Hundejäger töten leise
unmöglich.“
„Meinst du?“ Sie stieg in den
Sattel. „Davon bin ich nicht überzeugt. Man kann alles, wenn man nur will. Und dort
kommen wir rein. Das wäre ja gelacht. Aber wir brauchen Hilfe, nämlich ein
geräumiges Transportfahrzeug samt Fahrer. Außerdem müssen wir die Aktion bis
ins Kleinste austüfteln. Du, Tom!“ Die Begeisterung ließ ihre Glutaugen
aufleuchten. „Daraus wird was. Ich spüre es.“
Er seufzte. „...und Unmögliches
wird sofort erledigt. Oder wie heißt das?“
„Also abgemacht?“
Er grinste. „Was bleibt mir
denn übrig?“
8. Die Zahl auf dem Hunderter
Griechische Musik rieselte aus
versteckten Lautsprechern. In der Nische herrschte trauliches Dämmerlicht.
Lämmel war piekfein in Schale,
sein Gehirn umnebelt. Den Dunst verdankte er aber nicht dem griechischen Wein,
sondern Verenas Nähe machte das. Sie war ein Blickfang.
Das rote Haar war zu einem Zopf
geflochten, der ihr lang auf den Rücken hing. Das etwas harte Blau ihrer Augen
wurde durch viel Wimperntusche gemildert. Sie war stark geschminkt. Die Natur
hatte ihre Wangenknochen betont, was dem Gesicht einen slawischen ( osteuropäischen
Völkern zugehörig) Reiz gab. Sie trug grüne Pluderhosen und eine dazu
passende Bluse.
Lämmel hatte seine anfängliche
Nervosität überspielt: mit viel Gerede, Komplimenten und ständigem Grinsen.
Inzwischen hatten sie das Essen
beendet und waren bereits bei der zweiten Flasche Wein.
Er hielt ihre Hand. Ihre kühlen
Augen lächelten.
Ausführlich hatte sie von dem
Überfall berichtet und hinzugefügt, daß wohl einige Möglichkeit bestehe, die
Täter zu fassen.
„Peinlich ist nur, Fred, wie
die Polizei mich verhört hat.“
„Dich?“
„Weil ich doch den Job erst
seit heute habe.“
„Verstehe ich nicht.“
„Mir schien, die Bullen denken
am Ende noch, ich stecke mit den Bankräubern unter einer Decke.“
Das Wort, Bullen’, die
verächtliche Bezeichnung für Polizisten, ging ihr glatt von der Zunge. Lämmel
schaute verblüfft.
„Aber das glauben die doch
nicht im Ernst. Ist ja lächerlich.“
Sie nickte. „Gehen wir noch in
die Bar, die du vorgeschlagen hast?“
„Und ob!“ Er winkte dem Kellner
wegen der Rechnung.
Verena griff nach ihrer
Handtasche, schaute in den Spiegel, frischte die Bemalung der Lippen auf und
sah zufällig hin, als Lämmel einen Hunderter auf den Teller mit der Rechnung
legte.
Der Kellner zählte Wechselgeld
ab. Lämmel gab ein großzügiges Trinkgeld. Dann verließen sie das Restaurant.
Lämmels gelber Simca parkte in der Nähe.
Sie stiegen ein. Als er den
Zündschlüssel ins Schloß schob, legte sie eine Hand auf seinen Arm.
„Was ich dich noch fragen
wollte, Fred. Mir war, als hätte ich dich heute gesehen. Warst du in der
Stadt?“
Ein kalter Schauer kroch über
sein Rückgrat. „Das ist... äh... nicht gut möglich.“ Seine Stimme klang heiser.
„Ich... war den ganzen Tag zu Hause. Habe mich buchstäblich nicht vor die Tür
gerührt.“
„Aber du hattest Besuch. Jemand
hat seine Schulden bei dir bezahlt.“
„Wie kommst du darauf?“
Sie lehnte sich zurück.
Unverwandt sah sie ihn von der Seite an. Ihre Hände lagen ruhig im Schoß.
„Fred, mich haut’s um. Jetzt
begreife ich. Also, nein!“ Sie lachte. „Wenn ich dich nun frage, wie du an den
Hunderter gekommen bist, mit dem du eben bezahlt hast — ich wette, du stotterst
rum und weißt keine Antwort. Oder?“
„Der... der... Hunderter?“ Er
stotterte tatsächlich. „Wieso?“
„Weil ich genau diesen Schein
heute morgen den Bankräubern ausgehändigt habe, Fred. Minuten zuvor hatte ich
auf dem Rand eine Zahl vermerkt. Ziemlich klein und mit Kugelschreiber. Dir ist
das wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Aber ich habe scharfe Augen. Dieser
Schein gehört zur Beute der Bankräuber. Wie bist du an ihn gekommen? Warst du
in der Stadt und hast einen 500er eingewechselt? Und diesen markierten Schein
als Wechselgeld erhalten? Du warst nicht in der Stadt. Es ist auch niemand zu
dir in die Wohnung gekommen. Daraus folgt... Und jetzt weiß ich auch, Fred,
weshalb mir der Bankräuber, der mich bedrohte, irgendwie vertraut erschien. Es
war nur so ein Gefühl. Vielleicht, weil sein Gang und seine Bewegung mich an
jemanden erinnerten. Du warst es also.“
Er war starr wie ein Stück
Holz. Sein Gehirn schien gelähmt. Kalter Schweiß sickerte ihm aus den Achseln.
„Fred!“ Ihr Lachen klang, als
werden Glocken angeschlagen. „Mach nicht so ein
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