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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Denn jede Aufregung wirkt sich äußerst nachteilig auf meinen erhöhten Blutdruck aus, dessentwegen
mir ohnehin beständig ein Schlaganfall droht. Daher ist mein ganzes Auftreten auch immer sehr gelassen und abgeklärt. Manche deuten das als Zeichen innerer Gleichgültigkeit. Doch müssen sie früher oder später erfahren – und das oft zu ihrem eigenen Nachsehen –, dass ich alles andere als gleichgültig bin.
    Dennoch war es unter diesen Umständen nicht ganz leicht, entspannt zu bleiben. Offensichtlich hatten nicht nur meine fortgesetzten Anschuldigungen die Versammelten aufgewühlt; es war vor allem meine Forderung, sofort den Sarg zu öffnen. Schließlich war dies der einzige Weg, meine Theorie entweder zu bestätigen oder zu widerlegen.
    Die Logik dieses Vorgehens hätte eigentlich jedem sofort einleuchten müssen, doch Menschen sind nun mal keine sonderlich logischen Wesen; vielmehr lassen sie sich von ihrem Herz und ihren Gefühlen leiten, weswegen sie es offensichtlich für moralisch verwerflich hielten, dass ich die letzte Reise ihres Angehörigen weiter verzögerte. Es war genau der Typ Mensch, der immer völlig aus dem Häuschen gerät, wenn der Zug mal Verspätung hat oder der Verkehr stockt, anstatt sich zu entspannen und einzusehen, dass es im großen Maßstab der Dinge nicht die geringste Rolle spielt, ob sich ein Bus, ein Zug oder ein Sarg an einen letztendlich völlig unbedeutenden Fahrplan hält.
    »Was macht es schon für einen Unterschied?«, wollte ich von Inspektor Robinson wissen, der mich in eine Ecke des Krematoriums gezerrt hatte. »Er ist ohnehin tot.«

    »Ich weiß, dass er tot ist, Sie Idiot. Und Sie sind es gleich auch, wenn Sie nicht mit Ihrem Gejammer aufhören.«
    »Ich versuche doch nur …«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich liege nicht falsch.«
    Er holte tief Luft und blickte über die Schulter zu Jimbo. Smally Biggs, ein paar Angehörige und ein Großteil der Maler hatten einen Verteidigungsring um seinen Sarg gebildet. Reverend Delargey segnete ihn gerade und sprach ein Gebet. Der Krematoriumsleiter, ein Mann namens McManus, war eingetroffen und musste eine Schimpfkanonade von Pat über sich ergehen lassen. Dabei nickte er beständig, bevor er schließlich zu uns herüberkam. Er war ein rundlicher Mann mit unangemessen vielen Lachfalten im Gesicht. Er sagte: »Die Einäscherung eines menschlichen Leichnams ist für die Angehörigen ein hochemotionaler Vorgang. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, während dieser Zeremonie eine Atmosphäre von Andacht und stiller Ehrerbietung herzustellen und aufrechtzuerhalten – und Sie, Sir«, er nickte in meine Richtung, »haben diesen Tag in eine lächerliche Farce verwandelt. Sie sollten sich schämen. Und Sie«, er funkelte Inspektor Robins an, »sind kaum besser.«
    Inspektor Robinson erwiderte: »Kann schon sein, trotzdem ermitteln wir hier nach wie vor in einem Mordfall, und wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, dass hier Beweismittel …«
    McManus fiel ihm ins Wort. »Die Kremierungsverordnung verbietet das Öffnen eines Sargs, sobald er im Krematorium eingetroffen ist.«

    »Recht und Gesetz dieses Landes sind wichtiger als …«
    »Sir, dieses Krematorium geht nach einem exakten Zeitplan vor. Wir sind längst über den Zeitpunkt hinaus, an dem die letzte Einäscherung des Tages stattfinden sollte. Und sofern Sie keine richterliche Anordnung oder einen Durchsuchungsbefehl vorweisen können, dass Sie zum Öffnen dieses Sargs ermächtigt sind, werde ich jetzt meine Zustimmung zum Fortgang der Zeremonie geben.«
    »Ich werde die entsprechenden Papiere besorgen, und wagen Sie es bloß nicht, vorher zu beginnen …«
    »Das wird nicht nötig sein.« Eine tiefe, aber gedämpfte Stimme in meinem Rücken ließ mich herumfahren. Es war der Polizeipräsident. »Inspektor Robinson, kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    Robinson nickte rasch und begleitete den Polizeichef zur gegenüberliegenden Seite des Krematoriums. McManus, der nicht recht zu wissen schien, was er mit mir reden sollte, aber gleichzeitig weiteren Beschimpfungen Pats entgehen wollte, entfernte sich ein paar Schritte und blieb dort stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Alison, die bemerkte, dass ich allein war, kam herbeigeeilt.
    »Was passiert jetzt? Ehrlich, ich blick nicht mehr durch.«
    Robinson und der Polizeichef führten ein leises, doch wortreiches Gespräch.
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Robinson war auf meiner Seite,

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