Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
aus?“
    Haudegan antwortete nicht sofort.
    „Häh?“ knurrte Zotte.
    „Ich habe nur nach meiner Brille
gegriffen“, sagte Haudegan ruhig. „Bimbo ist dreifarbig: weiß, schwarz und loh.“
    „Dann ist er’s. Wollen Sie ihn
wiederhaben?“
    „Selbstverständlich! Was für eine
Frage. Das steht doch im Inserat.“
    „Kostet Sie einen Tausender.“
    „Das ist teuer, Herr... Ach so!“
    „Einen Tausender! Oder Sie sehen Ihren
Bimbo nicht wieder. Ich kenne einen, der beliefert Tierversuchsanstalten. Und
die Tierquäler, die dort im Namen der Wissenschaft ihren Horror abziehen,
nehmen alles — und zahlen Höchstpreise, seit sie in der Schußlinie stehen.
Also?“
    „Um Gottes willen!“ rief Haudegan. „Tun
Sie das nicht! Bringen Sie mir Bimbo. Ich zahle Ihnen, was Sie wollen.“
    „Ist die richtige Einstellung, Mann.
Sind Sie den ganzen Nachmittag zu Hause?“
    „Ja.“
    „Haben Sie das Geld?“
    „Ich glaube nicht ganz. Aber über 900
Mark habe ich im Haus. So etwa 950.“
    „Hm. Naja. Bei Barzahlung gewähre ich
Nachlaß. In genau zwei Stunden — sehen Sie auf die Uhr — bin ich bei Ihnen.
Klar!“
    Er legte auf.
    „Warum erst in zwei Stunden?“ Patulke
kratzte sich am Kahlschädel.
    „Das habe ich nur so gesagt. Wir fahren
sofort hin. Könnte sein, der macht Schwierigkeiten. Ist ein harter Brocken,
glaube ich. So einen mußt du überraschen. Verstehst du?“
    Patulke nickte. „Dann hol ich den
Wagen.“
    Zotte wartete an der Ecke.
    Sein Komplice rollte an mit dem Kombi.
Zotte überprüfte, ob das hintere Nummernschild mit dem vorderen übereinstimmte.
Es war schon vorgekommen, daß Patulke nur eins ausgetauscht hatte, als er die
Kennzeichen auswechseln sollte. Ahnungslos waren sie einen halben Tag durch die
Stadt gefahren — mit einem H-Kennzeichen vorn (Hannover) und einem
DA-Kennzeichen hinten (Darmstadt). Erstaunlicherweise waren sie niemandem
aufgefallen — nicht mal den Polizeistreifen, die mehrfach ihren Weg kreuzten.
    Haudegan hatte im Inserat seine Adresse
angegeben.
    „Herzog-Straße 11“, sagte Zotte. „Ist
irgendwo beim Stadtpark.“.
    Als sie ankamen, hatte der Nachmittag
seine beste Zeit hinter sich. Die Luft kühlte ab. Der Himmel wurde grau. Die
Schatten machten ihre Stretch (Streck)-Übu ngen und wurden immer länger.
    In der Herzog-Straße standen hübsche
alte Häuser in hübschen alten Grundstücken. Oswald von Haudegan hatte sich
sogar einen Steingarten angelegt — oder anlegen lassen. Es gab auch drei oder
vier Bäume, an denen Bimbo das Bein heben konnte.
    Der Kombi rollte vorbei. Sie äugten
hinüber.
    Patulke hielt eine Steinwurfweite
entfernt, schaltete den Motor aus und drehte den Rückspiegel so, daß er Nr. 11
im Auge hatte, ohne sich den Stiernacken zu verrenken.
    Laurien, genannt Zotte, stieg aus,
grinste und sockte ab. Zu sagen gab’s nichts. Sie waren eine eingespielte
Mannschaft und kannten jedes Foul (regelwidrige Gemeinheit).
    Unterwegs zündete er sich eine
Zigarette an. Er schob von Nr. 11 das Gartentor auf, ging über Kies, stieg die
Steinstufen zur Haustür hoch und klingelte.
    Heiseres Bellen antwortete. Ein
Vierbeiner vermeldete, es hätte geklingelt.
    Noch ein Köter, dachte Zotte. Bimbos
Bruder, was? Ein Schwesterchen bellt nicht so heiser. Hat wohl ein ganzes
Rudel, der Alte? Total auf den Hund gekommen, hahah.
    Die Tür wurde geöffnet.
    Oswald von Haudegan war ein stämmiger
Siebziger mit struppigem Schnurrbart und funkelnden Brillengläsern. Das graue
Haar trug er etwas länger als Patulke seinen Rasierschnitt, nämlich militärisch
kurz. Eine Kriegsverletzung am Knie behinderte den Oldie. Er zog das Bein nach.
Bei Spaziergängen benutzte er einen Krückstock. Jetzt nuckelte er an einer
schwarzen Zigarre. Fragend sah er den ungepflegten Typ an.
    „Ich bin’s“, grinste Zotte. „Kann ich
reinkommen?“
    „Was?“ Dann erkannte Haudegan ihn an
der Stimme. „Wieso jetzt? In zwei Stunden wollten Sie hier sein.“
    „Heh, Alter! Was soll das? Ich dachte,
Sie fallen mir um den Hals, wenn ich Ihren Bimbo schon jetzt bringe.“
    Haudegan Schnauzbart sträubte sich wie
das Stachelkleid eines wütenden Igels.
    „Verdammter Betrüger! Hast du das
Bellen gehört? Das war Bimbo. Man hat ihn mir zurückgebracht — längst. Ich
wollte sehen, wieweit du gehst, du Verbrecher! So weit also! Und wahrscheinlich
nicht nur bei mir, was?“ Das verdankte er nicht seinem Scharfsinn, sondern den
Infos, die er von Tarzan erhalten hatte — vorhin durchs

Weitere Kostenlose Bücher