Hund- und Haussitting: oder wie drei Nasen alles kaputt machen
stichhaltigen Beweise gab, nicht einmal die Aussage dieses Nachbars, dessen Alter die Frage aufwarf, ob man ihn überhaupt als verlässlichen Zeugen einstufen konnte.
Es gab ja nicht mal Hautfetzen unter den Fingernägeln des Opfers. Und den Mord auf eine kurze Affaire zu schieben … zu weit hergeholt. Denn wenn er seine verlogene Art behalten hatte, dann würde jede Frau ohnehin vor ihm die Flucht ergreifen.
Allerdings nicht direkt aus dem zehnten Stock eines Apartmenthochhauses über den Balkon.
Obwohl ihr damals selbst danach gewesen war, aber Marla wohnte in der Stadt und nur im ersten Stock, da lohnte sich der Sprung nicht.
Mit einem flauen Gefühl im Magen schluckte sie ihren kalten Tee hinunter und griff zum Telefon.
Nach dem vierten Klingeln ging ihre Freundin ran. „Hallo Marla, mein Schätzchen. Ich bräuchte dich vielleicht, wenn ich den Fall nicht abgebe, auf Abruf in Bremen.“
„Dann leg mal los!“
Nachdem Alischa ihrer Freundin den Fall geschildert hatte, lachte diese am anderen Ende schallend auf. Obwohl ihr Alischa nicht erzählt hatte, um wen es sich bei ihrem Klient handeln würde!
Darüber durfte sie auch kein Sterbenswörtchen fallen lassen, denn Marla war vor zehn Jahren knapp davor gewesen nach Bremen zu kommen und Alexander den Kopf von den Schultern zu reißen!
Keiner durfte ihrer Alischa wehtun!
Ihr nun zu gestehen, wen sie eventuell vor Gericht verteidigen würde … da hätte sie auch gleich einen Mordauftrag durchs Telefon bestellen können! Damals fehlte auch nicht viel und Marla saß schon fast im Wagen, wenn Alischa sie nicht gestoppt hätte …
„Ich halte mich bereit und du siehst zu, dass du solch einen läppischen Fall lieber ablehnst! Das ist vergeudete Energie, und Geldmangel brauchst du mir ja wohl nicht auftischen!“
„Danke Süße. Ich werde sehen, wie es weitergeht. Hab dich lieb.“
Alischa legte die Akte weg und schaltete den Fernseher an.
Abschalten ging im Kopf nun gar nicht mehr, da musste die Fernbedienung leiden.
Das Wochenende entwickelte sich trotz ihrer anfänglich düsteren Gedanken schön.
Alischa kutschierte ihre Mutter und ihren Sohn durch Bremen, auf der Suche nach einem Rodelberg, der höher als drei Meter war. Im Stadtpark, der an den Bürgerpark grenzte, wurden sie fündig.
In der restlichen Zeit, in der Alischa weder ihren Sohn noch ihre Mutter zu Gesicht bekam, weil beide irgendwas für Weihnachten ausheckten, grübelte sie nur herum.
Die ganzen zehn Jahre waren wie weggeblasen … die Wut wieder präsent, wie zu dem Zeitpunkt, als sie die Vase am Kopfende des Bettes zerschlug …
Obwohl … es wäre ja ‚die Chance‘, dem Mistsack ordentlichen einen … Nein, Alischa verwarf den Gedanken, denn dann würde der Idiot womöglich ihre Karriere ruinieren. Und es reichte wirklich, dass er es ihr unmöglich gemacht hatte, sich auf einen anderen Mann einzulassen.
Montag, ein Tag vor Weihnachten, kam schneller näher, als ihr lieb war.
So fand sich Alischa vor der Kanzlei wieder, in der sie gleich die Akte auf den Tisch knallen würde, um den Fall abzulehnen.
Diese Saukälte zog in ihre Knochen. Bloß rein und aufwärmen!
Am Empfang saß ein hübsches Küken und höchstens zweiundzwanzig Jahre. Ob er die wohl schon flach gelegt hatte? Doch warum wäre das wichtig?
Eigentlich war es so gar nicht ihre Art mit der Tür ins Haus zu fallen, aber momentan kochte ihr Kopf … „Guten Morgen. Ist Herr Klass schon anwesend? Ich muss mit ihm über die Akte Schwarz reden und …“
„Hallo Frau Drömel! Herr Klass ist da und erwartet Sie schon!“
Alischa atmete durch, das Mädel konnte ja nichts für ihre Rage, auch wenn sie ihr ins Wort gefallen war … „Mein Name ist Dremel und nicht Drömel“, verbesserte sie die Rothaarige ruhig.
Hui, das Püppilein lief rot an, entschuldige sich und kündigte per Telefon die Anwältin an.
Darius Klass’ Augen weiteten sich, als die blonde Anwältin sein Büro betrat und er ihr die Hand reichte. „Guten Tag, Frau Dremel. Frank hat nicht übertrieben, Sie müssen die hübscheste Anwältin in Deutschland sein!“
Mit diesem Kompliment kam er auch nicht dazu, sie zu dem Fall zu bewegen!
„Danke, Herr Klass!“
„Setzen Sie sich doch bitte!“
Alischa nahm Platz und lächelte dem ergrauten älteren Herrn zu. „Danke.“
„Sind Sie gut untergekommen? War Ihre Anreise angenehm?“
„Ich bin gebürtige Bremerin, und ja, ich bin bei meiner Mutter untergekommen. Die Anreise war zum Glück
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