Hund- und Haussitting: oder wie drei Nasen alles kaputt machen
mal im Ansatz kam es in irgendeinem Fall zu Problemen. Sie soll zwei Gesichter haben. Ein freundliches, mit dem sie vor Gericht ihren Klienten voller Überzeugung vor dem Gesetz vertritt. Und ein unerbittliches, mit dem sie jedem Zeugen seine Aussage solange zerlegt und hinterfragt, bis er sich unter diesem Druck in Widersprüche verstrickt. Am Ende glaubt man dem nicht mal mehr seinen Namen. Laut Frank ist er knapp davor, sie zur Partnerin seiner Kanzlei zu machen. Nur noch ein paar Dutzend ihrer grandios durchgezogenen Fälle und … Junge, sie hat Klientenanfragen, die aus ihrem ganzen Bezirk kommen!“
„Das mag ja sein, aber ich bin unschuldig und will mich nicht auf ein Küken verlassen, das gerade mal ein paar Jahre die Uni hinter sich hat!“
Alexanders Anwalt, der auch sein Onkel war, blähte seine Wangen auf und prustete entnervt die gesammelte Atemluft aus. „Um dich ein wenig mehr zu überzeugen … Sie hat ihr Auslandsjahr in den Staaten verbracht und selbst da wollte man sie weiterfördern und behalten!“
„Und warum ist sie dann wiedergekommen?“
„Das habe ich Frank nicht gefragt. Aber ihr Spezialgebiet war im ersten Jahr Familienrecht, dann hat sie komplett umgeschwenkt und ist auf den Wirtschaftszweig gestiegen. Frank sagt, sie linst seit ein paar Monaten in die Akten von Mordfällen. Anscheinend hat sie ihr Spezialgebiet noch nicht ausgelotet.“
„Nett, sie experimentiert dann als erstes in meinem Fall herum?“
„So kommen wir nicht weiter! Ein Vorschlag zur Güte! Reden wir mit ihr und dann entscheide dich!“
„Gut, mach einen Termin. Aber sie soll sich den Fall vorher durchlesen!“
Unwillkürlich drifteten seine Gedanken zu Alischa, die er in den ganzen Jahren nicht vergessen hatte können. Mann gut, dass sie sich aus Bremen verzogen hatte! Nicht auszudenken, wenn sie plötzlich in der Tür stehen würde und ihn vertreten sollte. Sie hätte sicher weniger Hemmungen ihn eher hinter schwedischen Gardinen zu bringen, als ihn davor zu bewahren!
Aber warum war sie überhaupt gegangen, bevor sie von ihm aufgeklärt werden konnte? Die Party war ihr zu Ehren angesetzt worden. Er hätte für sie seine Brüder auf Lebenszeit rausgeschmissen! Nur ein Wort hätte gereicht! Doch er fand nichts vor, außer der zerschmetterten Vase, seinem Brief … ach ja, und die zwei kaputten Windschutzscheiben an Mischas Wagen und am Zweitwagen seiner Schwester Sabine.
Selbst der Detektiv, den er damals engagierte hatte, bekam keine Information heraus. Ihre Wohnung war schnell wieder neu vermietet und es gab keine Nachsendeadresse oder sonstigen Hinweis auf Alischas Aufenthaltsort. Jedenfalls nicht in Bremen.
„Wäre es vermessen, wenn ich den Namen dieser Anwältin im Vorfeld erfahren würde?“
„Da muss ich erst bei Frank nachfragen. Warte mal eben.“
Während Darius telefonierte, stand Alex auf und lief wieder zum Fenster. Der erste Schnee hing in den grauen Wolken.
Konnte ihm egal sein, vor ihm stand eine Anklage wegen Mordes, und die brachte ihn unter bösen Umständen für eine sehr lange Zeit in einen Knast.
„Ich erreiche ihn nicht. Er ist vor Gericht und die dusselige Sekretärin will keine Auskunft erteilen, wenn sie nicht das Okay von ihrem Chef hat. Aber ich bleibe am Ball!“
„Auch nett, ich fahre jetzt nach Hause. Bis Donnerstag!“
„Nein, ich habe zu viele Fälle! Frank bitte, ich bin wirklich ausgelastet, egal, wie einflussreich der Klient ist! Ich habe zurzeit auch niemand, bei dem ich Alec unterbringen kann! Ab morgen sind Weihnachtsferien und ich brauche auch mal eine Pause!“
Frank Johanns seufzte. „Wirf wenigstens einen Blick in die Akte! Ich hab auch schon deine Zulassung bei der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer Bremen beantragt.“
Dass er sich diese Arbeit machte … Alischa verdrehte die Augen, wenn sie ihm nun nicht mal ein bisschen entgegen kam, dann stand womöglich ihre Partnerschaft auf dem Spiel, denn Frank ließ sie sonst ja ihre Fälle selber wählen. Und in den meisten Fällen war es ein aussichtsloser Kampf, dem ‚sie‘ dann den Kampf angesagt hatte.
„Es wäre dein erster Mordfall und ich weiß, dass du darauf wild bist. Der Klient behauptet steif und fest, er hätte das Opfer retten wollen, doch er konnte ihren Sturz aus dem zehnten Stock nicht mehr verhindern.“
„Fein, das macht es auch nicht interessanter! Gib mir die Akte und ich entscheide mich in den nächsten zwei Tagen!“
„Alischa, du wirst es nicht bereuen, denn da
Weitere Kostenlose Bücher