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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Mutter. »Wusstest du, dass sie einen künstlichen Darmausgang hat? Ich kann ja verstehen, dass die alte Schachtel ihre Hörgeräte nicht aufsetzt, aber keinen Kolostomiebeutel zu verwenden …« Sie schüttelte den Kopf. »Zurück zum Thema – Wanzen.«
    »Nicht die Tiere. Es geht um elektronische Abhörvorrichtungen. Wie damals im Großen Siegel der Vereinigten Staaten.«
    Greg kam mit Alisons Kaffee zurück und setzte sich. »Das Große Siegel, ganz genau.«
    »Der Vereinigten Staaten? Was hat das mit …«
    Ich erzählte es ihr. 1946 schenkte die Sowjetunion dem amerikanischen Botschafter in Moskau eine Kopie des Großen Amerikanischen Siegels, in dem eine Wanze versteckt war. Es war eine völlig neu entwickelte Abhörvorrichtung, eine sogenannte passive Wanze, die nicht selbst sendete und nur durch Schallwellen im Raum aktiviert wurde. Sie hing dort jahrelang an prominenter Stelle, bevor das winzige Mikrofon schließlich entdeckt wurde. Und genau das war in unserem Fall auch geschehen. Gregs Studenten hatten die Aufgabe, das Haus des Polizeichefs abzuhören, und hatten zu diesem Zweck die Abhörvorrichtung in Patch versteckt …
    »Natürlich rein zu Übungszwecken …«
    »Aber dann haben Jimbo und Ronny den Hund gestohlen und die Wanze wurde weiter durch Schallwellen aktiviert. Und weil die Technik seit den Vierzigerjahren
Fortschritte gemacht hat, hat sie vermutlich nicht nur Worte, sondern auch Bilder geliefert?«
    Greg nickte.
    »Und Sie gehen davon aus, dass sie immer noch aktiv war, als Jimbo und Ronny ermordet wurden?«, erkundigte sich Alison. Wir nickten. Alle. Bis auf Mutter. Die sabberte. Für einen Moment schienen alle an einem Strang zu ziehen. Was aber natürlich nicht der Fall war. Und das durften wir keinen Augenblick vergessen.
    Greg lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er nickte mir anerkennend zu. »Sie verstehen Ihr Handwerk. Haben Sie ein Training absolviert?«
    »Training?«
    »Beim Militär.«
    Alison schnaubte.
    »Offensichtlich haben Sie ziemlichen Durchblick im Spionagegeschäft.«
    »Ja, ich hatte ein gewisses Training.«
    »Allerdings ohne je sein bequemes Sofa zu verlassen«, fügte Alison hinzu.
    »Ludlum, le Carré, Kipling, Childers, Horowitz, Hall, Diment, sogar Tom Clancy. Die verstehen alle was vom Metier.«
    »Tja, jedenfalls haben Sie mich überrascht. Und ich habe Ihnen so ziemlich alles erzählt, was ich weiß. Der Jack ist irgendwo da draußen, und wir wollen ihn zurück.«
    Er blickte mich erwartungsvoll an.
    »Damit Sie ihn der Polizei aushändigen können, denn in ihm stecken immerhin Beweise für einen Doppelmord.«

    Er verschränkte die Finger. »Das wissen wir ja gar nicht. Womöglich hat die Wanze nicht funktioniert; das hängt alles vom Standort ab. Vielleicht war der Hund die ganze Zeit in einem Schrank und hat nichts aufgezeichnet.«
    »Sie wissen also überhaupt nichts? Die Bilder wurden nicht irgendwohin gesendet?«
    »Es war eine vergleichsweise primitive Vorrichtung. Bei dem Projekt sollte der Einfallsreichtum meiner Studenten getestet werden. Hätte ich sie mit modernstem Gerät ausgestattet, hätten sie einfach die ganze Zeit gemütlich auf ihrem Hintern gehockt. Was immer es zu wissen gibt, es steckt noch in dem Hund.«
    Alison schüttelte langsam den Kopf und richtete dann einen Finger auf Greg. »Sie haben gar nicht vor, den Hund der Polizei zu übergeben. Ihnen geht es kein bisschen um die Aufklärung des Mordfalls. Sie wollen einfach Ihr Band zurück, damit man Ihnen wegen dieser dämlichen Abhöraktion nicht die Hölle heißmacht.«
    Er öffnete den Mund, und für einen kurzen Augenblick dachte ich, er würde zu einer groß angelegten Rechtfertigungsrede ansetzen oder einfach alles komplett leugnen. Doch dann sagte er schlicht: »Ja.«
    »Ja? «
    »Genau darum dreht sich’s, ich will mich und meine Leute schützen.«
    »Aber was ist mit der Aufklärung der Morde?«, fragte Alison.
    »Das ist nicht mein Bier.«

    »Himmelarsch«, sagte Alison, »Sie sind schon ein ziemlich kaltschnäuziger Hund, was?«
    Er hob seinen Kaffee. »Ich denke, das bringt der Job so mit sich.«
     
    Wir schoben Mutter nach draußen, zurück zum Mordsmobil. Ich überlegte, ob noch genügend Zeit blieb, sie nach Hause zu bringen, bevor wir zu der Beerdigung nach Roselawn fuhren, oder ob wir sie mit uns nehmen und beim Parken das Fenster ein Stück offen lassen sollten, so wie man es für Hunde macht.
    Aber ein offenes Fenster lockte womöglich Diebe an.
    Was vielleicht

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