Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Gesicht.“
    „Verena! Ich... ich... wußte ja
nicht, daß du dort... Und... überhaupt: Mein... äh... Kumpel... hat mich dazu
überredet. Aber nie wieder werde ich... Es tut mir leid!“
    Er blickte ihr in die Augen.
„Wirst du mich anzeigen?“
    Sie hob eine Hand und zog den
Fingernagel über seine Wange. „Wofür hältst du mich? Für ein Tugendschaf?“
    Verstört griff er nach ihrer
Hand. Was kam jetzt? Behielt Porczik recht mit seiner Unkerei? Wollte sie nun,
da sie Mitwisserin war, ihren Anteil?
    „Ihr seid vorgegangen wie ein
gut eingespieltes Team (Mannschaft) , Fred. Es war nicht euer erster
Banküberfall, nicht wahr?“
    „Aber... der letzte! Das habe
ich geschworen. Ich will nicht im Knast landen. Die Coups werden immer
gefährlicher, immer riskanter — und die Beute lohnt nicht. Du weißt ja, was du
uns rausgereicht hast.“
    Sie nickte. „Das große Geld
liegt nicht in den kleinen Filialen. Aber nur bei denen hat ein Überfall
Aussicht auf Erfolg.“
    „Du... verurteilst mich nicht?“
    „Ich sagte es doch schon:
Hältst du mich für ein Tugendschaf?“
    Er atmete auf. Grinsend beugte
er sich zu ihr und küßte sie auf die Wange.
    „Um ehrlich zu sein, Verena:
Soviel Verständnis hätte ich nicht erwartet.“
    „Du kennst mich noch nicht.
Aber ich habe Vertrauen zu dir. Deshalb decke ich meine Karten auf, Fred. Weißt
du, warum ich die Stellung gewechselt habe und in die Stadt gekommen bin? Weil
mir dort, wo ich zuletzt war, der Boden ein bißchen zu heiß wurde unter den
Füßen. Es sind Luftlinie zwar nur 50 Kilometer bis Worshausen. Aber diese
Distanz brauchte ich, um mich wieder sicher zu fühlen.“
    „Ich falle aus allen Wolken.
Was hast du denn getrieben?“
    Eine Gruppe angeheiterter Gäste
kam aus dem Restaurant. Sie lärmten, gaben große Sprüche von sich und gingen
dicht am Wagen vorbei. Verena wartete mit ihrer Antwort, bis die Leute um die
Ecke verschwunden waren.
    „Darauf würdest du nie kommen,
Fred. Ich fange Viecher.“
    „Was?“
    „Ich klaue Hunde, Katzen und
was ich sonst noch kriegen kann. Seit zwei Jahren mache ich das. Es bringt eine
Menge Geld. Aber das ist es nicht allein. Der Spaß kommt hinzu. Ein Reiz, ein
Prickeln — für mich ist das wie ein Abenteuerurlaub: aufregend, ein bißchen
riskant, immer wieder anders. Ich brauche das irgendwie. Außerdem kann ich
Tiere nicht leiden. Ich hasse sie geradezu. Was ist denn dran an einer Katze
oder einem Kaninchen! Diese Tierfreunde sind Spinner. Bei denen stimmt’s hier
oben nicht!“ Sie tippte sich an die Schläfe. „Na, und Hunde! Entweder sie
kläffen, daß einem die Ohren schmerzen oder sie scheißen die Straßen voll. Von
diesen Kötern können gar nicht genug verschwinden.“
    Lämmel schlug sich auf die
Schenkel. „Ganz meine Meinung! Man darf’s zwar nicht laut sagen, sonst wird man
schief angesehen. Aber ich denke genau wie du. Herrlich! Du klaust also Tiere.
Und was wird mit denen?“
    „Ich habe einen Abnehmer.“
    „Der bezahlt dich?“
    „Klar. Und es lohnt sich, sage
ich dir. In Worshausen hat man mich leider gesehen, als ich einen Dackel aus
dem Garten einer alten Tante holte. Habe zwar nochmal Glück gehabt, denn
erkannt wurde ich nicht. Aber meine Beschreibung ging rum. Es wäre zu
gefährlich gewesen, hätte ich dort weitergemacht.“
    „Richtig. Und wer bezahlt
dich?“
    „Ein gewisser Tschilke. Er ist
Tierhändler. Wohnt draußen in Pesseldorf. Der kann nie genug Hunde, Katzen,
Kaninchen und Meerschweinchen kriegen.“
    „Macht der Büchsenfleisch
draus?“
    „Nein.“ Sie lachte. „Er
versorgt Tierversuchsanstalten. Die haben ungeheuren Bedarf. Sind unersättlich.
Weil die Versuche nicht nur an einem Tier ausgeführt werden, sondern gleich an
Dutzenden oder Hunderten, um zuverlässige Ergebnisse zu erhalten. Davon hast du
sicherlich gelesen.“
    „Hab’s am Rande gehört.“
    Sie nahm eine Zigarette aus
ihrer Handtasche. Von ihm ließ sie sich Feuer geben. Dann atmete sie den Rauch
tief ein.
    „Fred, hättest du Lust,
mitzumachen?“
    „Warum nicht? Wenn’s was
bringt! Außerdem — mit dir zusammen. Klar, schon deswegen! Aber meinst du denn,
daß ich da noch einsteigen kann?“
    „Tschilke wird dich umarmen. Du
glaubst nicht, wie dringend der Nachschub braucht. Am liebsten würde er
inserieren (in der Zeitung eine Anzeige aufgeben). Aber dann hätten sie
ihn gleich am Kragen. Tschilke ist dankbar für jedes Viech, das du ihm bringst.
Er braucht Leute, die das machen.

Weitere Kostenlose Bücher