreten hatte, konnte es in Ruhe laden. Ich konnte telefonieren. Faxen. Mailen. Aber wozu?
    Mehr aus Ratlosigkeit als aus Interesse schlich ich durch das Zimmer. Klimaanlage gab es keine, aber das war vermutlich auch schwachsinnig, wenn der Raum zur Hälfte aus Zeltstoff bestand. Mit der Hand strich ich über die steinernen Nachttischchen, berührte die afrikanische Stickerei über dem Kopfteil des Bettes und inspizierte schließlich auch das komplett gemauerte Bad, wo ich neugierig meinen Kopf durch das kleine Fenster steckte.
    »Tageslichtbad«, murmelte ich noch, weil Sina das so wichtig gewesen war bei der neuen Wohnung, da sah ich sie aus dem Bungalow gegenüber treten. Das alleine wäre ja noch nicht so schlimm gewesen, denn es hätte ja Trixis Quartier sein können, was wusste ich denn, wo sie untergekommen war. Als ein gutgelaunter Schnabel im Türrahmen auftauchte, wusste ich es.
    »Okay«, sagte ich zu mir selbst und ließ alle Luft aus meinen Lungen. Dann legte ich mich quer aufs Bett und schloss die Augen. Die Gedanken wirbelten hin und her wie in einem Küchenmixer. Ein Gedanke blieb besonders oft am Plexiglas kleben: >Das war's!<
    Meinen Notizzettel mit den Telefonnummern hatte ich schnell gefunden. Dass sich nur der Anrufbeantworter meldete, machte mir nichts, denn was ich zu sagen hatte, war so kompliziert dann ja auch wieder nicht: »Hallo, Frau Metzger, Klein hier, aus dem Urlaub«, sprach ich mit ruhiger Stimme, »es tut mir leid, aber ... es hat sich leider so einiges geändert in der Zwischenzeit und ... Sie hatten leider recht: Ich muss die Wohnung jetzt doch noch absagen. Danke für Ihre Geduld noch mal, und die fünf Euro können Sie natürlich behalten. Wiederhören und ... tut mir leid.«
    Vorsichtig legte ich auf und blieb für eine ganze Weile einfach so sitzen. Schließlich raffte ich mich doch auf und trat auf die rotgestrichene Veranda, von der ich direkt in die Wüste blickte. Keine zehn Meter entfernt stand der Strauß vom Parkplatz und glotzte mich an, ein wenig versetzt naschten zwei Giraffen die letzten grünen Blätter von einem Baum, die Abendsonne hing kitschig über dem Berg. Wäre ich ein Farmer in einem ZDF-Sonntagabendfilm gewesen, ich hätte mir eine Flinte aus dem Schrank geholt und mir eine Ladung Schrot ins Hirn gepumpt. Ein Fernsehteam oder eine Flinte waren freilich nirgendwo zu sehen. Stattdessen fanden sich die Grubers auf der gut einsehbaren Restaurantterrasse ein.
    Ein schlanker Kellner im Anzug verteilte Getränke an Breitling und Brenda, und schließlich betrat auch Sina in einem hübschen Kleid die Terrasse, gefolgt von Schnabel in Jeans und weißem Hemd. Ich kannte Sinas Kleid; wir hatten es zusammen für genau diesen Abend ausgesucht. >Wenn wir mal fein essen in einer schönen Lodge, da können wir doch nicht in Wandersachen ...<, hatte sie gesagt und ganz aufgeregt vor der Umkleide gestanden und sich vor mir gedreht: >Was meinst du?<
    >Echt schön!<, hatte ich gesagt - und nun trug sie es ausgerechnet zum Abendessen und bekam womöglich sogar noch Komplimente vom tumben Schnabel. Es wurde Sekt gereicht, man kicherte und scherzte über Breitling, der seine Uhr an das Straußenweibchen verloren zu haben

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