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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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etwas Bedrückendes. Vielleicht war es das Bild der toten Soldaten, die von der Brandmauer auf uns herabstarrten, oder die Tatsache, dass sich unter ihnen etwas noch Finstereres verbarg. Und dann diese Gegend. Unsere Familie hatte in den guten alten Tagen kaum etwas zu beißen gehabt, trotzdem hatte Mutter den halben Tag auf Händen und Knien die Treppenstufen vor unserem Haus saubergeschrubbt; die Leute hier dagegen erwarteten, dass die Regierung persönlich ihre Haustreppen reinigte. Heutzutage hieß arm sein, nicht sämtliche Premium-Kanäle des Bezahlfernsehens abonnieren zu können.
    »Du bist so ein Zyniker und ein Snob«, sagte Alison.
    »Hab ich das gerade laut gesagt?«
    »Natürlich. Du solltest jemand engagieren, der deinen Text redigiert, bevor du den Mund aufmachst.«
    »Danke, gleichfalls.«
    »Fang bitte nicht wieder damit an.«
    »Ist doch wahr. Früher war Religion das Opium fürs Volk. Heute scheint es Sky-Channel zu sein.«
    Sie seufzte.
    »Zu meiner Zeit«, fuhr ich fort, »konnten wir uns keine andere Unterhaltung leisten, als der Weihnachtsbeleuchtung beim Blinken zuzusehen. Und das war auch noch die Weichnachtsbeleuchtung vom Nachbarn.«

    »Es war nicht deine Zeit . Es war dein Zuhause . Deine verrückte Familie, mit deiner wahnsinnigen Mutter und dem mysteriösen Vater. Immerhin bist du einigermaßen unversehrt herausgekommen.«
    Offensichtlich versuchte sie, mich zu provozieren, und ich muss sagen, sie war gut darin. Aber ich war zu nervös, um mich drauf einzulassen.
    Es war kurz nach 22 Uhr. An der gegenüberliegenden Straßenecke hatte sich eine Zeit lang eine Gruppe von Teenagern herumgetrieben, doch irgendwann hatten sie sich zerstreut, ohne uns aus dem Auto zu schleifen und darin eine Spritztour zu unternehmen. Dann wurden Boxer und Rottweiler ausgeführt von Gestalten unbestimmbaren Geschlechts in wattierten Jacken und Kapuzenshirts. Auch hier war ein interessanter Widerspruch in sich zu beobachten; zwar blieb jedes Mal, wenn das Tier anhielt, um sein Geschäft zu machen, auch sein Besitzer stehen und zog eine Plastiktüte heraus, um das Häufchen verantwortungsvoll zu entfernen. Allerdings gingen von den vieren, die wir beobachteten, zwei einfach ein Stückchen weiter, blickten sich um, ob jemand sie beobachtete, und warfen dann die Tüte entweder in den nächsten Garten oder in eine Hecke.
    Alison geriet darüber ziemlich in Rage; und sie wäre sicher ausgestiegen, um diese Leute wegen ihres Mangels an Gemeinsinn zur Rede zu stellen, wenn wir nicht vorgehabt hätten, stattdessen in ein Schlachthaus einzubrechen.
     
    Es gab weder die »richtige« Zeit noch die »richtige« Methode für unser Vorhaben. Wir würden einfach versuchen, auf
der Hinterseite des Hauses einzudringen. Dabei kamen uns drei Umstände zugute: Es war nicht unbedingt die Gegend, in der Häuser mit Alarmanlagen ausgestattet waren; hinzu kam die Abwesenheit jeglicher Straßenbeleuchtung und schließlich die Tatsache, dass die Leute hier an das Geräusch von splitterndem Glas gewöhnt waren.
    »Du bist ein Snob und herablassend«, sagte Alison.
    Es gab nirgendwo Absperrband. Die Experten hatten ihre Arbeit getan und waren wieder abgezogen. Das Haus lag in völliger Finsternis, als wir uns näherten. Wir schlichen an der Brandmauer entlang zu der Gasse hinterm Haus. Ein altersschwach wirkender Holzzaun verbarg den Hinterhof vor neugierigen Blicken, doch die Pforte darin war nicht verriegelt. Wir schlüpften hindurch und schlossen die Tür hinter uns. Dann überquerten wir feuchte, zerbrochene Betonplatten. Ich zog den Ärmel meines Pullovers über die Hand und drückte die Klinke der Hintertür herunter.
    »Optimist«, sagte Alison.
    Die Tür war verschlossen. Alison öffnete ihre Handtasche und zog einen Hammer heraus.
    »Um Himmels willen«, rief ich.
    »Was?«
    »Das nennt man Besitz von Einbruchswerkzeugen. Dafür kann man uns auf der Stelle verhaften. Ohne den Hammer hätten wir wenigstens so tun können, als wären wir nur neugierig.«
    »Papperlapp«, erwiderte sie.
    Sie richtete das flache Hammerende gegen ein schmales Glasquadrat über dem Türgriff und schlug leicht dagegen.
Das leise Klirren verriet mir, dass das Glas gesprungen, aber nicht gesplittert oder herabgefallen war. Es gelang ihr, den schmalen Spalt zwischen den beiden gesprungenen Glashälften zu erweitern und sie beide aus dem Rahmen zu lösen.
    »Das hast du schon öfter gemacht«, bemerkte ich.
    Alison schüttelte den Kopf. »Ich habe Übung

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