Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
ich.
    »Also komm jetzt endlich zur Sache oder verpiss dich.«
    »Okay«, sagte ich.
    Die Trauergemeinde war immer noch aufgebracht, weil ich es gewagt hatte, aufzustehen und sie mit meinen Verdachtsmomenten zu konfrontieren, aber wenigstens hatte ich sie jetzt in meinen Bann gezogen. Sie wollten es wissen. Selbst die Maler und Lackierer lauschten gebannt, als folgten sie einer Samstagsnachmittags-Matinée. Von Anfang an war es mein Plan gewesen, aufs Geratewohl mit Verdächtigungen um mich zu werfen und die Reaktionen darauf zu studieren; vielleicht würde einer von ihnen ja unter dem Druck der öffentlichen Befragung zusammenbrechen. Dazu war es zwar nicht gekommen, doch warf das weder ein schlechtes Licht auf mein Vorgehen noch bedeutete es den Todesstoß für mein ultimatives Ziel, die Demaskierung des Mörders. Tatsächlich bereitete es mir sogar ein diebisches Vergnügen, die Menschen nach meiner
Pfeife tanzen zu lassen, auch wenn sie die Melodie noch nie gehört hatten.
    »Nun gut«, sagte ich, »wenn Sie es nicht getan haben und Sie es nicht waren und Sie auch nicht, wer bleibt dann noch übrig?«
    Ich musterte mein Publikum. Einige von ihnen starrten herausfordernd zurück. Andere wandten den Blick ab. Selbst die Maler, die alle völlig unschuldig waren, wirkten unter dem harten, durchdringenden Spot meiner Albinoaugen leicht zwielichtig. Doch schließlich fiel der gnadenlose Bannstrahl meines Blicks genau dorthin, wo er von Anfang an hatte landen sollen. Die Show war vorbei, der letzte Tanz getanzt, und die Rausschmeißer scheuchten alle hinaus.
    »Pat? Sie kommen ja wohl kaum als Täterin infrage – oder vielleicht doch? Sie stammen aus der protestantischen Arbeiterschicht, tragen paramilitärische Gene in sich, und wegen der Schwangerschaft spielen Ihre Hormone verrückt; war das der tödliche Cocktail? Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen nichts weniger als ein Verbrechen aus Leidenschaft!« Ich deutete direkt auf sie. »J’accuse!«

40
    Pat brauchte eine ganze Weile, bis sie alle ihr bekannten Flüche und Schimpfwörter losgeworden war. Die Maler und Lackierer benötigten sogar noch etwas länger. Offensichtlich fanden sie, ich sei einen Schritt zu weit gegangen, zumal Pat frisch verwitwet war und bald Mutter wurde. Doch man darf keinen Mörder unenttarnt lassen, nur um dessen Gefühle zu schonen; obwohl man durchaus zum gegenteiligen Schluss hätte gelangen können, wenn man in Alisons Gesicht sah – und auf ihre Füße, die sich jetzt rasch über den Mittelgang näherten, ohne Zweifel, um mich an den Ohren zurück zu meinem Sitz oder aus dem Gebäude zu schleifen und so vorm Lynchen zu bewahren. Doch Inspektor Robinson trat ihr in den Weg, drängte sie und den Lynchmob zurück und rief: »Jetzt kann man ohnehin nichts mehr ändern, also lasst ihn ausreden!«
    Er besaß Autorität, dieser Inspektor Robinson.
    Und das war gut so.
    Denn auch wenn sie mir nicht freundlich gesonnen waren, änderte das nichts an der Wahrheit und an meiner Bereitschaft, sie zu verkünden. Manchmal ist die Wahrheit eben eine bittere Pille. Doch war ich keineswegs bereit, sie ihnen zu versüßen.

    Nachdem er die Menge wieder unter Kontrolle hatte, drehte Inspektor Robinson sich zu mir um. »Und in Ihrem eigenen Interesse rate ich Ihnen, dass jetzt was richtig Gutes kommt.«
    Ich war zuversichtlich.
    »Ich glaube …«
    »Sie glauben  …?«
    »Ich glaube, ich kann beweisen , dass Pat Jimbo ermordet hat.« Erneut erhob ich meine Stimme und wandte mich an mein Publikum. »Sie hat ihn in blinder Wut erschlagen, weil er und Ronny den Lohn für die Arbeit am Haus des Polizeichefs nicht eintreiben konnten und deswegen aus Rache den Jack Russell geklaut haben.«
    Pat hatte sich erhoben, Wimperntusche übers ganze Gesicht verschmiert, und presste beide Hände auf ihren Bauch. »Wann … schafft … irgendjemand … endlich … dieses … Monster … hier weg!«
    »Pat, ich bitte um Entschuldigung, aber Sie haben mir erst kürzlich gesagt, Sie hätten sich so an Jimbo erinnern wollen, wie er zu Lebzeiten war, daher hätten Sie den Sarg verschließen lassen. Doch unser Malerfreund hier hat uns gerade erzählt, er hätte Jimbos Gesicht gesehen. Können Sie uns das erklären?«
    »Darum dreht sich’s also?«
    »Zum Teil.«
    »Herr im Himmel!«, explodierte sie. »Ich hab den Sarg schließen lassen, weil ich ihn nicht mehr anschauen wollte. Aber das Ding war ja nicht zugenagelt. Wer wollte, konnte ihn noch mal

Weitere Kostenlose Bücher