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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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dachte ich, hatte ich jetzt eine Dreizimmerwohnung mit Rheinview. Und viel passieren konnte ja nun auch nicht mehr in diesen drei Tagen, nach all dem, was schon passiert war. Dachte ich.
     
    Es war ausgerechnet Trixi, die unwiderruflich alles über den Haufen warf. Man hätte es natürlich ahnen können, nach all den Schusseligkeiten, die Trixi bisher dargeboten hatte, ja vielleicht hätte man sogar Vorkehrungen treffen können.
    Von diesem Abend an jedoch war Trixi kein Schussel mehr, über den man sich amüsierte, sie war einer, den man von ganzem Herzen hasste. Es war nur ein einziger ihrer ohnehin stets unbedachten Schritte, der uns allen den Atem nahm und den Magen zuschnürte. Ein einziger, dummer Schritt nur, der meine Pavian-Aktion zu einem pubertären Streich werden ließ, weil alle, ausnahmslos alle mit einer solchen Verachtung auf die arme Trixi starrten, dass dieser die Tränen nur so aus den Augen schössen. Und obwohl keiner auch nur einen Ton sagte, so hing doch der bittere Vorwurf wie ein sorgsam geschliffenes Schwert über ihrem Kopf: Wie konnte man nur so achtlos sein, so verträumt, so dumm? Wie konnte man den am Boden liegenden Carlos einfach übersehen? Gut, sein Fell hatte eine ähnliche Farbe wie der Teppich, aber sie hatte doch ebenso wie alle anderen gesehen, dass das Erdmännchen dort eingeschlafen war! Schlimmer noch: Keine fünf Minuten zuvor hatte sie Carlos exakt dort fotografiert, das konnte man doch nicht einfach so vergessen in der kurzen Zeit!
    Bitteres Schweigen füllte den Raum, und die stummen Blicke der Lodge-Gäste wogen schwerer noch, als jede Beschimpfung es vermocht hätte.
    All das war zu viel für Trixi. Als Bahee nüchtern verkündete, dass Carlos tot war, rannte sie einfach hinaus in die Nacht. Ich war mir sicher: Von allen dort hasste sie selbst sich am meisten.
     

35
    Verzweiflung und Selbsthass scheinen mächtige Antriebsfedern zu sein: Ich hatte ernsthafte Schwierigkeiten, dem bestimmt zehn Jahre älteren Erdbeerigel auf den Hausberg der Lodge zu folgen, und je öfter ich ihr zurief, stehen zu bleiben, desto schneller wurde sie.
    Der Mond glomm nur schwach in dieser Nacht, und ich befürchtete, Trixi ganz aus den Augen zu verlieren. Also begann ich zu rennen. Immer wieder stieß ich gegen stachelige Büsche, immer wieder gaben meine Füße unter Geröll nach, und einmal legte ich mich glatt hin. Dennoch schmolz Trixis Vorsprung, während sie immer weiter und immer höher auf den Berg stieg,
    »Trixi! Bitte! Jetzt warte doch mal!«
    »Lass mich!«, gellte es entschlossen zurück.
    »Trixi!«, rief ich, »das ... das war ein schusseliger Unfall!«
    »Eben! Schusselig!«
    »Aber das war doch keine Absicht!«
    »Ist doch egal, was es war ... ich hab ... ich hab ... Carlos totgetreten!«
    Beide waren wir stehen geblieben und rangen nach Luft.
    »Ja, stimmt. Aber ... was du jetzt machst, ist noch schusseliger, hier nachts rumzurennen!«
    »Eben! Schusselig!« Jammernd lief Trixi wieder los.
    »Jetzt warte doch mal!« Ich nahm meine letzte Kraft zusammen, um Trixi einzuholen. Wir waren nun fast am Kamm des Hausberges angekommen, als sie sich mit einem Mal umdrehte und mit ausgestreckter Hand irgendetwas in Richtung meines Gesichtes hielt. Erschrocken blieb ich stehen.
    »Jetzt lass mich alleine!«, forderte sie atemlos. »Was hast du da in der Hand?«
    »Mein Pfefferspray! Das geht zehn Meter, steht auf der Dose!«
    Ich ging nicht nur keinen Schritt weiter, ich ging sogar zwei zurück und nahm, was natürlich völlig schwachsinnig war, meine Hände hoch.
    »Trixi, nimm das runter, bitte! Du kannst doch gar nicht damit umgehen!«
    »Du meinst, ich bin zu schusselig dazu?«
    »Nein, natürlich nicht, aber ... was willst du denn überhaupt damit?«
    »Mich verteidigen gegen wilde Tiere und ... Kofferkacker!«
    Trixis Stimme zitterte noch immer, und auch wenn sie sachlich recht hatte mit ihrer Beleidigung, so machte es freilich keinen Sinn, das Spray nun ausgerechnet auf den zu richten, der ihr helfen wollte.
    »Okay, Trixi. Ich sag dir die Wahrheit. Du bist einer der größten Schussel, die ich in meinem Leben getroffen habe.«
    Sicherheitshalber machte ich einen weiteren Schritt zurück und bedeckte nun meine Augen mit der linken Hand. Statt einer Ladung Pfeffer kam eine energielose Frage von Trixi.
    »Ich ... ich würde mir das Spray selbst ins Gesicht sprühen, wenn ich abdrücke, oder?«
    Ich nickte. »Wenn von zehn Pfeffersprays bei einem die Düse nach hinten gedreht

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