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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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bleibt. Sollten Sie damit an die Öffentlichkeit gehen, streite ich alles ab, und Sie machen sich zum Narren.«

    »Ich bin Buchhändler; ich bin es gewohnt, mich zum Narren zu machen.«
    Er nickte langsam. »Okay. Hören Sie. Es dreht sich im Wesentlichen um zwei Punkte. Punkt eins ist zugegebenermaßen allein unser Fehler. Und wenn ich sage, unser Fehler, meine ich damit: mein Fehler. Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    »Bisher hatte ich eher den Eindruck, dass Sie sich vor der Verantwortung drücken wollen.«
    »Nein, ich hab die Sache allein auf meine Kappe genommen. Und die haben gesagt, okay, bring die Geschichte wieder in Ordnung, aber ohne uns da mit reinzuziehen.«
    »Also sind Sie kein abtrünniger Agent. Ihre Aktivitäten werden von Ihrer Behörde gedeckt.«
    »Ja. Nein. Eigentlich bin ich … überhaupt kein Agent …«
    »Aber Sie arbeiten in dem großen Gebäude, wo die Agenten untergebracht sind. Sind Sie ein Chef?«
    »Nein. Warum?«
    »Nur so. Sind Sie ein Gärtner?«
    »Okay, jetzt versteh ich, worauf Sie hinauswollen. Ich bin zwar im Spionagegeschäft und war früher auch selbst als Agent tätig, aber ich bin nicht länger aktiv. Ich bin Ausbilder. Ich unterrichte Agenten.«
    »Also ein Spionagelehrer.«
    »Genau. Sie kennen doch unser brandneues Gebäude außerhalb von Hollywood? Es ist hochmodern eingerichtet. Wenn es in London zum GAU kommt, übernimmt Belfast die Kontrolle. Vierhundert von uns arbeiten hier, aus jedem nur erdenklichen Fachgebiet.«

    »Inklusive Chefs und Gärtner.«
    Er rührte in seinem Kaffee. Ich nahm ein Schlückchen und genoss. Alison und Mutter ließen sich ziemlich Zeit. Ich spähte in Richtung Toiletten. Greg ebenfalls.
    »Was ich damit sagen will – wir sind nicht nur irgendeine kleine Zweigstelle; wir sind die Reserve, wenn London getroffen wird.«
    »Okay, ich glaube Ihnen.«
    »Aber man öffnet nicht einfach eines Tages seine Pforten und engagiert von der Straße weg Agenten. Obwohl, im Grunde tun wir das tatsächlich. Wir werben Mitarbeiter an, wie alle anderen großen Firmen auch. Jedes Jahr übernehmen wir eine Handvoll Hochschulabgänger, aber die müssen dann weiter ausgebildet werden. Agenten wachsen schließlich nicht auf Bäumen.«
    »Das müsste dann schon ein Spezialzweig sein.«
    »Ich hab schon gehört, dass Ihr Geplapper Sie häufiger in Schwierigkeiten bringt.«
    »Dafür kann ich nichts, das ist mein Tourettesyndrom.«
    »Davon steht aber nichts in Ihren Akten.«
    Wir fixierten uns gegenseitig.
    Und fuhren damit fort, während er seinen Kaffee zum Mund führte und trank.
    Aber dann fiel ihm offensichtlich ein, dass wir unter Zeitdruck standen. Er blickte auf seine Uhr, drehte sich um, spähte zur Eingangstür und dann wieder zu mir.
    »Heutzutage besteht das Hauptproblem darin, dass achtzig, neunzig Prozent der Angeworbenen totale Intelligenzbestien
sind, aber die Welt leider nur aus dem Computer kennen. Sie verfügen über keinerlei praktische Erfahrung. Als Kinder haben sie vor ihren Nintendos gehockt, während sie eigentlich ihr Versteckspiel hätten perfektionieren sollen. Und da beginnt meine Aufgabe.«
    »Beim Versteckspielen?«
    »Praktische Erfahrung. Es gibt keinen Ersatz für echtes Handeln . Wir können sie auf dem Übungsgelände in einen virtuellen Hinterhalt schicken, sie auf dem Hindernisparcours oder auf dem Schießplatz allen möglichen Schikanen aussetzen, doch jedes Training hat seine Grenzen. Es ist nicht zu vergleichen mit dem Ernstfall; nie schießt ihnen dabei so viel Adrenalin durch die Adern, dass sie sich vor Angst in die Hosen machen.«
    Ich lächelte.
    »Was?«
    Ich musste einfach lächeln. Ich konnte nicht anders. Plötzlich fügte sich alles zu einem Bild.
    »Und aus dem Grund wollen Sie den Jack.«
    »Aus welchem Grund will ich den Jack?«
    »Weil Sie Ihren Studenten eine Aufgabe gestellt haben, einen Praxistest. Sie haben sie auf eine Mission geschickt. Natürlich durfte es kein riskanter Auslandseinsatz sein, und eine fremde Botschaft kam selbstverständlich auch nicht infrage; vielmehr mussten Sie jemanden hier in der Gegend finden, der wichtig und geschützt genug war, um ihnen ein echtes Gefühl der Gefahr zu vermitteln. Gleichzeitig sollte es eine Person sein, bei der Ihre Vorgesetzten den angerichteten Schaden notfalls ausbügeln konnten,
wenn das Ganze aufflog. Dummerweise haben Sie die Aktion nicht gut genug überwacht und die Sache ging in die Hose.«
    »Möglich.«
    »Sie haben ihnen ein

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