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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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unbegrenztes Vertrauen in Jeff. Und was konnte letztlich schon groß passieren, wenn man eine junge, schwangere Frau vor dem Unterschlupf zweier mit Drogen dealender Ex-Terroristen warten ließ, damit sie eine Serie Fotos von ihnen schoss? Eigentlich gar nichts. Vielleicht bestand eine gewisse, vernachlässigbare Chance, dass sie verprügelt wurde. Doch davon
abgesehen sprang Alison ja nicht für mich ein, um mir den Fall zu klauen, sondern um mich zurückzugewinnen, damit ich mich um sie und das ungeborene Kind kümmerte. Außerdem habe ich zwei linke Hände und bringe es sogar mit idiotensicheren Kameras fertig, Bilder zu versauen. Und sie machte es umsonst. Also gab es eigentlich nichts, was dagegensprach.
    Aber so rasch würde ich nicht nachgeben.
    »Was, wenn du die Kamera kaputtmachst?«
    »Mach ich nicht.«
    »Versprichst du, sie am Umhängeband zu tragen?«
    »Obwohl ich beim Fotografieren im Auto sitze, ja.«
    »Die Kamera war teuer. Wenn sie auch nur einen einzigen Kratzer kriegt, musst du mir eine neue kaufen.«
    »Okay.«
    »Und wenn die Typen bis zum Abend nicht auftauchen, musst du die ganze Nacht auf sie warten.«
    »Kein Problem.«
    »Und wenn du pinkeln musst?«
    »Dann verkneif ich es mir.«
    »Ich dachte, wenn man schwanger ist, muss man die ganze Zeit pinkeln.«
    »Das kommt erst, wenn ich total fett bin und schrecklich aussehe.«
    Ich hob eine Augenbraue.
    »Du bist lustig«, sagte sie.
    »Danke, gleichfalls«, sagte ich.
     
    Auf dem Heimweg legte ich einen kurzen Zwischenstopp ein, um Mutter aussteigen zu lassen, bevor ich zum Laden
weiterfuhr. Dort kontrollierte ich zunächst die Kasse, um mich zu vergewissern, dass Jeff nichts geklaut hatte, bevor ich ihn gehen ließ. Anschließend machte ich es mir in meinem Bürostuhl bequem, legte die Füße auf die Theke und riss ein Twix auf. Ich hatte beschlossen, mich in Abwesenheit von Kunden mit einer erneuten Lektüre von Akte Ferguson , einem Ross-MacDonald-Roman ohne Lew Archer, zu belohnen. Aber kaum hatte ich die erste Seite umgeblättert, als die Tür aufflog und eine strahlende Alison hereinstürmte. Es waren gerade mal fünfundvierzig Minuten vergangen, seit ich sie verlassen hatte.
    »Schon die Nase voll, oder bist du verprügelt worden?«, fragte ich.
    »Ta-da!«
    Sie stellte die Kamera auf die Theke und schob sie mit dem digitalen Display voraus zu mir hin. Ich ließ mir viel Zeit, das Lesezeichen sorgfältig zwischen den Seiten zu platzieren und anschließend das Buch, eine lange vergriffene Ausgabe des Knopf-Verlags, unter dem Tisch zu verstauen. Dann stieß ich einen Seufzer aus. Ich drehte die Kamera, um den bestmöglichen Blick auf Alisons Schnappschuss zu haben. Er zeigte zwei junge Männer in T-Shirts und Trainingshosen, die mit verschränkten Armen vor dem Weltkriegs-Wandbild posierten.
    »Das ist Jimbo«, erklärte Alison und deutete auf den Kerl links, »und das ist …«
    »Schon klar.«
    »Sein richtiger Name ist Ronny Clegg. Die beiden waren ausgesprochen kooperativ.«

    »Hast du ihnen dafür sexuelle Gefälligkeiten versprochen?«
    »Klar doch.«
    Ich starrte weiter auf das Foto, obwohl ich innerlich schäumte.
    »Gleich nachdem du weg warst, sind die beiden gekommen. Ich hab an der Tür geklopft und ihnen erzählt, ich würde Bilder für ein Buch über Wandmalereien in Belfast schießen. Ob ich wohl das Bild auf ihrem Haus fotografieren könnte, und ob sie zufällig wüssten, wer es gemalt hat? Sie hätten gar nicht zuvorkommender sein können. Sie haben mich ins Haus eingeladen und mir eine Tasse Tee gemacht.«
    Sie langte herüber und drückte einen Knopf an der Kamera. Ein weiteres Foto leuchtete auf; diesmal hockten die beiden auf einem Sofa mit Tassen in den Händen und grinsten dämlich. Es war eine Weitwinkelaufnahme. Der Raum wirkte unaufgeräumt und chaotisch. Auf einer Seite des Sofas stand ein kleiner Jack-Russel-Terrier mit gespitzten Ohren. Meine Nase kräuselte sich, bereit zu niesen. Auf der anderen Seite befand sich ein Schreibtisch mit Computer. »Verstehe, du hast dich dort ganz wie zu Hause gefühlt, warum auch nicht?«
    »Das hab ich tatsächlich. Ich mochte die beiden. Sie stehen auf Dope und Comics.« Alison strahlte.
    »Was?«
    »Sie haben mich ihre Sammlung durchsehen lassen. Und rate mal, was?«
    »Was?«
    »Rate.«

    »Alison, ich hab keine …«
    »Sie hatten einen von meinen! Sie haben ihn hier gekauft!«
    »Sie …«
    »Es sind Kunden von dir!«
    »Sie …«
    »Was für ein irrer Zufall ist

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