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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Vandersee
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miez«, rief ich. »Humphrey!«
    »Das hat keinen Zweck«, meinte Nele. »Das letzte Mal ist er bis nach Blankenese gelaufen und wurde dort von einer Frau ins Tierheim gebracht.«
    »Du meinst also nicht, dass er von alleine zurückkommt?«
    »Nein. Am besten hängen wir Zettel in der Umgebung auf.«
     
    Wenn ich eins an diesem Abend gelernt habe, dann, dass es bei Einbruch der Dunkelheit keinen Spaß macht, Suchplakate an Bäume und Ampelmasten aufzuhängen. Ich trat in zwei Hundehaufen, rutschte auf einem durchweichten Pappkarton aus und fiel der Länge nach auf die Straße, musste mich daraufhin als Schnapsdrossel beschimpfen lassen, von einem Mann auf einem Fahrrad, der Schlangenlinien fuhr und last bot not least, wehten ungefähr zwanzig Ausdrucke mit Humphreys fiesem Katzengesicht Richtung Autobahn.
    Mit Blasen an den Füßen, einem abgebrochenen Absatz am Schuh und der miesesten Laune, die man sich vorstellen kann, kehrten wir ins Haus meiner Mutter zurück, setzten uns ins Wohnzimmer und starrten aufs Telefon.
    »Ich glaube, heute Abend meldet sich keiner mehr. Ich meine, wer findet nachts schon eine schwarze Katze«, sagte ich und schaltete den Fernseher aus.
    »Vermutlich«, gähnte Nele, rollte sich auf der Couch zusammen, zog die Wolldecke fest um sich und war sofort eingeschlafen.
    Ich schlich nach oben, las noch ein paar Seiten in meinem Buch und versuchte dann ebenfalls etwas Schlaf zu finden. Doch sowie ich die Augen schloss, sah ich Jasmin vor mir, wie sie mir boshaft ins Gesicht lächelte. Also las ich das Buch zu Ende, und erst als es draußen schon hell wurde, verfiel ich in einen unruhigen Schlaf.
    »Wach auf! Da ist jemand am Telefon!« Jemand rüttelte mich unsanft an der Schulter.
    »Ich hab ein Attest. Ich darf mein Knie nicht belasten«, murmelte ich und drehte mich zur Seite.
    »Lucy! Da ist jemand wegen Humphrey am Telefon!«
    Ich schoss hoch und stieß gegen das Telefon, das Nele mir hingehalten hatte.
    »Aua«
    Nele lachte, wurde dann aber wieder ernst und hielt mir das schnurlose Telefon vor die Nase.
    »Reuter«, sagte ich und gähnte ausgiebig.
    »Olsen. Ich habe ihre Katze gefunden.«
    Die Männerstimme am Telefon klang tief und sexy. Ich bekam eine Gänsehaut. »Wirklich?« Ich stand auf und streckte mich.
    »Ich komme ihn gleich abholen«, sagte ich und notierte mir die Adresse.
    Eine halbe Stunde später saß ich im Auto und überprüfte im Rückspiegel mein Aussehen. Meine Haare hatte ich zu einem Zopf gebunden. Die Augenbrauen waren sorgfältig gezupft. Ein zarter Lidstrich in Hellgrün betonte meine bernsteinfarbenen Augen und auf den Lippen glänzte ein wenig Lipgloss, das ich von Nele geborgt hatte.
    Wenn der Typ so aussah, wie er klang, hatte ich meinen Traummann gefunden. Nele hatte mich nur mitleidig belächelt, als ich mich in meinem neuen grünen Kleid vor dem Garderobenspiegel begutachtet hatte.
    »Wer sexy klingt, sieht meist scheiße aus«, hatte sie nur gemeint.
    Ich wusste, dass man von der Stimme nicht auf die Optik schließen konnte. Doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass dieser Typ am Telefon eine glatte Zehn sein würde. Gut gelaunt schaltete ich das Autoradio ein und sang zu einem Popsong mit, den ich eigentlich blöd fand.
    Kurz darauf bog ich in eine kopfsteingepflasterte Sackgasse, in der hübsche Flachdachbungalows und gepflegte Doppelhaushälften standen. In den Einfahrten glänzten die Motorhauben schicker SUV´s um die Wette und in den Vorgärten tummelten sich mehr oder weniger dekorative Leuchttürme, nebst anderem maritimen Dekokram, Terrakottatöpfe mit hübschen Blümchen und die eine oder andere Miniaturwindmühle.
    Am Ende der Sackgasse fand ich dann auch endlich die Nummer 56. Ein weißer zweistöckiger Flachdachbungalow mit blauen Fensterläden. Ein Kiesweg führte an einem frisch gemähten Rasenstück zur Haustür. Wer immer hier wohnte, hatte wohl ein Händchen für Gartengestaltung, schoss es mir durch den Kopf. Hier passte alles perfekt zusammen. Zwei blaue Blumenkübel mit hübschen Wildblumen verzierten den Eingangsbereich und schafften eine wohlige Atmosphäre.
    Mit weichen Knien drückte ich auf den Klingelknopf. Wieso war ich auf einmal so nervös? Die Katzentransportbox stellte ich kurz auf dem Boden ab, um mein Kleid glatt zu streichen.
    Nach einer Minute wurde endlich die Tür geöffnet, und ich fiel fast rückwärts ins Kräuterbeet. Brad Pitt im Alter von Ende zwanzig stand vor mir. Nun gut, sein deutsches Pendant

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