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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Deshalb gehen wir aufs
Ganze. Der nächste, der uns das Lösegeld verweigert, hat einen Hund gehabt.“
    „Du willst einen Köter umbringen?“
    „Das will ich.“ Patulke grinste. „Wie
damals. Als ich die Katze zerrissen habe. Ist ein Mordsspaß.“
    „Ich kann hier nicht rumhocken, Gert.“
Zotte nahm noch einen Schluck. „Komm, wir verwandeln den Wagen. Dann fangen wir
den nächsten Köter ein. Und es würde mich freuen, wenn sich Herrchen oder
Frauchen bockig stellen.“
    Den Wagen verwandeln — das bedeutete:
andere Nummernschilder. Aber nicht nur das.
    Da der Kombi jetzt bekannt war und
vielleicht schon gesucht wurde, pappten sie hellblaue Klebefolien auf alle vier
Türen und aufs Heck. Auch die Motorhaube erhielt eine Schutzschicht. Auf den
ersten Blick wirkte der Wagen zweifarbig. Mit dem Vehikel, das bei Andrea
Altgraf rumgegeigt war, hatte er kaum noch Ähnlichkeit.
     
    *
     
    Klößchens Welt war wieder in Ordnung.
Gabys Mutter, die reizende Frau Glockner, hatte ihn — und seine Freunde — zum
Essen eingeladen. Er ließ es sich munden.
    Kaum war die Mahlzeit beendet, setzte
sich Oskar — Gabys schwarz weißer Cocker Spaniel — vor die Flurgarderobe.
Sehnsuchtsvoll ließ er keinen Blick von der Hundeleine.
    „Er will und muß gassi“, sagte Frau Glockner.
    „Wir wollen und müssen zum Hauptbahnhof“,
erklärte Tarzan. „Vielleicht stoßen wir diesmal auf Zotte und Katzentod. Oskar
nehmen wir mit.“
    Als hätte der possierliche Vierbeiner
das verstanden, sprang er an Tarzan hoch. Ihn liebte er besonders.
    Wenig später trabte er dann angeleint
neben Gabys Rad durch die Innenstadt. Der Herbstwind bürstete ihm die langen
Behänge (Ohren) zurück. Interessante Gerüche erreichten seine Nase,
während sich die vier Freunde über die Hundediebe unterhielten.
    „Wahrscheinlich wissen die gar nicht,
was sie anrichten mit ihrer Gemeinheit“, erklärte Karl, der Computer. „Allerdings
— wenn sie’s wüßten, wäre es ihnen sicherlich piepegal. Damit meine ich, daß
man sich in der Medizin längst einig ist über den Wert eines Tieres, besonders
eines Hundes für ältere Menschen. Man weiß: Der Hund ist der Ansprechpartner
für alte Menschen, weil der wirkliche Partner fehlt, krank oder schon gestorben
ist. Alte Leute entwickeln ein verstärktes Lebensgefühl, wenn sie etwas
Lebendes in der Wohnung haben. Und sei es noch so klein. Also nichts gegen die
Zwergrassen. Sie erfüllen ihren Zweck genauso wie die Mastiffs. Hunde befreien
die Senioren (Alten) sozusagen aus ihrer Einsamkeit. Nicht nur, daß sie
ihren Fiffi ansprechen. Nein, auch untereinander kommen sie über die
Tiere ins Gespräch. Wobei natürlich jeder Hundehalter dem andern versichert,
sein Hund wäre der klügste der Welt. Es gibt sogar eine Studie, wonach erwiesen
ist, daß Hunde für alte Menschen, die an Herzkrankheit leiden, wie Medizin
sind. Logo! Denn Herrchen und Frauchen müssen ja den Vierbeiner spazieren führen.
Das heißt, sie bewegen sich und kommen an die frische Luft — bei jedem Wetter.
Das ist gesund und härtet ab. Aber auch bei seelischen Störungen ist ein Hund
im Haus nützlich. Zusammenfassend kann man sagen: Für viele ältere Menschen ist
der vierbeinige Begleiter ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens. Umso
grausamer ist es dann, wenn äußere Umstände dazu zwingen, die Tierhaltung
aufzugeben. Indem zum Beispiel ein Vermieter verbietet, daß der Mieter sein
Dasein mit einem Vierbeiner teilt. Das dürfte es nicht geben, meine ich. Das
ist seelischer Terror. Egal, ob der Hund nun mal bellt und den Nachbarn ein
bißchen stört — oder nicht.“
    Seine Freunde stimmten zu. Es war exakt
auch ihre Meinung.
    Gaby sagte noch: „Diesmal, Karl,
enthielt dein Vortrag keinerlei Zahlen.“
    „Oh, da könnte ich nachtragen...“, hob
er an, tat’s aber dann doch nicht. Denn sie erreichten den Bahnhof.
    Hier war tote Hose — wie gestern.
    Gastarbeiter flanierten (bummelten). Man traf seinesgleichen. Vor Stehausschank-Stampen lungerten die Berufstrinker
und kippten sich ein Bier nach dem andern rein. Einige Reisegruppen bewachten
ihre Gepäckstücke und hatten erlebnishungrige Augen, weil sie aus der Provinz
kamen. Zwei Bahnpolizisten patrouillierten. Die Aushilfskräfte am Zeitungskiosk
verkauften Sonntagszeitungen.
    Tarzans Adlerblick hatte die Parkplätze
abgesucht. Der Kombi der Hundediebe war nicht da.
    Sie ließen ihre Drahtesel gesichert
zurück und latschten wieder die Runde durch alle Hbf-Ecken.

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