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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ins Freie.
    Als der Mercedes zur Tiefgarage
hinabfuhr, spurtete er hinterher. Nebel wallten und umhüllten die Laternen. Wer
noch zu Hause war, hatte keinen Blick für die Straße. Niemand beobachtete
Zotte.
    Der abschüssige Betonkanal krümmte
sich. Zotte sah den Wagen nicht mehr, aber er hörte ihn — auch, wie sich das
Stahltor öffnete.
    Er blickte um die Krümmung. Eben rollte
der Mercedes ins schummrige Halbdunkel. Die Stahljalousie sank bereits wieder,
und Zotte flitzte die letzten Meter.
    Wenig mehr als kniehoch war der Spalt,
als er hindurch hechtete. Er schlug mit Händen und Knien auf und zog rasch die
Beine an, um nicht festgeklemmt zu werden von der Jalousie. Dann wälzte er sich
zu Seite, hinter einen Pfeiler.
    Der Mercedes, 20 Meter voraus, hielt in
seiner Box. Der Motor verstummte. Ein alter Mann stieg aus und taperte zum
Lift.
    Zotte grinste. Der Fischzug konnte
beginnen.
    Er überzeugte sich, daß die
Nachschlüssel — sein Einbruchswerkzeug — noch in der Tasche steckten. Auch sein
Messer war da.
    Er ging zum Lift und fuhr in den
fünften und obersten Stock hinauf.
    Als er auf den Flur trat, herrschte
Stille. Kostbare Läufer bedeckten den Boden. Wohin er sah, strahlte ihn Marmor
an. So hoch man spucken konnte, waren die Wände mit Marmor verkleidet.
    Pflegeleicht, dachte er, und es hält
länger als Tapeten.
    Er entschied sich für die Wohnung einer
gewissen Johanna Wilken, was — wie sich herausstellen sollte — schicksalhaft
war.
    Eine Weile hielt er das Ohr an die Tür.
Er klingelte auch und hätte, wäre ihm geöffnet worden, behauptet, er sei vom
Hausmeister geschickt, um die Heizung zu überprüfen. Aber hier war niemand zu
Hause, und er brauchte nur Sekunden, um die Tür zu knacken, wobei nichts
beschädigt wurde.
    Luxus! Alles vom Feinsten. Er ging
durch die Räume. Nach einem Blick in Bad und Kleiderschrank wußte er, daß
Johanna Wilken alleinstehend war. Also eine reiche alte Kuh ohne männlichen
Anhang. Was er dann an Schmuck und Bargeld fand, war überwältigend. Und in
einem Schreibtischfach entdeckte er...
    Er hatte nichts gehört. Lautlos hatte
sie die Eingangstür geöffnet, die — ohne Vorraum — gleich ins Wohnzimmer
führte.
    Ein Lufthauch berührte Zottes Nacken.
Er wirbelte herum, sah die — wie versteinerte — Frau, sprang sie an und riß sie
herein, während er gleichzeitig die Tür ins Schloß warf. Seine Hand preßte sich
auf ihren Mund. Er spürte ihren Schrei und würgte ihn ab, jetzt mit der Hand an
ihrer Kehle. Die Klinge des Messers blitzte.

    „Keinen Laut!“
    „Ich... ich schreie nicht“, stammelte
sie.
    Ihre Kleidung war erlesen. Aber Johanna
Wilken war sich nicht zu schade, schwere Einkaufstüten selbst zu befördern. Sie
waren zu Boden gefallen. Die größere enthielt nicht weniger als acht Kilo
Rindfleisch.
    „Tun Sie mir nichts!“
    Der Blick ihrer blauen Augen hing an
seinem Messer.
    „Sie... werden es nicht bereuen“,
keuchte sie. „Ich... ich suche nämlich jemanden wie Sie.“
    „Wie mich?“ Er grinste gehässig.
    „Ja.“ Sie zitterte noch, hob aber die
Tüten auf. „Darf ich die in die Küche bringen?“
    Er ging mit. „Wieso suchen Sie jemanden
wie mich?“
    Sie war eine alte Dame. Sie wirkte
vornehm. Zu diesem Eindruck paßte nicht, was sie jetzt sagte.
    „Ich gebe Ihnen 2000 Mark, junger Mann,
wenn Sie jemanden verprügeln.“
    Er glotzte sie an. „Aha! Daher weht der
Wind. Sieh einer an. Die feinen Leute in ihren feinen Hütten sind auch nicht
anders als der Abschaum, wie?“
    Johanna zuckte zusammen. Ärger überzog
für einen Moment ihr Faltengesicht. Dann hob sie die Achseln.
    „Er hat’s verdient, der Kerl. Für Sie
wäre die Sache sehr einfach. Aber ich müßte sicher sein, daß Sie’s auch
wirklich tun — und nicht nur das Geld nehmen.“
    Wieder grinste er. „Für 2000 Eier
verprügele ich jeden. Egal, ob Mann oder Frau. Wollen Sie eine Empfehlung, Oma?
Am 13. habe ich hier in der Nähe eine Tussi zur Schnecke gemacht. In der
Gramatzki-Straße. Das stand groß in der Zeitung. Ruth Ziegler heißt die Kuh.“
    »Das habe ich gelesen“, nickte Johanna.
„Gut! Das überzeugt mich. Sie haben keine Hemmungen, junger Mann. Es geht jetzt
darum: In einer halben Stunde kommt mein geschiedener Mann. Er kommt, um mal
wieder Geld bei mir abzuliefern. 25000 Mark! In bar! Um mich zu ärgern, bringt
er das Geld immer in bar, statt es auf mein Konto zu überweisen. Dreimal im
Jahr kommt er damit. Wir machen es so: Sie fesseln

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