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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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das, hm?«
    Angesichts des doch eher kleinen Kreises meiner Stammkundschaft war es tatsächlich ein ungewöhnlicher Zufall. Trotzdem zuckte ich nur lässig mit den Achseln.
    »Sie haben einen von deinen Comics gekauft. Das macht sie noch lange nicht zu meinen Kunden. Deine Comics sind wohl kaum repräsentativ für …«
    »Ach, buddel dir doch ein Grab und spring rein. Es war der absolute Höhepunkt meines Tages.«
    »Schön für dich. Vielen Dank auch für deine Hilfe.« Ich nahm die Kamera und schob sie unter die Theke. »Und da ihr ja nun offensichtlich beste Kumpel seid, haben sie zufällig auch Billy Randall erwähnt?«
    »Ja, das haben sie tatsächlich. Sie haben ganz von selbst davon angefangen. Offensichtlich wollten sie damit Eindruck bei mir schinden.«
    »Du bist ja auch leicht zu beeindrucken.«
    Sie warf mir einen tiefen Blick zu. »Nicht wahr. Sie haben mir das YouTube-Video gezeigt. Sie sind ziemlich stolz darauf.«
    »Ich vermute, du hast dabei die ganze Zeit gegiggelt und ihnen versichert, wie toll sie sind.«
    »So ähnlich. Ich hab sie gefragt, warum sie es gemacht haben. Sie haben gesagt, weil er da war . So wie in …«

    »… der berühmten Antwort George Mallorys, warum er den Everest besteigen wollte.«
    Alison nickte.
    Ich nickte ebenfalls.
    Einen Moment saßen wir schweigend da, während ich darauf wartete, dass sie endlich auf den Punkt zu sprechen kam, auf den sie offensichtlich die ganze Zeit zusteuerte.
    »Weißt du, die beiden sind eigentlich ganz harmlos.«
    »Sie haben aus einem unschuldigen Mann eine weltweit bekannte Witzfigur gemacht.«
    »Sie haben sich nur einen kleinen Spaß erlaubt.«
    »Ach wirklich?«
    »Verändert das die Sache nicht?«
    »Was sollte was verändern?«
    »Die Tatsache, dass sie Kunden sind.«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Du hast ohnehin schon wenige. Wenn sich rumspricht, dass du die beiden an einen Schleimbeutel wie Billy Randall ausgeliefert hast, hast du bald gar keine mehr.«
    Ich lachte.
    Das war ganz offensichtlich völliger Unfug.

9
    Um Alison loszuwerden, erklärte ich, eine Nacht über die Entscheidung, ob ich ihre einzigen beiden Fans an Billy Randall ausliefern würde, schlafen zu müssen. Wobei ich wegen meiner zahlreichen Leiden nachts natürlich kein Auge zumache. Die Schlaftablette, die mich umhaut, muss erst noch erfunden werden. Aber das nur nebenbei. Sobald Alison abgezogen war, schickte ich Billy Randall per E-Mail die beiden Fotos, auf denen Jimbo Collins und Ronny Clegg posierten, und im Anhang ihre Adresse sowie eine gesalzene Rechnung. Eigentlich ging ich davon aus, dass eine seiner Sekretärinnen sich darum kümmern würde, aber innerhalb weniger Minuten erhielt ich eine Rückantwort von ihm höchstpersönlich.
    Danke, Kumpel! Schulde Ihnen was!
    Er schuldete mir tatsächlich etwas. Außerdem war er nicht mein Kumpel . Er hatte die Angewohnheit, überall den abstoßenden Ausdruck Kumpel anzuhängen, um sich auf lächerliche Art bei seinen Kunden aus der Arbeiterschicht anzubiedern. Ich war mir nicht sicher, was mich mehr abstieß – diese ungebetene Vertraulichkeit oder die Tatsache, dass er mich offensichtlich für einen Teil seiner Klientel hielt. Ich starrte auf die E-Mail. Mir war klar, was Alison in diesem Fall gesagt hätte: Du interpretierst zu viel
hinein. Auf die Art will er sich einfach nur bedanken. Aber was wusste sie schon? Sie arbeitete in einem Juwelierladen und verkaufte billigen Modeschmuck. Höchstwahrscheinlich hätte sie es ihm einfach so durchgehen lassen, dass er sie Kumpel nannte. Wobei man zu einer Frau natürlich nicht Kumpel sagte. Liebling? Schätzchen? Zuckermaus? Während ich noch darüber nachdachte und darauf wartete, dass das Twix die in meinem Magen aufsteigende bittere Galle besänftigte, erschien eine weitere Nachricht auf dem Bildschirm.
    Bist du sehr beschäftigt?
    Es war Alison.
    Ich tippte: Ja.
    Dann schaltete ich den Computer aus und wandte mich wieder der Akte Ferguson zu.
     
    Keine zwanzig Minuten später stand sie in der Tür, brüllte und jodelte, es sei Weihnachten, es schneie und ich müsse herauskommen, um im Schnee zu spielen. Ein kurzer Blick genügte, um mir zu bestätigen, dass es sich keineswegs um Schnee, sondern bestenfalls um Schneeregen handelte. Völlig aus dem Häuschen hüpfte Alison auf und ab und hielt nur kurz inne, um irgendwelchen Matsch aufzuheben und auf vorbeikommende Passanten zu schleudern, die ihre Schirme schräg hielten, um zu verhindern, dass ihre roten

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