Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
und Imbissfutter leben.«
»Sie könnten auch einen Koch einstellen«, witzelte ich.
Er zog die Nase kraus. »Dafür reicht das Budget nicht. Wir sind ein kleiner Start-up Verlag. Seit knapp drei Monaten erst im Geschäft.«
»Und was verlegen Sie so?«, fragte ich interessiert.
»E-Books. Im Moment vorwiegend die Genres Krimi und Thriller.«
»Wow«, sagte ich. »Das klingt spannend.«
»Ja, es ist zwar sehr stressig im Moment, aber auf jeden Fall aufregend und interessant.«
Ich lächelte. Und lächelte. Verflixt, wieso fiel mir denn absolut kein Gesprächsthema ein?
Meine Mundwinkel taten schon weh, während ich mein Hirn krampfhaft nach interessanten Äußerungen durchstöberte. Politik, Religion, Wetter, Make-up, Mode, Fernsehen, alles Themen, die mich total langweilig aussehen lassen würden. Aber irgendetwas musste ich nun sagen.
»Und gucken Sie auch Fernsehen?« Na, toll! Was war das denn für eine dämliche Frage?
»Selten. Hab den Fernseher eigentlich nur aus nostalgischen Gründen. Und wegen der Fußballspiele.«
»Ich konnte mich noch nie besonders für Fußball begeistern.« Ja, genau so etwas wollte ein Mann sicherlich von einer Frau hören. Erst recht nicht von seiner zukünftigen Ehefrau. Ich war wirklich aus der Übung. Vielleicht sollte ich einen Flirtkurs buchen?
»Da geht es Ihnen wie wohl wie der Mehrheit der Frauen. Schade eigentlich. Ist ein schöner Sport.«
»Spielen Sie selbst?«, fragte ich nun interessiert.
»Früher ja. Aber vor drei Jahren hatte ich einen Bandscheibenvorfall und seitdem - » Er beendete den Satz nicht. Für einen kurzen Augenblick bekamen seine Augen einen traurigen Glanz.
»War ein schöner Ausgleich zum Bürojob.«
»Ich habe eine Zeit lang Tennis gespielt«, sagte ich zu meiner eigenen Überraschung. Meine Mutter hatte mich damals angemeldet, gegen meinen Willen, und nach dem dritten Trainingstag hatte ich aufgehört, da ich Abhängen am Elbstrand mit meinen Freundinnen besser fand.
»Waren Sie gut?«
Ich lachte. »Nein. Nicht wirklich. Und nach einiger Zeit habe ich damit aufgehört, weil ich lieber mit meinen Freundinnen am Strand Party gemacht habe.« Nunja, wir haben uns auf Wolldecken den neusten Klatsch erzählt, gelästert und die coolen Jungs beobachtet, die uns natürlich keines Blickes gewürdigt haben. Aber was sprach dagegen, die eigene Biografie etwas aufzuhübschen. Ein Upgrade brauchte man heutzutage doch für alles und jeden.
»Und heute machen Sie keinen Sport mehr?«
Verlegen blickte ich an mir herunter. War das eine Anspielung auf meine Figur? Ich war zwar nicht superdünn, aber durchaus als schlank zu bezeichnen.
»Ich meine damit nicht...ich wollte damit nicht sagen, das....« Er wurde rot und ich musste lachen.
»Ich versuche mich seit drei Jahren zum Joggen zu motivieren, aber ich scheitere immer an der Auswahl der richtigen Schuhe.«
»Probieren Sie's mal barfuß!« Dann lachten wir beide.
Humphrey miaute lautstark und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn so lange in der winzigen Box eingesperrt hatte.
Mit leicht zittrigen Händen stellte ich meinen leeren Kaffeebecher auf den Tisch ab und erhob mich.
»Tja, also, dann...danke für den Kaffee.«
»Dafür nicht.« Er stand ebenfalls auf. Erst jetzt bemerkte ich die kleine Narbe an seinem Kinn und widerstand nur mit Mühe dem Impuls sie zu berühren.
»Alles in Ordnung?«, fragte er und musterte mich besorgt.
»Ja. Ich habe mich...nicht so wichtig«, sagte ich schnell, hob die Transportbox auf und wandte mich zum Gehen.
»Passen Sie gut auf ihn auf!«, sagte Tom, als ich mit Humphrey zur Tür hinaus ging.
»Auf jeden Fall! Und vielen Dank für’s Finden!«
7.Kapitel
»Vielen Dank fürs Finden? Das war alles? Kein, cool Sie kennengelernt zu haben , oder wollen wir nicht unsere Telefonnummern austauschen ?«
Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte Nele mich an. Wir saßen im Wohnzimmer, wo wir das Gyros verputzten, das ich auf dem Rückweg beim Griechen gekauft hatte.
»Er hat meine Nummer ja«, sagte ich laut schmatzend.
»Hat er gesagt, dass er sich bei dir meldet?«
Ich schüttelte den Kopf und kämpfte mit einem Zwiebelstück, das zwischen den Zähnen hängen geblieben war. Notiz an mich selbst: Kein Gyros essen bei einem Date.
»Habt ihr ausgemacht, euch bei einem Kaffee zu treffen, oder was ihr Erwachsenen so macht?«
Wieder schüttelte ich den Kopf.
Nele seufzte und schob ihren leeren Teller beiseite, um sich
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