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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hund um den Busch
herum. Wotan schritt so gesittet wie die Ehefrau eines Schulleiters. Der
Hundehalter war ein eleganter Mann mittleren Alters. Er trug eine
bluterguß-blaue Lederjacke, für die er sicherlich ‘ne Menge Knete gelöhnt
hatte, dazu einen Kaschmir-Pullover und Popper-Röhren (Hosen). Sein
Gesicht kam frisch aus dem Bräunungs-Studio.
    „Ist was passiert?“ fragte er. „Hoffentlich
ist nichts passiert. Wotan tut nichts, solange ihn keiner auf die Pfoten tritt.
Aber ich hörte Hilferufe.“
    Tarzan und Karl hielten sich zurück,
weil sie den Vorfall nicht beurteilen konnten.
    Klößchen sagte: „Das war ich. Wotan kam
auf mich los. Ich könnte ja behaupten: grundlos. Aber dann würde ich ihn
charakterlich miesmachen, nicht wahr? Ein edler Hund ist mir heilig. Deshalb
gebe ich es zu. Ich habe winzig-kleine Steine in die Gegend geschleudert. Und
Wotan wohl versehentlich aufs Auge getroffen. Ist er nachtragend?“
    Der Mann lächelte. „Bestimmt nicht. Er
hätte dich auch nur gestellt, aber nicht angefallen. Das täte er nur, wenn ich
ihm den Befehl gebe. Er ist abgerichtet und folgt aufs Wort. Das muß auch sein
— bei so einem Koloß. Ist ein Mastiff. Der beste Schutzhund überhaupt. Diese
Rasse wurde schon im amerikanischen Unabhängigkeits-Krieg eingesetzt — von den
Engländern. Ich wünschte, meine Frau hätte Wotan neulich bei sich gehabt.“
    Tarzan griff die Bemerkung auf. „Hätte
Ihre Frau Schutz gebraucht?“
    Der Mann nickte. „Ruth wurde
überfallen. Es war am 13. Oktober. Ich war mit Wotan spazieren, meine Frau
allein zu Hause. Der Einbrecher drang durch die Terrassentür ein. Meine Frau
befand sich im Bad und wusch sich die Haare. Sie hörte ein Geräusch und wollte
nachsehen. Im Flur stieß sie mit diesem Verbrecher zusammen. Er würgte Ruth,
bis sie bewußtlos war. Sie erlitt Quetschungen am Hals und konnte tagelang
nicht sprechen. Der Verbrecher entkam. Leider kann meine Frau nur eine
unzureichende Beschreibung von ihm geben. Der Schreck hatte ihre Beobachtung
gelähmt. Wir wissen lediglich, daß es sich um einen schmierigen, ungepflegten
Typ handelt. Wäre Wotan im Hause gewesen, gäbe es den Kerl nicht mehr.“
    Das glaubten ihm die drei aufs Wort.
    Karl sagte: „Von dieser Ruchlosigkeit
habe ich in der Zeitung gelesen. War das nicht die Sache in der
Gramatzki-Straße? Und der Name ist“, er blätterte mal kurz in seinem
Computer-Gehirn, „Ruth Ziegler.“
    „Donnerwetter!“ nickte der Mann, der
vermutlich auch Ziegler hieß. „Das hast du dir gut gemerkt.“
    „Ich merke mir alles“, erklärte Karl
bescheiden.
    „Ihrer Frau geht’s jetzt besser?“
fragte Tarzan.
    „Ja, danke! Sie ist wieder gesund. Aber
jetzt müssen wir weiter. War nett, euch zu treffen, Jungs.“
    Er lächelte wie der Scheich von
Eschnapur, der eine Message (Botschaft) unter sein Volk gestreut hat,
nickte und zog Wotan auf den ursprünglichen Weg zurück.
    „So einen Fiffi müßten wir uns im
Adlernest halten“ schwärmte Tarzan. „Saustarker Hund. Also wirklich! Dieser
Brustkorb, diese Muskeln. Ich wette, der frißt sechs Kilo Fleisch pro Tag.“
    „So lange er keine Schokolade frißt,
würde ich ihn dulden“, meinte Klößchen. „Aber wo blieben wir, wenn Wotan im
Adlernest wäre. Die Bude ist dann voll.“
    „Ich habe ja nur gesponnen“, grinste
Tarzan. „Für so einen Hund braucht man eine Villa mit Park, mindestens. Besser
noch wäre ein Landsitz mit Privatwand. Später werde ich mir...“
    Weiter kam er nicht. Es war 10.51 Uhr.
Die volle Stunde der Wahrheit nahte. Was tatsächlich ablief, nahm Gaby vorweg.
Zweiräderig flitzte sie über einen Parkweg heran, daß der Kies unter den Reifen
wegspritzte. Ihr Gesicht glühte. Aber das war oberflächlich und rührte nur
daher, daß sie Tempo bolzte mit den Pedalen. Unter der Wangenfrische lagerte
bleich der Schreck.
    Sie bremste und fiel vom Rad in Tarzans
Arme.
    „…Andrea wollte schon los“, keuchte
sie. „Als sie die Tür aufmachte, stand der Zotte-Typ vor ihr. Hat sie
abgefangen, affenschlau. Er ist jetzt im Haus. Bei Andrea. Verlangt das Geld.
Aber Andrea widersetzt sich. Sie will erst berappen, wenn er Lady bringt. Ich
war im Bad, hörte, was der Typ abspitzt (durchtrieben tut), bin durchs
Fenster raus und jetzt hier. So!“
    Karl und Klößchen faßten ihre
Holzprügel fester.
    Tarzan sagte: „Rückt nicht zu dicht
auf, wenn ihr nachkommt. Irgendwo, da wette ich, ist Katzentod mit Lady. Erst
befreie ich die, bevor ich auch

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