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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Linie. In der Hütte fallen
zwei schneller auf als einer.“
    Er warf die Zeitung auf den Tisch und
lehnte sich zurück.
    Am Fenster seilte sich eine kleine
Spinne ab.
    Er sah ihr zu, zückte dann sein
Feuerzeug und bereitete der Tegenaria domestica (Hausspinne) einen
heißen und plötzlichen Tod.
    Patulke las weiter. Dabei bewegte er
die Wulstlippen, als buchstabiere er.
    Dieter Laurien, genannt Zotte, schob
das Feuerzeug in die Tasche zurück. Seine Finger berührten den Schlüssel.
    Er zog ihn hervor. Es war der Schlüssel
zu einem Gepäckschließfach im Bahnhof. Dort hatten sie in einem alten Koffer
die besten Stücke aus Einbrüchen versteckt. Und nicht nur die! Von den
insgesamt 8400 DM, die sie erpreßt hatten, befanden sich runde 7000 DM in
diesem Koffer, ihrer Sparsau — wie sie das Behältnis einfallsreich nannten.
    Die Sparsau hier im Abbruchgebäude
aufzubewahren — das wagten sie nicht. Wußte man denn, wann die Polizei die Nase
zur Tür reinsteckte. Und sei’s nur, um nach Pennern zu forschen, nach Heroin-Fixer-Verstecken
oder Terroristen-Schlupfwinkeln. Eine Handvoll Pech genügte, und sie kriegten
Zoff (Ärger) wegen der Kombi-Kennzeichen. Eine Durchsuchung ihrer Bude
war dann so selbstverständlich wie der Krawall nach dem Bundesliga-Spiel. Also
sorgten sie dafür, daß hier alles schneeweiß war — in gesetzlicher Hinsicht.
Denn von Reinlichkeit konnte keine Rede sein in dieser Behausung, wo sich die
Wanzen mit den Kakerlaken um die Schmutzwinkel stritten.
    Zotte warf den Schließfachschlüssel in
die Luft und fing ihn auf.
    „Wir müssen bald wieder ‘ne Münze
einfüllen.“
    Das war das Unbequeme an dem sonst so
sicheren Versteck. Alle 24 Stunden mußte für die Benutzung geblecht werden.
Andernfalls sperrte ein Mechanismus das Schloß, und der Schlüssel war nutzlos.
Mit dem ging dann nichts mehr. Aber die Bahnpolizei hätte sich um besagtes
Schließfach gekümmert, es geöffnet — per Spezialschlüssel — und den Inhalt
begutachtet.
    Das Schließfach trug die Nummer 766.
    Patulke, genannt Katzentod, hob seine
Zeitung.
    „Hab was.“

    „Häh?“
    „Ist von gestern. Trotzdem.“
    „Und?“
    „Telefonnummer ist 64 10 55. Hund heißt
Bimbo. Ein Basset. Ist entlaufen. Gibt Belohnung. Der Mann heißt Oswald von
Haudegan.“
    „Na, prima. Basset? Sind das diese
kurzbeinigen Viecher mit den Hängeohren? Ja, ich glaube. Laufwarzen haben die! Dagegen
ist ‘ne Blindschleiche langbeinig. Hahah! Gut, werden wir dem Haudegan mal die
Daumenschrauben anlegen. Das noch — dann haben wir unser Soll erfüllt in dieser
Woche. Nachher gehen wir in die Kneipe und schmettern einen.“
    Sie verließen das Gebäude der ehemaligen
Sonderschule, stiefelten über den Hof und spähten durchs Brettertor, bevor sie
auf die Straße traten.
    Es war eine Nebenstraße ohne
Wohnhäuser. In der Spedition nebenan wurde heute nicht gearbeitet, in der
Kfz-Werkstatt auch nicht. Gegenüber war die Rückfront einer Großmarkthalle — und
übers Wochenende tote Hose. Höchstens, daß mal Einbrecher kamen und sich einen
Lieferwagen mit Sonderangeboten vollpackten.
    Zotte und Katzentod marschierten zur
Ecke, wo die Telefonzelle stand. Dahinter lag buntes Laub, obwohl weit und
breit weder Büsche noch Bäume waren. Vielleicht hatte ein Witzbold seinen
Garten entrümpelt und den Abfall hierher gebracht.
    In der Telefonzelle hatten sie zu zweit
kaum Platz. Patulke war wirklich so breit wie lang. Er hielt Zotte das Inserat
hin.
    Der speiste den Münzschlitz und wählte.
    „Haudegan“, meldete Bimbos Herrchen
sich, nach dem zweiten Läuten.
    „Tag“, sagte Zotte.
    „Was? Ach so. Tag auch. Wer spricht
dort?“
    „Das geht dich einen Scheiß an, Mann.
Und du wirst gleich merken, weshalb. Mir ist hier ein Hund zugelaufen. Sieht
haargenau wie ein Basset aus. Und er hört auf Bimbo. Rufe ich Bimbo, kommt er
sofort. Rufe ich Albrecht oder Pluto oder Hans-Dieter, wackelt er nicht mal mit
dem Schwanz. Zugelaufen ist er mir beim Stadtpark. Könnte also sein, es ist
deiner, Mann.“
    „Wieso duzen Sie mich?“ knallte
Haudegans Befehlsstimme in den Draht. „Waren wir vielleicht im selben
Heeresverband zusammen, häh? Ein Waffenbruder, wie? Wo da? Welche Brigade,
welche Division, welches Korps, Regiment, Bataillon, welche Kompanie, Batterie,
heh?“
    „Ist ja schon gut, Opa. Ich duze nun
mal jeden. Sogar meinen Bruder. Aber daran soll’s nicht scheitern, daß wir ins
Geschäft kommen. Wie sieht Ihr Stelzen-Tiger denn nun

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