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Hund aufs Herz

Hund aufs Herz

Titel: Hund aufs Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Haucke
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    Mich hat diese Geschichte damals schon sehr nachdenklich gemacht, und wie Sie sehen, habe ich sie nicht vergessen und häufiger erzählt, wenn züchterische Entscheidungen getroffen werden sollten, die offensichtlich den Wünschen der beiden Beteiligten nicht entsprachen. Gewiß: In den meisten Fällen wird eine Hündin in den entsprechenden Tagen den ihr zugedachten Rüden akzeptieren. Aber ganz gewiß nicht immer. Es gibt auch bei unseren Hunden ausgeprägte Vorlieben und Abneigungen: Besagter Riesenschnauzer geriet sein Leben lang nur bei dicklichen Hündinnen unbestimmter Rasse wirklich in Wallung, andere Hündinnen waren ihm – heiß oder nicht – schnuppe, und mein Mops, der mich fünfzehn Jahre meines Lebens begleitet hat, schwärmte ausschließlich für Riesendamen à la Greyhound oder Bernhardiner. Anderen machte er gerne den Hof, spielte reizend mit ihnen. Kopulieren wollte er nur mit Übergrößen.
     
    Die Frage ist nun: Wie gehen wir Menschen von der Sorte Hundehalter und überzeugte Hundefreunde mit solchen sonderbaren Emotionen um? Ich fürchte (ich weiß!): einigermaßen brutal. Die Reise zum Rüden hat stattgefunden, Kosten sind entstanden, Zeit wurde aufgewendet – und jetzt will der auf dem Papier doch so passende Rüde nicht, «steht» die Hündin nicht für den paarungsbereiten Rüden. Nun, da wird eben nachgeholfen: dem Rüden das Ejakulat «entnommen», der verstörten Hündin eingeführt und basta, das woll’n wir doch mal sehn!
    Wo, bitte, läßt man den füreinander vorgesehenen Partnern genügend Zeit – vielleicht sogar ein paar Tage –, sich kennenzulernen und ungestört ihre bezaubernd anzusehenden Werbungsvorspiele ablaufen zu lassen, wie das bei freilebenden höherentwickelten Tieren generell üblich ist?
    Natürlich werden jetzt Züchter wieder beteuern, daß es bei ihnen gerade so gehandhabt wird, wie zuletzt geschildert. Das freut mich dann natürlich. Und natürlich, oder sagen wir: wahrscheinlich wird mir wieder mal mitgeteilt, wie ahnungslos ich bin und daß ich von notwendigen züchterischen Verhaltensweisen nichts verstehe. Stimmt genau. Ich verstehe nichts von Vergewaltigen und möchte auch in dem Punkt nichts dazulernen. Ich glaube aber «an so etwas wie Liebe»(Zitat der kleinen alten Dame). Auch bei unseren Hunden, deren erstaunliche Fähigkeiten und deren Sensibilität doch immer wieder und tausendfach in Filmen und Büchern ihren Niederschlag finden.
    Nur beim Heikelsten, bei der zentralsten aller Emotionen, da haben sie Order zu parieren, oder wie? Mal nachdenken.

Trittbrettfahrer
    Über Jahrhunderte war es sehr einfach, einen unliebsamen Nachbarn loszuwerden: Man brauchte keine Beweise, es genügte, wenn der eine schwarze Katze hatte oder auffallend glücklich beim Abschluß seiner Geschäfte war. Ein Wink an die allgegenwärtigen Schergen der päpstlichen Inquisition – eine Art Rote Khmer der damaligen katholischen Kirche –, und weg war er: gefoltert, gerädert, ersäuft, verbrannt.
    Unter so schwachsinnigen Anklagen, die Betreffende habe Geschlechtsverkehr mit dem Teufel gehabt, wurden Hunderttausende von Frauen im damals noch schwach besiedelten Europa als Hexen diffamiert und in Schauprozessen zum Tode verurteilt.
    Wer in so einem Fall nicht über beste Beziehungen zu den Allmächtigen der Kirche verfügte, der war erledigt, sein Hab und Gut fraß die Kirche. (Die sich übrigens meines Wissens von den damaligen Ungeheuerlichkeiten niemals distanziert hat. Bis auf den heutigen Tag.)
    Bosheit und Gewissenlosigkeit feierten jedenfalls bis ins 18. Jahrhundert hinein Triumphe, Unzählige konnten nicht widerstehen, auf diese Art unliebsame, unschuldige «Mitmenschen» ins Verderben zu stürzen: Trittbrettfahrer auf dem Todeswagen der Mächtigen.
    So etwas hat es in zahllosen Varianten vorher und nachher immer wieder gegeben, unter wechselnden politischen Verhältnissen.
    Der deutsche Beamte hat keinen guten Ruf (mehr). Und daran hat er mit ungewohntem Fleiß gearbeitet. Er gilt als reaktionär, uneinsichtig, faul und überheblich. Aber was sich diese Sesselpuper in den Leitstellen der Städte, Gemeinden und Länder mit ihren «Kampfhundverordnungen» abgekniffen haben, übertrifft einiges. Schon deshalb, weil es Kundige auf diesem Gebiet gibt, die nicht gefragt wurden und deren Ratschläge dabei und danach nicht beachtet wurden. Die Wahrheit über «gefährliche Hunde» lag ja zutage, jederzeit abrufbar, untermauert mit Fakten und Zahlen, wurde aber von

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