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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bist du zwar nicht. Aber vorläufig habe ich noch
Verwendung für dich.“
    Sie beobachtete, wie Werner
Urban abzog und Tschilke zu seinen Bewunderern zurückkehrte.
    Also doch! dachte sie. Es ist
nicht nur ein Gerücht. Danny Tschilke handelt tatsächlich mit Rauschgift. Der
faßt wohl jeden Dreck an. Hauptsache, es bringt Geld. Scheint, daß er auf diese
Art der Abwicklung besteht. Blitzbuche, soso! Ein toter Briefkasten ist dort —
ein Übergabeversteck. Bildet Tschilke sich ein, daß er damit aus dem Schneider
ist — wenn mal was schiefläuft? Er kennt einen Dealer... Der ist dann der Böse,
nur der gute Danny nicht! Lächerlich!
    Sie wandte sich Tom zu. Dabei
fiel ihr Blick auf Claus Bader.
    Der — ein 18jähriger — lungerte
im Schatten der Hofmauer, hatte offensichtlich die Lippen aufeinander gepreßt
und starrte zu Tschilke hinüber. In seinem Gesicht stand Haß.
    Noch einer, der ihn nicht
leiden kann, dachte sie.
    „Also“, sagte Tom, „was machen
wir?“
    „Da fragst du? Wir sind kurz
vor drei an der Blitzbuche.“
    „Gut.“
    „Über seine Feinde“, verkündete
Locke, „kann man nicht genug wissen. Und Tschilke ist mein Feind.“

7. Rauschgift in der Blitzbuche
     
    Auch Claus Bader hatte den
Vorgang beobachtet — und die Wahrheit erraten.
    Er war Schüler der 12. Klasse.
Sein Notendurchschnitt lag bei 1,3 — was er weniger seiner Begabung verdankte
als vielmehr seinem maßlosen Ehrgeiz.
    Er war hochgewachsen, sah
trotzdem unscheinbar aus und kam aus einfachen Verhältnissen. Seinen Eltern war
er entfremdet. Im Grunde verachtete er sie. Was er wollte, wußte er genau: raus
aus seinem Milieu (Umgebung). Aufsteigen um jeden Preis. Dorthin kommen,
wo einer wie Danny Tschilke von Geburt an gewesen war. Bei den Wohlhabenden,
bei den Reichen. Vielleicht war das der Grund, warum er ihn, Danny Tschilke, so
abgrundtief haßte. Sicherlich — Tschilke hatte ihm nie was getan. Sie kannten
sich kaum. Aber Claus empfand tiefe Verbitterung, wenn er sah, wie Tschilke mit
Geld um sich warf, die hübschesten Mädchen in seinem Porsche spazieren fuhr und
in den Nobeldiskotheken der gefragteste Typ war.
    Claus Baders Leben lief anders,
Morgens vor der Schule trug er zwei Stunden lang Zeitungen aus.
Begriffsstutzigen Schülern gab er abends Nachhilfestunden. Und während der
Ferien plagte er sich mit Jobs ab, die seiner Intelligenz nicht entsprachen. Es
war zuviel. In letzter Zeit fragte er sich immer öfters, wie lange er das noch
durchhalten konnte.
    Tschilke dealte nicht, weil er
Geld brauchte. Sein berüchtigter Vater, der Tierhändler, besaß genug. Tschilke
dealte, weil er das schick fand, weil er sich vor beknackten Typen gern als
großer Macher aufspielte und weil er in seiner Überheblichkeit glaubte, Gesetz
und Ordnung hätten für ihn keine Gültigkeit.
    Du bildest dir ein, du kannst
dir das erlauben, dachte Claus Bader. Nicht mehr lange, du Kotztyp! Denn dich mache ich fertig.
    Das Läuten unterbrach seine
Gedanken.
    Die Pause war beendet.
     
    *
     
    Nach der Schule holte Locke
ihren Roller aus dem Fahrradschuppen. Am Tor wartete sie dann auf Tom.
    Er redete noch mit einem der Sportlehrer
— wahrscheinlich betraf es das Karate-Training heute abend — kam dann endlich
und schob seinen „Hirsch“.
    „Lädst du mich zum Essen ein?“
fragte sie.
    „Klar. Allerdings... ich habe
nur noch zwei Mark und...“
    „Wir wollen doch keinen Wirt
reich machen“, unterbrach sie. „Ich meine, bei dir zu Hause. Helga hat bestimmt
nichts dagegen.“
    „Bestimmt nicht. Meine Mutter
liebt dich bald mehr als mich.“
    „Unsinn! Du bist und bleibst
bei ihr die Numero eins. Dicht gefolgt von meinem Papi. Ist doch süß, wie die beiden
sich mögen, nicht wahr?“
    Tom nickte. Sein Vater war
schon so lange tot — er hatte ihn gar nicht gekannt. Um so mehr hing er an
Gunter Rehm. In ihm sah er — mit Recht — einen neuen Vater auf sich zukommen.
Denn Gunter Rehm und Helga Conradi, Toms Mutter, waren seit Jahren das, was man
ein festes Verhältnis nennt.
    Locke sagte: „Hast du dir schon
mal überlegt: Wenn die beiden eines Tages heiraten, bist du mein Bruder,
Engelbert.“
    „Stiefbruder! Und so werde ich
mich auch immer benehmen.“
    Sie lächelte.
    „Ist bei dir zu Hause wieder
tote Hose?“ erkundigte er sich.
    „Klar. Gunter kommt erst, wenn
die Lichter angehen, hat heute einen harten Tag. Und Mike treibt sich rum. Erst
beim Arzt — wegen seines Knies —, dann bei einer Freundin, dann bei

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