Hund- und Haussitting: oder wie drei Nasen alles kaputt machen
Turnschuhen, langer Hose, T-Shirt und dünner Jacke, würde sie heute einen riesigen Spaziergang mit Walter durch den Bürgerpark machen. Das leere Haus drückte ihr aufs Gemüt. Nein, sie wollte auch Mischa heute nicht sehen!
Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken, als sie die Tür hinter sich abschlossen hatte.
Im Park war mitten in der Woche am frühen Morgen nicht viel los. Mal gerade ein Jogger lief an ihnen vorbei.
Walter nahm’s gelassen, Alischa grübelte über Alex und Mischa nach …
Ja doch, Alex rauschte viel intensiver durch ihre Hirnwindungen, denn sein Verhalten war mehr als merkwürdig. Mal war er kälter als ein Eisklotz, dann wieder küsste er sie so diabolisch wie ein heißblütiger Vampir … und dann … erstarrte die Luft zwischen ihnen.
Sollte sie ihn zur Rede stellen?
Kein vernünftiger Mann würde sich auf diese Art und Weise zwischen ein Pärchen drängen, wenn diese Beziehung gerade begann. Zumal er doch jede haben konnte! Oh ja, er war eine Augenweide und je weniger er anhatte, desto interessanter wurde die Fantasie, wie er sich beim Sex bewegen würde.
Puh, Alischa verfiel in einen leichten Trott und Walter zog mit.
Je zügiger sie lief, desto mehr freute sich der Staff und tollte vor ihren Füßen herum. Eindeutig ein Hund, der Joggen nicht kannte. Wenn solch ein Fall mit ein paar Ästen auf einem harten Sandweg kombiniert wurde, dann war der Unfall fast vorprogrammiert.
Wumms, Alischa stolperte und lag auf dem Boden.
Ihr Knie und eine Handfläche fingen den Sturz solide ab, doch beide Körperteile taten das dann auch gleich mit Schmerzen kund. Aua.
„Walle, hör auf zu ziehen!“
Der Staff turnte um sie herum und leckte ihr durchs Gesicht, wieder aua!
Mist, eine Schramme! Mühsam drehte Alischa sich um und hielt sich das Knie.
Hoffentlich konnte sie laufen, denn ihr Handy lag auf ihrem Nachttisch. Sie hatte ja die ganze Zeit darauf gelauert, dass Mischa sich endlich meldete.
Vorsichtig stand sie auf, belastete zunächst ihr heiles Bein, das ging, dann folgte das andere Bein. Schlimm, aber machbar.
Der Parkausflug war damit beendet. Blöder Rückweg.
Humpelnd setzte sie einen Fuß vor den anderen und brauchte gefühlte Stunden, bis sie an der Hauptstraße ankam. Nicht mal Geld hatte sie eingesteckt, so sah sie sehnsüchtig zum Bus rüber, der flott vorbeifuhr.
Gerade mal eben eine Haltestelle weitergehumpelt hielt ein dunkler Wagen mit quietschenden Reifen direkt neben ihr.
Die Fahrertür schwang auf und im nächsten Augenblick fand sich Alischa auf dem Beifahrersitz wieder, Walter stemmte schon seine Pfoten auf die Mittelkonsole und leckte ihr den Hals. „Walter, sitz!“
„Warum humpelst du?“, fragte Alex sie.
„Ich bin im Bürgerpark über einen Ast, Walter und meine Füße gestolpert, alles halb so schlimm. Ich muss nur die Wunden ausspülen, dann geht’s wieder.“
„Das soll aber erst mal ein Arzt draufgucken.“
„Nee, mach da keinen Elefanten draus!“
„Wann hattest du deine letzte Impfung gegen Tetanus?“
„Da müsste ich in meinen Impfausweis gucken.“
„Der, wo liegt?“
„Na in meiner Absteige in der Vahr Süd, wo auch meine Versicherungskarte liegt, die ich sicher auch brauchen werde.“
Alex hörte nur, was er hören wollte. „Absteige?“
„Du lässt doch jetzt nicht locker, oder?“
Alex’ Gesichtsausdruck reichte aus.
„Dann wende“, antwortete Alischa leise.
„Ich weiß, wo die Vahr ist!“
Bevor sie nun wieder ein falsches Wort von sich gab, schwieg Alischa lieber.
„Adresse?“
„Kennst du die Stelzenhäuser?“„Sicher, welches der fünf?“
„Das letzte.“
„Warum hast du dir keine Studentenbude gesucht oder ne WG?“
„Weil ich meine Privatsphäre schätze, und weil das Wohnen dort okay ist.“
„Hast du deinen Schlüssel dabei?“
„Nee, der liegt in der Küche von den Meierhammers.“
„Na denn müssen wir erst dort hin.“
Alex holte ihren Schlüssel aus dem kleinen Korb, der auf der Fensterbank stand und beide setzten ihre Fahrt fort.
„Du kommst aber nicht mit in meine Wohnung!“, maulte Alischa, als sie in ihre Straße einbogen.
„Aber sicher, ich warte und du bist in einer Stunde wieder unten!“, grollte er gegen.
„Ich schaff das schon! Das dauert höchstens fünf Minuten!“
Das würde sich zeigen, denn wenn man mit verstauchten Knochen erst mal zur Ruhe kam, dann tat jeder Tritt danach höllisch weh.
Und so umständlich, wie sie an der Straße entlanggehumpelt war
Weitere Kostenlose Bücher