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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mich vorher. Sie lassen mich
im Schlafzimmer. Denn zusehen will ich natürlich nicht. Sie wurden — so wird
die Polizei hinterher glauben — beim Durchstöbern der Wohnung von Herrn Wilken
gestört. Er hat Sie überrascht und angegriffen. Übrigens besitzt er einen
eigenen Schlüssel. Sie verprügeln ihn tüchtig, klar? Er soll die Besinnung
verlieren. Dann nehmen Sie ihm das Geld ab. 2000 für Sie. Den Rest verstecken
Sie unter dem Teppich.“
    Zotte lachte. „Darum geht es also. Ihr
Alter ist offenbar stinkreich, und Oma will zweimal kassieren. Schlau, schlau!“
    „Es ist nicht nur das. Ich hasse ihn.
Ich will, daß er mal eins drauf kriegt.“
    Einesteils ist sie durchtrieben, dachte
er, andernteils saudumm. Glaubt die wirklich, daß ich mich mit 2000 begnüge.
Alles werde ich nehmen. Zum Geier! Das ist ja ein Glückstag. 25000 fallen mir
in den Schoß.
     
    *
     
    Johannas Schwiegersohn war pünktlich.
Er hieß Michael Ziegler und war sehr stolz auf Wotan, seinen gewaltigen Mastiff.
Der Hund, der Klößchen Angst eingejagt hatte, paßte kaum in den Lift. Als die
beiden im fünften Stock ausstiegen, zerrte Wotan wie wild an der Leine. Er
liebte nicht nur Ruth Ziegler, sein Frauchen, sondern alle, die zur Familie
gehörten. Außerdem wartete hier immer ein Leckerbissen auf ihn — zum Beispiel
kiloweise Rindfleisch.
    Michael klingelte nicht. Er besaß einen
Schlüssel und öffnete die Wohnungstür.
    Johanna, die gefesselt im Schlafzimmer
lag, hörte das.
    „Michael!“ schrie sie. „Das ist der
Kerl, der Ruth überfallen hat.“
    Fassungslos starrte Ziegler den Fremden
an, der bei der Küchentür stand.
    Mit rasendem Geifern riß Wotan sich
los.
    Alles geschah blitzartig.
    Die Küchentür neben Zotte war offen.
Das rettete ihm das Leben.
    Mit einem einzigen Sprung hechtete er
über die Schwelle. Er warf sich herum, riß die Tür zu und drehte den Schlüssel.
    Krachend bog sich das Holz, als Wotan
dagegen sprang. Die Tür erzitterte im Rahmen. Sie würde nicht halten.
    Zotte kämpfte an gegen Ohnmacht. Seine
Knie wackelten. Diese hinterhältige Alte! War die verwandt mit der Ziegler?
Bestimmt! Deshalb die Falle. Das durfte nicht wahr sein.
    Sein Blick hetzte umher. Kein Ausweg.
Oder?
    Er riß das Fenster auf. Fünf Stockwerke
unter ihm lag der Hof. Aber in der vierten Etage führte ein Balkon um die
Hausecke und reichte bis fast unters Küchenfenster. Das war zu schaffen.
    Er stieg auf die Fensterbank, hockte
sich hin, kämpfte an gegen die Panik und — sprang.
    Nach drei Metern Luftfahrt landete er.
Der Balkon bebte. Schmerz durchzuckte die Füße. Er verlor das Gleichgewicht und
stürzte auf die Hände. Aber er war nicht verletzt.
    Er schnellte hoch und zur Ecke.
Dahinter war die Balkontür. Er hätte sie eingeschlagen. Aber sie stand offen,
und er rannte in einen überladenen Wohnraum, wo ein alter Mann im Schaukelstuhl
saß. Er hatte eine Decke über die Knie gebreitet und las Zeitung. Verblüfft sah
er auf.
    Der Alte aus dem Mercedes, dachte
Zotte. Na, sowas!
    „Aha!“ rief der Alte. „Sie sind der
Fensterputzer, was? Wird aber Zeit, daß Sie kommen. Wohin denn, Meister? Die
Fenster sind dort!“
    „Ich hole nur meinen Eimer, die Seife
und den Hammer“, brüllte Zotte und raste zur Wohnungstür.
    Beim Lift drückte er auf den Holknopf.
    Hoffentlich hatte der verdammte Kerl
seinen Hund noch nicht gebändigt. Sonst sah es schlecht aus.
    Der Lift kam und war leer. Zotte fuhr
ins Erdgeschoß hinab und stürmte auf die Straße.
    Er brauchte Vorsprung. Wenn ihm der
Mann folgte und seinen Hund loshetzte, gab es kein Entrinnen.
    Aber Zotte hatte Glück im Unglück. Sein
Komplice war unruhig geworden, weil zuviel Zeit verging.
    Schon zum dritten Mal rollte der Kombi
am Marmor-Haus vorbei — diesmal im richtigen Moment.
    Keuchend sank Zotte auf den
Beifahrersitz.
    „Fahr! Ab geht die Post! Tempo, Gert!
Der Teufel ist hinter mir her.“
    Katzentod trat aufs Gas.
    Zotte blickte sich um.
    Na, also! Da waren sie. Michael Ziegler
kam mit Wotan aus dem Haus. Suchend blickten sie die Straße auf und ab, und der
mächtige Hund stieß die Nase auf den Boden und stemmte sich in die Leine.
    Zotte duckte sich. Ziegler bemerkte ihn
nicht. Dann bog der Kombi um die Ecke und war außer Sicht.
    „Uff!“ schnaufte Zotte. „Das war ‘ne
Verlade (Hinterhältigkeit )! Ich bin auf ‘ne Oma getroffen. Hat die mich
gelinkt (reingelegt) ! Es ging auf Leben und Tod. Sowas gibt’s unter den
feinen Leuten. Dagegen sind wir

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