Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
Alison. »Wir haben eine Verabredung mit dem Tod.«
    »Bitte, lassen Sie uns endlich Klartext reden und offen Informationen austauschen.«
    »Wir sind auf dem Weg zu Jimbos Beerdigung«, erklärte ich.
    »Ich auch.«
    »Wir haben es eilig.«
    »Es ist aber enorm wichtig, dass wir vor der Beerdigung reden.«
    »Warum?«
    »Weil dort alle auftauchen werden. Ohne Ausnahme. Wir müssen uns auf ein Vorgehen einigen. Es ist wirklich
sinnvoll . Außerdem liegt auf dem Weg dorthin ein Starbucks.«
    Damit hatte er seine Trumpfkarte ausgespielt.
     
    Alison ging davon aus, dass ich in das Treffen mit Greg im Starbucks am Boucher Crescent lediglich eingewilligt hatte, um ihn loszuwerden. Er würde in die eine Richtung fahren, wir in die entgegengesetzte. Doch ich erklärte ihr, dass ein Informationsaustausch uns womöglich von Nutzen war.
    »Er lockt uns in einen Hinterhalt.«
    »Vielleicht erweist er sich als ganz in Ordnung und wir können voneinander profitieren.«
    »Wie das?«
    Ich beugte mich vor und drehte das Radio voll auf. Alison drehte es wieder leise. Ich wiederholte die Aktion, wobei ich sie eindringlich ansah. Der Groschen fiel.
    »Glaubst du wirklich …?«, formten ihre Lippen stumm.
    Ich nickte. Woher sonst hätte Greg von meiner Obsession wissen sollen beziehungsweise von dieser einen unter vielen? Nur durch heimliches Belauschen oder Beobachten. Wie hatte er den Weg nach Connswater gefunden? Einzig weil er mein Telefon abhörte und meine Textnachrichten las. Vermutlich war er sogar bereits über meine Vorliebe für das Zerkratzen von Autos mit personalisierten Nummernschildern im Bilde oder über meine Aversion gegen Grapefruits. Seiner Schnüffelei musste ein Riegel vorgeschoben werden. Es gab einige Dinge, die niemand über mich wissen durfte. Nicht einmal Mutter oder Alison – und schon gar nicht der MI5.

    »Außerdem«, sagte ich, »hab ich allein schon durch den Geruch im Restaurationsbereich einen Nesselausschlag gekriegt. Ich verspüre das dringende Bedürfnis …«
    »Du verspürst immer ein dringendes Bedürfnis.«
    »Weswegen du mich so liebst.«
    »Das rangiert ziemlich weit unten auf der Liste.«
    »Es gibt eine Liste?«
    »Von positiven und negativen Punkten.«
    »Und?«
    »Die Jury berät noch.«
    Von hinten brüllte Mutter: »Ich muss mal.«
    »Einen Moment, wir sind gleich da.«
    »Zu spät.«
     
    Alison schob Mutter zur Toilette des Boucher-Starbucks und versprach, sich um sie zu kümmern. Wobei mir nicht ganz klar war, ob sie ihr den Hintern versohlen oder sie sauber machen wollte. In meiner Kindheit stieß man uns einfach mit der Nase in die schmutzige Hose, damit wir lernten, so was nie wieder zu tun. Nachdem die beiden verschwunden waren und ich meinen Platz in der Sitzecke eingenommen hatte, öffnete sich die Tür, und Greg trat ein. Es war ein kleiner Starbucks, mit einer einzigen Tischreihe längs der Bar, die sich nach hinten etwas verbreiterte. Es war unmöglich, mich zu übersehen. Er nickte und ging zur Theke. Dort orderte er einen Ethiopian Sidamo, brachte ihn mit an den Tisch und ließ sich mir gegenüber nieder. Er erkundigte sich nicht nach dem Verbleib von Alison oder Mutter. Vor mir stand bereits ein
Kaffee Verona. Einen Augenblick lang saß er schweigend da, dann begann er: »Also?«
    »Was also?«
    »Erzählen Sie mir von Ihren Plänen.«
    »Erzählen Sie mir von Ihren.«
    Er seufzte. »Wissen Sie, für wen ich arbeite?«
    »Ich weiß, wo Sie angestellt sind.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich kenne das Tätigkeitsfeld Ihres Arbeitgebers, bin mir aber nicht sicher, ob Sie in letzter Zeit unbedingt linientreu gewesen sind.«
    Greg nickte. Von Nahem betrachtet wirkte er jünger als vermutet. Ich hatte ihn ursprünglich auf achtunddreißig, neununddreißig oder vierzig geschätzt, vielleicht auch auf fünfunddreißig, sechsunddreißig oder siebenunddreißig; außerdem hatte ich sein Doppelkinn als altersbedingt und als Zeichen mangelnder Fitness gedeutet. Tatsächlich war er jedoch um einiges jünger, vielleicht achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig oder einunddreißig, zweiunddreißig. Sein Übergewicht entpuppte sich damit als letzter Rest von Babyspeck und seine ältere Erscheinung verdankte sich vor allem den Sorgen und dem Stress.
    »Okay, richtig, ich arbeite für den MI5. Wir kümmern uns um Fragen der nationalen Sicherheit.«
    »Zumindest einige von Ihnen.«
    »Hören Sie, ich will absolut ehrlich mit Ihnen sein, vorausgesetzt natürlich, dass alles unter uns

Weitere Kostenlose Bücher