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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Beispielsszenario an die Hand gegeben. Was, wenn der Polizeichef einen Militärputsch plant oder Schmiergelder nimmt oder … was auch immer. Wie finden wir das heraus? Und dann haben Sie Ihre Studenten damit buchstäblich alleingelassen.«
    Er rückte mit seinem Stuhl näher an den Tisch. Seine Hände falteten sich um die Kaffeetasse.
    »Fahren Sie ruhig fort.«
    »Keine Ahnung, ob Ihre Zöglinge bis ins Polizeipräsidium vordringen konnten; vielleicht war ihnen das auch von vorneherein zu schwierig, und sie beschlossen, sich auf sein schönes neues Zuhause zu konzentrieren. Aber der Polizeichef ist natürlich kein naiver Trottel; er weiß, dass er Feinde innerhalb und außerhalb der Polizei hat, also lässt er sein Haus regelmäßig nach Wanzen absuchen. Ihre Jungs mussten also einen anderen Weg finden, und ich schätze, Sie haben ihnen zusätzlich ein paar Auflagen gemacht: Sie sollten es auf altmodische Weise erledigen, klar, zwar schon mit Elektronik, aber nichts, das sie nicht selbst in einem Labor zusammenbauen konnten.«
    Auch Greg lächelte jetzt. »Sie sind gut. Sie sind echt gut.«
    Das verstand sich ja wohl von selbst.
    Aber ich war noch nicht am Ende. Ich zupfte an meiner Unterlippe und dachte laut nach.

    »Aber sie haben es nicht auf Anhieb geschafft, richtig? Die Gelegenheit bot sich erst, als jemand von ihnen … nachlässig wurde. Wie ist es passiert, bei einem Schichtwechsel? Jemand war müde, wollte keinen langen Umweg nach Hause fahren, hat den direkten Weg an McCabes Anwesen vorbei genommen und wird prompt dafür bestraft – der Jack Russell kommt rausgeschossen, Ihr Mann fährt ihn an, der Hund ist tot. Der Polizeichef erscheint auf der Bildfläche, doch er verliert nicht die Nerven und schlägt auch niemanden zusammen; stattdessen löst er das Problem, wie jeder Polizist es tun sollte, denn schließlich ist es seine Schuld, dass er den Hund frei hat laufen lassen, außerdem ist ihm klar, dass sein gesamtes Verhalten genauestens unter die Lupe genommen wird. Er bietet also an, seine Versicherungsunterlagen zu holen, und fragt nach denen Ihres Manns; und jetzt bricht echte Panik aus, denn sobald der Polizeichef die in Händen hält und die Regierung als Fahrzeughalter identifiziert, weiß er, dass er vom MI5 beschattet wird.«
    »Damit hatten wir ein echtes Problem.«
    »Aber das gehörte mit zum Training.«
    »Wichtig war, nicht die Nerven zu verlieren. Also suchten wir nach einer Deckidentität für unseren Fahrer und fanden Michael Gordon, der in Belfast geboren, aber vor sechs Monaten in Birmingham bei einem Autounfall gestorben war.«
    »Woraufhin Sie die Observation fortsetzten.«
    »Ja, selbstverständlich. Es gehört zum Training, sich nicht durch Zwischenfälle vom Ziel abbringen zu lassen und die Sache bis zum Ende durchzustehen.«

    »Und als dann Ihre Jungs dem Polizeichef zum Tierpräparator folgten, bot sich plötzlich die lange ersehnte Gelegenheit. Sie verwanzten den Jack.«
    »Und zwar verwendeten sie …«
    »… eine Abhörvorrichtung, die elektronisch schwer aufzuspüren ist, wie damals bei der Affäre um das Große Siegel – eine passive, schallgesteuerte Wanze.«
    »Richtig, genau wie beim Großen Siegel – eine passive Wanze.«

37
    »Was zum Teufel gibt es da über eklige Wanzen zu reden?«, wollte Alison wissen. Sie stand plötzlich an unserem Tisch, nachdem sie eine Ewigkeit auf der Damentoilette zugebracht hatte, gemeinsam mit Mutter, die ganz offensichtlich in ihrem Rollstuhl weggedämmert war. »Und übrigens, mute mir so was nie wieder zu. Ich hab gedacht, ich schließe auf die Art vielleicht Freundschaft mit ihr, stattdessen wollte sie mich in der Toilettenschüssel ertränken. Es kam zu einer wilden Rangelei, bei der wir den Spülkasten zerbrochen haben. Wie auch immer, kriegt eine Schwangere hier keinen Sitzplatz angeboten?«
    Man muss Greg zugute halten, dass er sofort aufsprang und ihr einen Stuhl vom Nachbartisch heranzog. Dann bat sie ihn, ihr einen Kaffee zu bringen.
    Man muss Greg weiterhin zugute halten, dass er die Ruhe bewahrte und in Richtung Theke loszog.
    »Gerade waren wir dabei, ins Herz der Affäre vorzustoßen«, erklärte ich.
    »Unsinn, ihr habt über Wanzen geplaudert.« Sie tat, als jucke es sie überall. »Außerdem wollte ich ihm klarmachen, wer hier das Sagen hat.«
    »Denkst du etwa, du hast hier das Sagen?«

    »Wir. Wir beide. Und sie auch.« Sie nickte in Richtung der in sich zusammengesackten gelähmten Überreste meiner

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