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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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im Schälen von Eiern«, sagte sie. »Es ist das gleiche Prinzip. Je weniger Gewalt man ausübt, desto besser.«
    Ich schob meine bedeckte Hand durch die Öffnung und tastete nach der Klinke; einen Augenblick später betraten wir die Küche.
    Wir waren ein gutes Team, das hatte ich immer schon gewusst.
    Alison knipste das Küchenlicht an.
    »Sollten wir nicht lieber eine Taschenlampe oder …«
    »Nö.«
    Sie trat durch die Küchentür ins Wohnzimmer. Da die Vorhänge zugezogen waren, schaltete sie auch hier das Licht ein.
    »Ist das nicht …«
    »Wenn es so aussieht, als würden wir hier heimlich rumschleichen, dann schöpfen sie Verdacht. So dagegen wirkt es, als wären wir mit Fug und Recht hier drinnen. Die Leute werden davon ausgehen, dass wir von der Polizei sind.«
    »Aber die Polizei wird nicht davon ausgehen, dass wir von der Polizei sind.«
    »Pessimist.«
    Ein starker Desinfektionsmittelgeruch lag in der Luft. Er erinnerte mich an Krankenhäuser. Ich bin allergisch
auf Krankenhäuser. Ich musste würgen. Alison warf mir einen verächtlichen Blick zu und begann sich umzusehen. Nach allem, was wir über die Morde gehört hatten, erwartete ich überall Blutspritzer, vielleicht Kreideumrisse und markierte Fingerabdrücke; doch der Raum wirkte ähnlich wie auf Alisons Foto – unordentlich, leicht schmuddelig, etwa so, als wäre jemand zu Bett gegangen, ohne vorher aufzuräumen –, keinesfalls aber wie der Schauplatz eines grausamen Doppelmords. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Beim Anblick von Blut werde ich leicht ohnmächtig, ebenso wie bei extrem tiefen Temperaturen, beim Geruch von verrottetem Obst oder Tulpen sowie bei Ungerechtigkeiten.
    Alison brummte enttäuscht, als sie sich einer Ecke des Raums näherte. Dort standen ein Schreibtisch mit einem Lederdrehstuhl und ein kleiner Aktenschrank. Die Schreibtischplatte war leer bis auf ein kleines staubfreies Rechteck in der Mitte.
    »Ist dein genialer Plan jetzt zunichte, weil sie den Computer mitgenommen haben?«, fragte ich.
    »Halt die Klappe.« Sie griff nach der obersten Schublade des Aktenschranks und öffnete sie. Die Schublade war leer.
    »Gibt es einen Plan B?«, fragte ich.
    »Du bist doch der tolle Privatdetektiv, was ist denn dein beschissener Plan?«
    »Nun ja«, sagte ich.
    »Dachte ich’s mir doch«, sagte Alison.
    »Nun ja, ich denke nach. Ich vergleiche das, was ich von deinem Foto her kenne, mit dem, was ich hier vorfinde.
Natürlich abgesehen davon, dass Jimmy und Ronny und der Computer fehlen.«
    Als sie zu mir trat, wich ich in die Küche zurück.
    »Und?«, rief sie mir nach. »Ich sehe keinen Unterschied. Und was bitte suchst du in der Küche, das angeblich hier im Raum fehlt? Hallo, Meisterdetektiv, hörst du mir zu?«
    Ich trat wieder in die Türöffnung. »Ich habe nicht geniest.«
    »Wie bitte?«
    »Gegen was bin ich allergisch?«
    »Gegen alles.«
    »Draußen im Hinterhof hat es nicht nach Pisse gerochen. Normalerweise tut es das immer. Und feuchtes Wetter, so wie heute Abend, macht den Gestank noch durchdringender.«
    »Was soll das …?«
    »Und in der Küche steht kein Schälchen am Boden; was allerdings zunächst nicht weiter verwunderlich ist, denn ein Nachbar könnte sich ja um ihn kümmern. Trotzdem würde man in den Schränken etwas Futter erwarten. Verstehst du, auf was ich hinauswill?«
    Alison starrte mich an. »Der Jack Russell?«
    »Genau, der Jack Russell. Ich bin allergisch gegen Hunde, weißt du das nicht?«
    Alison verschränkte die Arme. »Jetzt kommt sicher gleich was ganz Tolles. Warte, lass mich raten. Der Jack Russell war Zeuge des Mordes und ist nun auf der Flucht, um sein Leben zu retten. Wir müssen ihn nur finden, dann kann er für uns die Mörder identifizieren: Einmal bellen für ›Ja, das ist der Täter‹, und zweimal für ›Er schaut ein
bisschen so aus, aber nicht ganz, vielleicht trug er damals einen Bart‹. Oder womöglich hat Marple ihn in eine Art Guantanamo Bay für Vierbeiner gesperrt; unter Umständen verweigert man ihm einen Hundeanwalt; vielleicht sollte unser armer, kürzlich verstoßener Jeff eine Kampagne starten, um ihn freizubekommen.«
    »War’s das?«
    »Ja. Okay. Also, wie, bitte schön, soll das Verschwinden dieses verdammten Köters zur Auflösung des Falls beitragen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich habe nur einen Unterschied hervorgehoben. Wie dieser zur Klärung des Falls beiträgt, weiß ich selbst nicht.«
    »Richtig. Brillant. Glaubst du nicht, wir sollten

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