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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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geöffnet.
    Oswald von Haudegan trug einen
gesteppten Hausmantel über seinem Schlafanzug. Er blinzelte durch die Brille.
Sein Grauhaar wäre zerzaust gewesen, hätte es die nötige Länge gehabt. Was
Sache war, lag auf den Hand: Der Oldie hatte eben sein Bett verlassen.
    Der hat verschlafen, dachte Tarzan,
oder unseren Besuch vergessen. Und macht ein Gesicht wie ein Sonntagsmuffel.
    „Guten Morgen“, grüßte Tarzan, „wir
sind die TKKG-Bande, Herr von Haudegan.“ Er stellte sich und seine Freunde vor.
„Tut uns ja leid“, fuhr er dann fort, „daß wir Sie aus der Poftruhe scheuchen.
Aber Verabredung ist Verabredung, und es geht schließlich um die Hunde dieser
Stadt. Den verdammten Erpressern müssen wir endlich eins reinwürgen.“
    Haudegan atmete tief. „Hm. Tja, da...
Aber kommt erstmal rein. Ich habe tatsächlich verschlafen. Bin ja auch erst vor
einer Stunde ins Bett gekommen. Nach einer fürchterlichen Nacht. Meine alten
Knochen verkraften das nicht mehr so leicht.“
    Tarzan glaubte, das beziehe sich auf
die erlittenen Rippentriller, und fragte nach dem Stand der Verletzung.
    Aber Haudegan winkte ab, während er die
TKKG-Freunde in sein Wohnzimmer führte. Dort roch die Luft nach kaltem
Zigarrenrauch, und die Möbel stammten aus einer Zeit, die Tarzan und seine
Freunde nur aus Geschichtsbüchern kannten.
    Sie durften sich setzen.
    Klößchen spähte umher, wieselflink.
Nichts Eßbares begegnete seinem Blick.
    Der kriegt es fertig, dachte er empört,
und bietet uns überhaupt nichts an. Was sind denn das für Manieren? Dabei sieht
er aus wie ein pensionierter Fähnrich. Oder Feldmarschall. Ober wie das heißt —
beim Kommiß (Heer).
    „Daß mich der Kerl geschlagen und
getreten hat, ist schon vergessen“, sagte Haudegan. „Sicherlich, ich habe die
Polizei verständigt und Anzeige erstattet. Leider. Aber das werde ich
zurückziehen. Auch als Zeuge kann ich euch leider nicht zur Verfügung stehen.
Ihr werdet gleich begreifen, warum ich jetzt anders denke. Heute nacht hat sich
nämlich etwas ereignet. Ich bin voller Zorn. Ginge es nur um mich, würde ich
nichts scheuen. Auf mich kommt’s nicht mehr an. Aber diese Verbrecher kennen
keine Skrupel. Die schrecken vor nichts zurück. Sie vergreifen sich am
schwächsten Glied im Getriebe. In diesem Fall an Bimbo. Sie haben mir gedroht,
ihn auf grausame Weise umzubringen, wenn ich die Polizei einschalte — in die
Sache von heute nacht. Ich denke jetzt nur an meinen Hund. Ihn will ich
schützen. Nur ihn. Ich selbst kann es nicht mehr mit der Kraft meiner Fäuste.
Das ist lange vorbei. Ich kann es nur, indem ich mich von der Vernunft leiten
lasse. Das heißt, ich beuge mich. Ich gehorche. Ihr ahnt nicht, was das für
mich bedeutet. Aber ich tue es für Bimbo.“
    Dann berichtete er, was heute nacht
geschehen war.
    Schweigend hörten die vier Freunde zu.
    Empörung rötete Gabys Wangen. Zorn
blitzte aus ihren Blauaugen — besonders als die Rede war von dem blutigen
Striemen auf Bimbos Rücken.
    Klößchen war fassungslos und vergaß
seine Naschsucht.
    Tarzan und Karl tauschten rasch einen
Blick. Cool bleiben! signalisierten sie sich. Wenn wir jetzt die Randale (Lärm,
Gejohle) rauslassen, hält uns der Oldie für geistige Spätentwickler und
sagt gar nichts mehr. Er muß merken und sicher sein, daß wir seinen
Vernunft-Entschluß anerkennen. Nur dann, sicherlich, sagt er uns, wer die
Joggerin ist.
    Das dachte Tarzan.
    So ähnlich dachte auch Karl.
    Als Haudegan schwieg, sagte Gaby: „Mir
pumpert das Herz vor Empörung. Ich kann diese Schlechtigkeit nicht begreifen.
Sie haben recht, Herr von Haudegan, wenn sie jetzt die Bremse anziehen. Die
Polizei kann Ihnen keinen Beamten vor die Tür stellen, damit Bimbo beschützt
wird. Er wäre das Opfer. An ihm würden diese Pestbeulen ihren Rachedurst
stillen. Das heißt, wir halten Sie raus. Von Ihnen wissen wir nichts. Aber wir
müssen unbedingt wissen, wer Ladys Frauchen ist. Vielleicht kommen wir über sie
an die Verbrecher heran.“
    Ihre Freunde nickten.
    Haudegan überlegte nur kurz. „Die junge
Frau heißt Andrea Altgraf.“
    Sie wohnte in der Nähe.
    Das war’s dann. Die TKKG-Freunde verabschiedeten
sich.
    Als sie zur Tür gingen, kam Bimbo die
Treppe herab.
    Ängstlich blieb er auf dem
Zwischenpodest. Mit großen, braunen Augen äugte er durch die Geländerstäbe. Ein
Schlappohr hing hervor.
    Gaby lockte ihn.
    „Er ist so verängstigt, daß er sich nur
noch verkriecht“, sagte Haudegan.
    Aber er ahnte

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