Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
unsere Zeit lieber darauf verwenden …« Sie seufzte. »Du gehst mir so was von auf die Nerven. Und nur zu deiner Information, Meisterdetektiv, der Jack Russell ist tot.«
    »Woher weißt du …?«
    »Er weilt nicht mehr unter uns. Er ist ein Ex-Jack-Russell.«
    Ihre Brauen hoben sich kaum merklich, und ihre Augen begannen zu funkeln. Sie forderte mich heraus. In diesem Augenblick spielten die Morde keine Rolle mehr. Dass Alison mit ihrem schwachen Intellekt und den limitierten Fachkenntnissen in den Bereichen Modeschmuck und Comics allein aufgrund eines Fotos und Inaugenscheinnahme unseres gegenwärtigen Aufenthaltsorts auf das Verscheiden eines Hundes schließen konnte, widersprach jeglicher Logik. Rasch ging ich noch einmal die Beweise durch und folgerte augenblicklich,
dass ich auf dem Holzweg gewesen war. Die Spurentechniker hatten vielleicht jedes einzelne Hundehaar aufgesaugt, deshalb hatte ich nicht geniest. Trotzdem gab es in der Küche keinen Hundenapf und im Schrank kein Hundefutter. Draußen roch es kein bisschen nach Hundepisse. Der einzige Beweis für die Existenz des Jack Russell war das Foto. Daher lag auf der Hand, dass ich das Foto falsch interpretiert hatte. Es ist bezeichnend für einen guten Detektiv, dass er keine Angst davor hat, alle Beweise erneut zu examinieren und seine Meinung zu ändern.
    »Der Hund war bereits tot«, erklärte ich. Alison blickte enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht. »Das war das Foto eines ausgestopften Jack Russells.«
    »Korrektamundo. Sie haben ihn auf einem Flohmarkt gekauft, weil sie ihn lustig fanden. Die beiden fanden so ziemlich alles witzig, bis zu dem Punkt, an dem man sie totgeprügelt hat.«
    »Okay. Toter Hund. Lass uns das unter irrelevant verbuchen. Können wir jetzt gehen?«
    »Gehen? Mann, ehrlich, ich hab kaum angefangen.«
    Und es war ihr tatsächlich ernst damit. Ich musste ihr Engagement neidlos anerkennen, auch wenn ich es nicht teilte. Ich hielt mich nicht gern im Haus von irgendwelchen Toten auf, erst recht nicht in einer gefährlichen Nachbarschaft, wo sie einen erst zu Brei schlugen und nachher Fragen stellten. Plötzlich verkrampften sich meine Eingeweide, und ich krümmte mich.
    »Ich glaube, ich muss mal …« Mit dem Daumen deutete ich nach oben.

    »Toller Einbrecher. Tu, was du nicht lassen kannst. Derweil konzentriere ich mich auf das Sammeln von Beweisen.«
    Obwohl ihr Tonfall nicht direkt sarkastisch war, hatte ihre ganze Art etwas Sarkastisches, das mir nicht gefiel. Verständlicherweise war sie verliebt in mich, doch das würde im Lauf der Zeit und mit zunehmender Erfahrung nachlassen. Wenn das Kind tatsächlich von mir war – ich hatte vor, das wissenschaftlich überprüfen zu lassen –, und vorausgesetzt, die Gerichte wären auf ihrer Seite, musste ich einen Weg finden, es ihr abzunehmen. Das Kein Alibi war nicht notwendigerweise an Belfast gebunden; auf der ganzen Welt gab es Städte, in denen eine gute Krimibuchhandlung fehlte. Es kam nur darauf an, sich das richtige Land herauszupicken. Eine moderate Klimazone wäre angenehm, es sollte möglichst keine Revolutionen geben, die Einwohner sollten Englisch als erste Sprache sprechen und das Land durfte kein Auslieferungsabkommen mit England haben, was die Isle of Man möglicherweise schon ausschloss. Ich dachte über weitere mögliche Orte nach, während ich auf der Toilette der Toten saß und auf den Kachelboden hinunterstarrte, den die Füße der Toten berührt hatten; die Bademäntel der Toten hingen an der Tür, die verkrusteten Zahnbürsten der Toten standen auf meiner momentanen Augenhöhe am Waschbeckenrand, und ich summte laut »The Battle Hymn of the Republic«, um die von mir produzierten Geräusche zu übertönen. Genau gegen Ende des Lieds ertönten plötzlich Schritte draußen auf dem Holzboden des Flurs, und sofort bereute ich es, die Tür nicht ganz geschlossen
und abgesperrt zu haben. Da ich unter Klaustrophobie leide, schließe ich nämlich weder zu Hause noch sonst wo die Toilettentür; doch in diesem Moment war es mir ausgesprochen unangenehm, von Alison auf dem stillen Örtchen gesehen zu werden, und es würde sicher viele Jahre unserer ohnehin zum Scheitern verurteilten Ehe brauchen, bis ich ihr dergleichen gestattete.
    Mein erster Gedanke bei den sich nähernden Schritten war: Was auch immer sie gefunden hat, keine Spur kann so wichtig sein, und ich rief gerade »Bitte nicht reink…!«, als die Tür aufflog.
    Mein zweiter Gedanke war: Du bist

Weitere Kostenlose Bücher