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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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gestorben. Ich meine, wer will
schon der Mann sein, der den Jack Russell des Polizeichefs von Nordirland überfahren hat? Sie würden sofort Radarfallen vor deinem Haus aufpflanzen.«
    »Da magst du recht haben.«
    Ich bin ein vollendeter Lügner. Natürlich wusste ich genau, wann das gesetzliche Kupierverbot in Kraft getreten war. Nicht, dass es sich um ein besonderes Interessensgebiet von mir gehandelt hätte, trotzdem halte ich mich stets auf dem Laufenden, was das Kupieren von Schwänzen angeht. Immerhin muss ich nachts jede Menge Zeit totschlagen, da ich unter Schlaflosigkeit leide und Mutter laut und unverständlich betet.
    »Also der Polizeipräsident.«
    »Das kompliziert die Dinge.«
    »Das kompliziert sie gewaltig.«
    »Müssen wir jetzt davon ausgehen, dass Jimbo und Ronny sich den Hund des Polizeipräsidenten geschnappt haben und er sie aus Rache umgebracht hat oder umbringen ließ? Das ist doch hirnrissig.«
    »Ja, das ist es. Natürlich ist es das.«
    »Aber?«
    »Auf der Welt passieren die merkwürdigsten Dinge.«
    »Angenommen, sie haben sich geweigert, den Hund zurückzugeben, oder sie haben versucht, ihn zu erpressen; dann ist er möglicherweise ausgetickt und hat sie umgebracht.«
    »Oder er hat jemanden damit beauftragt. In seinem Job hat er schließlich ständig mit Mördern zu tun.«
    »Möglicherweise dreht es sich gar nicht so sehr um den Hund selbst, sondern um das Prinzip. Kannst du dir vorstellen,
was passiert, wenn der Polizeipräsident beraubt wird? Wie ist es dann um die Reputation der Polizei bestellt? Es wäre ein Desaster, ein politischer Skandal.«
    »Also angenommen, er war bereit, wegen eines Jack Russels zu töten, dann müssen wir davon ausgehen, dass er ähnliche Maßnahmen ergreifen wird, um sich weiterhin vor Nachforschungen zu schützen. Du weißt, was das bedeutet?«
    »Allerdings. Du willst den Fall abgeben, weil du allergisch gegen Gewalt bist.«
    »Genau.«
    Alison lächelte. »Du hast recht. Wir müssen an das Baby denken. Und offen gesagt, der Polizeipräsident von Nordirland wird nicht zwei Maler und Lackierer wegen eines ausgestopften Hundes ermorden. Viele Menschen hängen sehr an ihren Haustieren, aber das ist einfach zu bescheuert.«
    »Ja, es ist verrückt.«
    »Wir sollten keine Minute mehr auf diesen Gedanken verschwenden.«
    »Nicht mal eine Sekunde.«
    »Ich meine, selbst wenn der Polizeipräsident, der Mann, dem wir tagtäglich unseren Schutz und unsere Sicherheit anvertrauen, tatsächlich Jimbo und Ronny umgebracht hat, und wir bringen ihn zur Strecke, dann steht er nicht alleine da. Es würde unsere Regierung erschüttern und den fragilen Frieden aufs Spiel setzen; und was noch schlimmer ist, es würde uns in unglaubliche Gefahr bringen. Daher dürfen wir niemals ein solches Risiko eingehen. Selbst wenn wir etwas wüssten, müssten wir es
verschweigen, denn im Grunde genommen geht es uns nichts an, und wir müssen uns zuerst um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Absolut«, bestätigte ich. »Was auch immer wir wissen, wir können es guten Gewissens ruhen lassen.«
    Ich blickte sie lange an. Sie hielt meinem Blick stand.
    »Erklär mir bitte noch mal, was du unter gutem Gewissen verstehst«, bat sie schließlich.
     
    Ich wusste, was sie vorhatte. Sie wollte dem Fall bis zu seiner endgültigen Auflösung nachgehen. Unsere Sicherheit war ihr vollkommen gleichgültig. Sie wollte diesen heillos verwickelten Knoten auflösen. Allerdings hatten wir es hier nicht mit einer einfachen Kordel zu tun, sondern eher mit einer Lichterkette für den Weihnachtsbaum. Wenn so ein Ding erst mal verknotet ist, ist es unmöglich wieder zu entwirren. Wir könnten Wochen damit verbringen, und wenn es uns schließlich gelänge, bekämen wir einen tödlichen elektrischen Schlag. Alison war jung und enthusiastisch, daher fehlte ihr manchmal der Blick für die größeren Zusammenhänge. Sie dachte, sie könnte mich breitschlagen. Sie bildete sich ein, sie könnte eine Art autosuggestiven Inhalt in mein Gehirn implantieren. Sie hatte sich mit der hochschwangeren Pat verbündet und fühlte sich nun moralisch verantwortlich, den Mörder des Kindsvaters zu fassen. Dabei verlor sie völlig aus den Augen, dass sie sich selbst in allerhöchste Gefahr brachte.
    Ich war nicht für große, bedeutsame Fälle geschaffen. Mir waren die großen Geschicke der Nationen, der
Polizeikräfte oder der Politik völlig schnurz. Von dem einen Mordfall in meiner Vergangenheit hatte ich mehr als

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