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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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meinst du mit: Wer bustet hier wen?“
    „Flori hat mir in letzter Zeit zuviel
gesponnen. Ich traue ihm zu, daß er sich selbst kidnappt.“
    Klößchen hüllte sich in seinen
gestreiften Bademantel und öffnete ein Auge fast ganz. Das sollte Erstaunen
ausdrücken.
    „Wieso?“

    „Stell dir vor, er entkommt den
Kidnappern“, sagte Tarzan, „die es gar nicht gibt. Wie steht er dann da? Wie
ein Held! Wie ein Do-it-yourself-Befreier (Mach es selbst!) ! Das ist doch
sein Traum. Er will alle Welt mit der Geckenheimschen Kühnheit beeindrucken.
Klar?“
    Klößchen gähnte. „Wie Kloßbrühe. Dann
können wir ja warten, bis er zurückkommt. Ich geh jetzt mal duschen.“
    Das dauerte. Tarzan beendete inzwischen
einen Brief an seine Mutter. Als er den Umschlag schloß, war Klößchen endlich
startklar. Sie kehrten dem ADLERNEST den Rücken und treppten ab in Richtung
Speisesaal. Aber auf halbem Weg kam ihnen Scheiblich entgegen. Er hatte auch
heute Dienst und verfluchte diesen Zustand, denn er war insgeheim der Meinung,
daß Lehrer zu wenig Freizeit haben — und zu kurze Ferien. Öffentlich äußerte er
das allerdings nicht.
    „Kommt mal gleich mit zum Herrn
Direktor“, sagte er.
    „Wir haben noch nicht gefrühstückt.“
Das kam von Klößchen.
    „Na und? Der Hunger wird dich nicht
umbringen.“
    Tarzan grinste. Klößchen bewegte
lautlos die Lippen, während sie Scheiblich zum Büro des Schulleiters folgten.
    „Sprich’s um Himmels willen nicht aus“,
meinte Tarzan leise, „sonst können wir uns gleich eine neue Lehranstalt suchen.“
    Sein Freund nickte grimmig. Der Tag
fing wirklich nicht gut an für ihn.
    Dann traten sie ein — in die
Konferenzlaube des Oberhäuptlings, und Klößchens Grimm war wie weggeblasen. Er
und auch Tarzan strahlten.
    Das galt nicht dem Direktor Dr. Freund,
obwohl der nicht übel war, sondern dem besten und väterlichen Freund der
TKKG-Bande: Kommissar Glockner, Gabys Vater.
    Lächelnd streckte er beiden die Hand
hin, nachdem sie den Direktor angemessen gegrüßt hatten.
    „Hallo, Tarzan! Hallo, Willi!
Ausgeschlafen? Ihr könnt euch denken, weshalb ich hier bin. Nach Vermißten zu
suchen, fällt zwar nicht in meinen Bereich, wie ihr wißt. Aber wir können — unter
uns gesagt — ein Verbrechen nicht ausschließen. Vielleicht wurde Florian von
Geckenheim entführt. Jedenfalls brauche ich ein paar Auskünfte von euch. Bei
Gaby habe ich mich schon erkundigt. Bestimmt fällt euch was Ergänzendes ein.“
    „Sagt alles, was ihr wißt.“
    Der Direktor reckte seinen kantigen
Kopf und fühlte sich gemüßigt, diese Ermunterung auszusprechen.
    Erich Glockner lehnte sich im
Besuchersessel zurück. Er war ein großer, stabiler Mann, dem keiner was
vormachen konnte. Leute, die es wissen mußten, bezeichneten ihn als ,besten
Mann der hiesigen Kripo’.
    Er fragte nach dem Verlauf der
gestrigen Rad-Rallye.
    Tarzan und Klößchen berichteten.
    Gabys Vater wollte wissen, was und
worüber geredet wurde. Er erfuhr auch das.
    Klößchen erinnerte sich an einige
wortgetreue Äußerungen, die Flori gemacht hatte. Das rief Glockners nächste
Frage hervor: „Wie würdest du Florian charakterisieren (kennzeichnen)?“ wandte er sich an Tarzan.
    Das hat Gaby längst getan, dachte der,
und bestimmt nichts beschönigt. Nun ja, in die Pfanne hauen werden wir Flori
trotzdem nicht. Er ist ein bißchen beknackt, aber schließlich kein Ekel. Daß
uns seine Geltungssucht nervt, muß ich mit freundlichen Worten rüberschieben.
    „Als Internats-Kamerad läßt sich nur
Gutes über ihn sagen“, Tarzan lächelte. „Er klaut nicht, er petzt nicht, er
schlägert nicht, er nimmt lebhaft Anteil an allem, was hier über die Bühne
sockt. Kann sein, daß er nicht so gern der Klassen-Kleinste ist, sondern lieber
einen halben Kopf größer wäre und kräftiger. Aber das wollen ja viele, die
ihren Wachstumsschub noch vor sich haben. Jedenfalls gleicht Flori sein
Leicht-Format aus — nicht mit besonders dicken Sohlen oder mit Blei in den
Taschen, sondern durch wortreichen Einsatz seiner oberen Atemwege. Er haut dann
ganz schön auf den Himbeerpudding. Er übertreibt auch mal. Sehr sogar. Aber
daran haben wir uns gewöhnt. Mut ist für ihn das Reizwort. Redet er doch oft
von Kühnheit, die zu beweisen wäre. Aber auch solche Vorsätze fände ich gut,
wenn sie nicht zu beknackten Mutproben führen, bei denen schnell mal ein Finger
ab ist — oder ein Bein. Ich will damit sagen, Flori sucht häufig nach
Möglichkeiten,

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