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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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immer Fotos von unseren Arbeiten.«
    Er hielt drei Fotos in der Hand, die er Alison einzeln reichte. Sie gab sie an mich weiter. Die Bilder zeigten einen Jack Russell. Es war schwer zu bestimmen, ob er tot oder lebendig war, aber das lag ebenso sehr an der Qualität der Arbeit wie an der miserablen Qualität der Fotos.
    »Sie wirken ein bisschen … unscharf?«, versuchte es Alison.
    Gunn betrachtete sie selbst. »Sie haben recht. Typisch Dad. Als Taxidermist ist er auch in seinem Alter noch ein Genie. Als Fotograf eher weniger.«
    »Nun …«

    Alison warf mir einen heimlichen Blick zu, aber so, dass Gunn es bemerkte. Da er offensichtlich fürchtete, potenzielle Kunden zu verlieren, reagierte er rasch. »Hören Sie, wenn Sie gerne sehen möchten, wie der letzte geworden ist, kann ich sicher ein Wort mit den Besitzern reden, ob sie was dagegen haben, dass Sie sich den kleinen Burschen mal betrachten.«
    »Glauben Sie?«
    »Na ja, fragen kostet nichts. Geben Sie mir eine halbe Minute.«
    Erneut zog Gunn sein Handy heraus und entfernte sich. Alison zwinkerte mir zu. Um die Wahrheit zu sagen, sie beherrschte dieses Spiel ziemlich souverän. Ich hatte sie gut ausgebildet.
    Als Gunn zurückkehrte, wirkte er nicht mehr ganz so fröhlich. »Leider scheint es doch nicht so einfach zu sein. Offensichtlich gab es vor Kurzem einen Raubüberfall, und dabei wurde unter anderem auch ihr Jack Russell gestohlen.«
    »Himmel«, sagte Alison, »warum sollte jemand so was tun?«
    Gunn schüttelte traurig den Kopf. »Ich traue mich gar nicht, es meinem Dad zu erzählen, wegen seinem schwachen Herz. Sie sind für ihn wie seine Kinder.«
    Seine ausgestopften Kinder. Es war schon eine bizarre Art, sein Geld zu verdienen. Ähnlich wie ein Bestattungsunternehmen.
    »Die Besitzer sind am Boden zerstört«, fuhr Gunn fort. »Ich nehme an, man muss mit so was rechnen, wenn man prominent ist – man wird automatisch zur Zielscheibe.«

    »Ein Prominenter?«, fragte Alison. »Jemand, der wirklich berühmt ist?«
    »Tut mir leid, aber darüber darf ich nicht reden.«
    Man konnte allerdings heraushören, dass er sehr wohl darüber reden durfte und es vermutlich andauernd tat. Es war seine Art, Werbung für sein Unternehmen zu betreiben; vermutlich erzählte er jedem, der seinen Laden betrat, inklusive dem Briefträger, von seinem prominenten Kunden.
    »Ach, seien Sie doch nicht so«, bettelte Alison. »Wer ist es? Und Sie wissen ja, dass wir unseren kleinen Schatz sowieso hierher bringen. Ich bin sehr beeindruckt.«
    »Nun, das wäre sicher gut. Und natürlich kann ich es Ihnen verraten, vorausgesetzt, Sie bewahren Stillschweigen.«
    »Aber natürlich!«
    »Also gut. Es ist …«
    »Billy Randall«, platzte ich heraus.
    Gunn wirkte genervt wegen der Unterbrechung, doch der Name schien ihn keineswegs zu verblüffen. »Billy …? Ach, Sie meinen den Ferienfliegertyp? Nein, nicht der. Wie kommen Sie …«
    »Ignorieren Sie ihn einfach«, sagte Alison. »Wer ist es?«
    Und dann erzählte er es uns, und Alison tat beeindruckt; aber als sie sich dann zu mir umdrehte, waren ihre Augen ebenso groß wie meine.
    Es war Zeit, von hier zu verschwinden. Wir mussten über eine neue und potenziell gefährliche Komplikation des Falls sprechen. Alison versprach zurückzukehren, sobald
unser JR das Zeitliche gesegnet hatte; Gunn notierte sich unsere frei erfundene Telefonnummer, begleitete uns zur Tür und winkte uns nach, während wir den Parkplatz überquerten.
    Es war eine gewaltige Erleichterung für mich, endlich wieder draußen zu sein. Normalerweise bin ich allergisch gegen Landluft, aber diesmal setzte ich bedenkenlos mein Leben aufs Spiel und sog sie in vollen Zügen ein. Alison blieb an der Fahrertür stehen und begann, ihre Handtasche nach den Schlüsseln zu durchwühlen. Es ist eine große Tasche und voll mit überflüssigem Frauen-Krimskrams.
    Sie musterte mich über das Wagendach hinweg und fragte: »Stimmt was nicht?«
    »Alles bestens.«
    »Ich kenne diesen Blick.«
    Sie hatte recht. Etwas war unerledigt geblieben. Ich drehte mich zu der Werkstatt um.
    »Was hast du vor …?«
    »Hab nur vergessen, was zu fragen. Bin gleich wieder da.«
    Erneut betrat ich den Empfangsbereich. Ich schlüpfte durch den Vorhang und kam dazu, wie Gunn sich gerade über die Werkbank beugte, um die unscharfen Fotos des Jack Russell mit einer Lupe zu studieren.
    »Entschuldigung«, sagte ich.
    Überrascht blickte er auf und zog dann eine säuerliche Miene.

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