Hund- und Haussitting: oder wie drei Nasen alles kaputt machen
Sonnenblende, ja, alles andere war für ihren Auftritt in Ordnung.
Die Klimaanlage ihres Wagens sorgte in den kommenden Minuten für eine Erholung ihrer schmerzenden Brustspitzen, die sich langsam entspannten.
Nach weiteren fünfzehn Minuten stand sie an der letzten Kreuzung vor ihrem Ziel.
Alischa parkte vor der Kanzlei und warf nochmals einen Blick in den Spiegel. Da musste sofort etwas Puder auf ihre erröteten Wangen!
Als alles fertig war, breitete sich ein unangenehmes Ziehen in ihrem Bauch aus. Es war doch schon über zehn Jahre her … Warum war sie noch aufgeregt?
Sie dachte an die zerschlagene Vase, die zwei kaputten Windschutzscheiben und bekam ein schlechtes Gewissen. Vielleicht sollte sie Alexander einen Scheck ausstellen.
Nein! Er hatte ‚sie‘ doch verarscht!
Die nötige Wut brach über sie herein und Alischa legte ihr zweites Gesicht auf, perfekt.
Die hübsche Rothaarige, mit den lila lackierten Krallen, saß wie gewohnt an ihrem Platz und lächelte aufgelegt. „Guten Tag Frau Drömel, Herr Klass hat Verspätung, er muss seinen Klienten abholen, weil dieser einen Auffahrunfall hatte. Bitte setzen Sie sich doch. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
Boah, Aischas Nackenhaare probten den Aufstand, zwei Patzer in einem Satz - Drömel und Auffahrunfall!
Da würde sie ihn aus einer Falle befreien und schon trat er in die nächste!
„Den Kaffee nehme ich gerne, aber Sie lesen nun mal meinen Namen von dieser Visitenkarte ab!“
Der Frau fiel die Kinnlade runter, sie schielte über ihrem Brillenrand auf die Karte. „Oh entschuldigen Sie vielmals! Ich arbeite erst seit einem Monat in der Kanzlei meines Vaters und mit Namen hab ich so meine Schwierigkeiten, Frau Dremel.“
Es sei ihr verziehen!
Gedankenverloren pellte Alischa sich gewohnheitsmäßig aus ihrem Mantel und hängte ihn an der Garderobe auf. Gerade noch hatte sie diese Wut im Bauch und nun verpuffte sie nutzlos im Raum, weil er noch nicht da war …
Eine geschlagene Stunde musste sie warten, bis ihr Telefon plötzlich klingelte. Herr Klass bat persönlich vielmals um Verzeihung, denn sie steckten im Stau, weil vor ihnen ein Unfall passiert wäre.
Tja, Glatteis war tückisch.
Dann sollte Alischa ihr Handy an die Empfangsdame weiterreichen.
Diese beendete das Gespräch nach ein paar Worten und suchte gleich darauf drei Akten zusammen.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden, Frau Dremel! Mein Vater bat mich, Ihnen diese Akten zur Einsicht zu geben.“
Alischa nahm die Akten entgegen und durfte sich in einem freien Büro an den Schreibtisch setzen. Na wenigstens hatte sie jetzt etwas zu tun! Doch zunächst sah sie sich in dem exklusiven Büro um. Hier stand weder etwas Privates noch lagen Unterlagen herum.
Nun suchte Alischa die Wände nach Bildern ab … nichts, dieses Büro war neu eingerichtet worden und hatte noch keinen Anwalt beherbergt!
Und wer auch immer hier arbeiten müsste, er wäre begeistert, denn selbst in München waren die Büros liebloser eingerichtet. Hier strahlte allein der schwere Mahagonischreibtisch Behaglichkeit aus. Der dunkle Aktenschrank musste auch ein Vermögen gekostet haben. Ebenso der Sessel, in dem sie saß, er wärmte sich mit einem Wohlfühl-Gefühl unter ihrem Hintern auf.
Rotschöpfchen lugte durch die offene Tür, brachte neuen Kaffee. „Soll ich Ihnen etwas zu essen holen? Ein Brötchen vielleicht.“
„Kaffee ist momentan ausreichend, es sei denn, Sie hätten in irgendeinem Schub noch etwas Schokolade versteckt.“
Begeisterung zeichnete sich in dem Gesicht der Anwaltsgehilfin ab. „Oh ja, ich bin auch ein Schokoladenkind! Warten Sie, ich hole Ihnen etwas.“
Alischa musste lächeln. So verkehrt war das Mädel nicht.
Schon ging die Tür wieder auf und eine Auswahl feinster Schokolade breitete sich vor ihr auf dem Tisch aus.
„Frau Klass, ich nehme Ihr Angebot mit Freude entgegen. Sie haben ja sogar die hier hergestellte Schokolade dabei! Lecker!“ Alischa nahm sich zwei Tafeln aus dem Stapel voller Leckereien. Besonders die Hachez Schokolade Edel-Vollmilch hatte es ihr angetan.
„Oh bitte, nennen Sie mich doch Alex und Sie können mich auch duzen.“
Alischa wollte ihr Gesicht verziehen, lenkte dann aber ein. „Geht auch Alexa? Alex klingt in meinen Ohren immer etwas nach Mann, und den kann ich beim besten Willen, nicht in dir sehen!“
Ein begeistertes Strahlen legte sich über Alexandras Gesicht. „Aber sicher! Ich mag meinen Spitznamen auch nicht, aber mein Vater ruft
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