Hundediebe kennen keine Gnade
unters
Gesicht.
„Der eine ist ein Skinhead“, fuhr der
unbeirrt fort, „etwa deine Figur, Mann. Mit Stahlkette und Stiefeln. Der andere
hat Froschaugen, schwarzen Krüll auf der Platte und einen. Goldring im Ohr.“
„Bist du taub?“ fragte der Rocker. „20
Flöhe! Aber schnell!“
„Schade. Ich dachte, ihr kennt die
beiden.“
Tarzan wandte sich ab.
Er kam zwei Schritte weit.
Der Rocker hatte eine Forderung
angemeldet. Das konnte er nicht einfach so fallen lassen — wie den Entschluß,
nach Kanada auszuwandern. Nein, das mußte er jetzt durchziehen, wollte er nicht
dastehen vor seinesgleichen als ätzende Null.
Ruppig wurde Tarzan gepackt. Noch im
selben Moment krachte der Rocker aufs Kreuz, daß am Hbf-Seiteneingang die
Schwingtüren flatterten.
Mit einem Wutschrei sprang der zweite
auf Tarzan los. Er war der Typ, der erst handelt, dann denkt. Tarzan empfing ihn
mit einem Tritt vor die Brust. Das war wie ein Blitz in der Herbstluft — so
schnell. Der Rocker flog zurück, riß zwei der Maschinen um, geriet unter sie
und war froh über das Versteck.
Nr. eins lag noch und schnappte nach Luft.
Karl und Klößchen feixten. Gaby hielt
sich erschrocken eine Hand vor den Mund. Die Rockerbraut glotzte mit
Mondkalbaugen und ließ den Unterkiefer hängen.
Der dritte verharrte wie angewurzelt.
Sein Gesicht wurde käsig, als Tarzan auf ihn zukam.
„Der eine“, sagte Tarzan, „ist also ein
Skinhead. Der andere hat einen Ohrring. Nun?“
„Äh, ja, gesehen habe ich die schon.“
„Wir brauchen die Namen.“
„Den Skin nennen sie Katzentod, den
anderen Zotte.“
„Das ist ein bißchen wenig Info, du
Fisch.“
„Äh, mehr weiß ich nicht.“
„Und die?“ Tarzans Kinn wies auf die
Verlierer.
„Das sind Kalle und Tiger.“
„Ob die mehr wissen! Verdammt!“
„Nein. Die wissen auch nur, daß der
eine Zotte und der andere Katzentod heißt. Sie werden so genannt, meine ich.
Katzentod hat mal ’ne Katze zerrissen. Richtig zerrissen. Deshalb.“
„Ist ja ein echt netter Kerl. Echt
lustig, was der so treibt. Wir wollen ihn besuchen. Fuzzi. Also leg die Adresse
raus, bevor ich dir deinen Blinddarm um den Hals wickele.“
„Ehrlich! Hab keine Ahnung, wo die
knacken. Vielleicht bei der Heilsarmee. Oder unter den Brücken. Wir haben mit
denen nichts zu quasseln. Außerdem waren die seit ’ner Woche nicht mehr hier.
Stimmt doch, Hildegard?“
Die Tussi nickte. „Mindestens seit ‘ner
Woche! Klar, die haben ‘ne Mücke gemacht. Sind weg aus der Stadt.“
„Sind sie nicht, du Krawall-Gurke“,
sagte Tarzan und ging zu seinen Freunden.
Die hatten mitgehört.
Passanten hatten beobachtet, sich aber
nicht näher gewagt.
Die Bahnpolizisten waren noch in der
Kaffeepause.
Niemand nahm also Anteil, als die
gestrandeten Rocker sich senkrecht stellten, mühsam, und alsdann ihre
Feuerstühle aufrichteten.
Der eine lahmte so stark, daß er nicht
mal den Mumm aufbrachte, finstere Blicke in Tarzans Richtung zu schicken.
Der andere sonderte Flüche ab, aber
leise. Er hatte sich blamiert. Das schmerzte mehr als die Prellungen. Mit rotem
Gesicht stieg er in den Sattel. Die andern folgten ihm, als er abdonnerte.
„Zotte und Katzentod“, sagte Tarzan. „Wenigstens
etwas. Vielleicht der Anfang vom Garnknäuel. Blöd wäre, wenn sie sich in eine
andere Gegend verziehen. Seit ‘ner Woche nicht mehr hier... Daß die Rocker
gelogen haben, schien mir nicht so.“
„Aber die sind auch nicht dauernd hier“,
meinte Karl. „Insofern ist der Auskunft nur das halbe Gewicht beizumessen. Den Hauptbahnhof
sollten wir im Auge behalten. Zotte und Katzentod erpressen ja nicht rund um
die Uhr. Sobald sie Bock auf Rumhängen haben, tanzen sie hier wieder an.“
„Wir bleiben am Ball“, nickte Tarzan.
5. Zotte und Katzentod, die Erpresser
Zotte war auf Dieter Laurien getauft.
Er hatte Kellner gelernt, aber keine Freude daran. Ihm fiel zuviel aus der
Hand. Eine Spur von Scherben kennzeichnete seine Ausbildung. Außerdem saß er
lieber selbst am Tisch, als daß er andere bediente. Deshalb — Mistjob! Er hatte
ihn hingeschmissen und lebte, 19jährig, vom Arbeitslosengeld. Und von dem, was
er sich nebenbei verdiente.
Katzentod, sein Komplice, hieß Gert
Patulke, war gleichaltrig und hatte eine Metzgerlehre abbrechen müssen, weil er
keinen Streit vermied und dann sehr handgreiflich wurde. Mit gefährlichem
Werkzeug hatte er Meister und Gesellen angegriffen. Mal mit dem Abhäutemesser,
mal mit dem
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