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Hund aufs Herz

Hund aufs Herz

Titel: Hund aufs Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Haucke
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Nichtjagdhunden, gleich welcher Rasse, die armen «jagdlich geführten» Roboterhunde sind dem Hasen lieb und vertraut: Sie sind ja nur dazu da, ihn zu ihrem Mörder zu transportieren, wenn er schon tot ist. Über sechzig verschiedene Jagdhundrassen stehen dem edlen Waidmann dafür zur Verfügung.
    Auf die Spaziergänger selbst darf nur in Einzelfällen geschossen werden, nämlich dann, wenn einer das gleiche tut wie der «Jagdherr»: Tiere totschießen. Eine bedauerliche Einschränkung der Jagdfreiheit.
    Aber, den Helfer und hündischen Jagdgenossen neben sich, auf die Hunde der sinnlos im Wald herumtappenden Erholungssuchenden zu ballern ist ja auch schon ganz schön.
    Fernziel: Der Zugang zu Wald und Flur, zu Wiesen und Tälern wird ganzjährig für Nichtjäger gesperrt. Das würde endlich klare Verhältnisse schaffen, und Hunderttausende fanden Arbeit und Brot. In der Stacheldrahtherstellung. Halali.

Zuneigung unerwünscht
    Ich habe lange in Berlin, in einem ruhigen Vorort, gewohnt. Damals hatte ich einen Riesenschnauzer und begegnete auf Spaziergängen immer wieder einer alten, agilen, kleinen Dame, die mit drei grauen Zwergschnauzern unterwegs war, die unzweifelhaft eine Familie waren: ein bärbeißiger älterer Herr mit Frau und Tochter. Die Eltern im letzten Drittel ihres Lebens, das bei Zwergschnauzern hoch zu veranschlagen ist, das Töchterchen sozusagen in der Blüte ihrer Jahre, also vielleicht sechs. Die drei erfüllten ihre Rollen auf eine rührende und belustigende Weise: Der Zwergenvater trat jeder vermeintlichen – und ich bin sicher, auch jeder tatsächlichen – Gefahr unerschrocken entgegen. Zum Beispiel meinem Riesen, der die drei vergnügt in Augenschein nahm und die prophylaktischen Abwehrattacken des Familienoberzwerges etwas verlegen abzuwiegeln versuchte. Mama Zwerg hielt sich direkt an ihren Manne, und die wirklich sehr hübsche Tochter riskierte ein Auge auf den freundlichen Riesen, der nicht so recht wußte, was er mit der Minieroberung anfangen sollte.

Zuneigung unerwünscht

Zuneigung unerwünscht

Natürlich kam ich mit der Besitzerin der Kleinfamilie ins Gespräch, und sie erzählte mir, daß sie jahrzehntelang Zwergschnauzer gezüchtet und die Absicht hatte, mit der letzten ihr verbliebenen
    Hündin noch einmal einen Wurf zu wagen. Danach wollte sie die Zucht aus Altersgründen aufgeben. Sie war ganz sicher eine verantwortungsvolle Züchterin und fuhr während drei aufeinanderfolgender Hitzen zu Rüden, die aufgrund ihrer Vorfahren gut zu passen schienen.
    Die kleine Hündin, die schon zweimal einen gesunden Wurf geboren und aufgezogen hatte, lehnte aber jeden vorgeschlagenen Freier so entschieden und heftig ab, daß die alte Dame ihren Plan aufgab und ein halbes Jahr später anfragte, ob sie bei einer Freundin und Schnauzer-Clubkameradin ein paar Tage Urlaub machen könne. Die lud sie herzlich ein, meldete aber Bedenken an, als sie hörte, daß die kleine Hündin gerade wieder in der Hochhitze war, denn sie besaß einen Zwergrüden.
    Natürlich lachte die Besucherin in spe – es war wohl ein etwas enttäuschtes Lachen – und erzählte von ihren jahrelangen vergeblichen Versuchen, der Hündin noch einmal einen Rüden zuzuführen. «Ich habe ihr gesagt», so erzählte sie jetzt mir, «meine Anusch möchte keine Kinder mehr und daß ich das natürlich respektiere. Was soll ich Ihnen sagen: Meine Freundin macht die Tür auf, die beiden Hunde begrüßen sich ebenfalls, laufen ins Wohnzimmer voraus, und als wir beiden Frauen eine Minute später nachkamen, waren sie schon zusammen. Aus dieser «heißen Liebe»– das waren die Worte der alten Dame – «kam ein einziger Welpe, ein Mädchen, wunderhübsch, und ich mochte sie nicht hergeben. Ein Jahr später war meine Freundin in großer Bedrängnis. Sie mußte für längere Zeit ins Krankenhaus und fragte mich, ob ich den Rüden vorübergehend aufnehmen könnte. Nun ja», die alte Dame deutete auf die drei Hündchen, die jetzt ganz gelöst mit meinem Großen spielten, «Sie sehen ja, aus dem ‹vorübergehend› wurde etwas sehr Dauerhaftes: Die drei verstanden sich so gut, daß meine Freundin, wieder zu Hause, es nicht über sich brachte, dieses Idyll zu zerstören. Sie fuhr ohne ihren Rüden wieder ab, und das ist ihr nicht leichtgefallen. Aber sie war wie ich der Meinung, daß wir Menschen so vernünftige Wünsche unserer Hunde wie den, als kleine Familie zusammenzubleiben, daß wir so etwas wie Liebe respektieren sollten.

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