Hundejäger töten leise
Draufgänger, die Mumm in den Knochen haben.
Sein Pech ist, daß er sie nicht öffentlich anwerben kann. Bis jetzt sind wir
nämlich nur vier, eigentlich nur drei — und das ist viel zu wenig. Hast du noch
nicht von den Hundejägern gehört?“
„Doch.“
„Das sind wir: ich, Edwin
Herbst und Bruno Aspe. Beide sind als sogenannte Tierpfleger bei Tschilke
angestellt. Aber den beiden fehlt der Grips, um als Hundejäger groß abzusahnen.
Danny Tschilke, der Sohn des Tierhändlers ist ausgebufft. Aber Danny macht nur
gelegentlich mit. Er ist Discogänger — was ihn voll ausfüllt — und versorgt
auch die Fixer mit Stoff. Was er an Tieren anliefert, zählt kaum. Eigentlich
macht er’s nur seinem Alten zuliebe. Und weil er, wie wir alle, das Viehzeug
nicht leiden kann.“
„Mit mir, Verena, kannst du
rechnen.“
„Großartig. Weißt du noch
jemanden, der sich anheuern ließe?“
„Ich könnte mir vorstellen, daß
auch mein Kumpel dabei ist. Er heißt Rudi Porczik. Ich kenne ihn seit langem.
Wir haben alle Coups zusammen gedreht. Er ist bisher als Penner rumgestreift,
was sich als Tarnung bewährt hat. Aber neuerdings wohnt er bei mir.“
„Das wäre ja toll. Der alte
Tschilke zahlt mir eine Prämie, wenn ich euch beide anbringe. Kannst du nicht
gleich mit Porczik reden? Wenn er einverstanden ist, fahren wir heute noch zu
Tschilke.“
„Daß sich der Abend so
entwickelt, mein Schatz“, meinte er grinsend, „hätte ich mir nicht träumen
lassen.“
Lämmel drehte den
Zündschlüssel. Der Motor sprang an.
*
Während der großen Pause am
nächsten Vormittag schoben Locke und Tom sich witternd wie Jagdhunde durch das
Gewurrl der Schüler. Locke speiste eine spätreife Banane, Tom hatte wiedermal
Leberwurst auf dem Frühstücksbrot. Mit-Ha wußte, daß er die mochte — allerdings
nicht Tag für Tag und Woche für Woche. Werde ich ihr ganz nebenbei mal
verklickern, beschloß er, daß etwas Abwechslung nicht schadet.
„Da ist er.“ Locke blieb
stehen.
Der Blick ihrer Glutaugen
zeigte die Richtung an. Nämlich zur Ulme. Claus Bader stand dort. Es schien,
als frühstücke er.
Bei näherem Hinsehen erkannte
Locke freilich, daß er nur an den Nägeln kaute. Er wirkte nervös.
„Und Danny Tschilke“, sagte sie
leise, „ist immer noch auf freiem Fuß. Verstehst du das, Tom? Sieh ihn nur an.“
Tschilke, umringt von seinen
öden Mitläufern, stand auf der selben Stelle wie gestern. Heute trug er ein
schwarzes Hemd mit Silberfäden. An den Schläfen hatte er sich etwas Grün ins
Haar gefärbt. Ob er das für schick hielt oder Bienen damit anlocken wollte,
blieb unerfindlich. Jedenfalls gab er sich locker, heiter und großspurig wie
immer. Daß er Ärger hatte mit der Polizei, war ausgeschlossen.
„Da ist noch nichts gelaufen“,
sagte Tom.
„Warum zögert Bader?“
„Fragen wollen wir ihn lieber
nicht. Diese Sache ist seine Sache.“
„Klar. Und... Ach so!
Natürlich! Jetzt weiß ich’s“ Mit beiden Händen griff sie in ihre braune Mähne.
Der sah man an, daß sie morgens und abends mit mindestens 100 Bürstenstrichen
gepflegt wurde. „Bader will den Film erst entwickeln und der Polizei dann die
fertigen Fotos bringen. Deshalb die Verzögerung.“
„Hm. Er hätte auch den Film
abgeben können.“
„Woher will er wissen, ob die
Fotos geworden sind. War doch ziemlich schattig unter den Bäumen.“
„Kannst recht haben.“
„Bestimmt. Pst!“
Sie zischte nur leise, denn Leo
Sivert und Pamela Klein — nette Klassenkameraden — waren schon nahe, traten
eben in Hörweite, gesellten sich zu ihnen. Pamela hatte eine große Tüte
Kirschen mit und bot allen an. Sie wäre gern Lockes ,beste Freundin’ gewesen,
hätte aber mit deren Wirbelwindtemperament nicht mithalten können. Die
Abenteuer, zu denen es Locke drängte, hätten die empfindsame Pamela
überfordert. Das hielt eben nur ein Junge aus — und auch nur dann, wenn er so
stabil war wie Tom.
Leo Sivert war mit Tom locker
befreundet. Das gemeinsame Interesse am Gitarrespielen brachte sie bisweilen
zusammen. Wenn sie dann — in Toms Bude — gemeinsam in die Saiten griffen,
türmte Nicki in den entferntesten Winkel des Hauses, wo er sich mit seinen
dicken Pfoten die Schlappohren zuhielt. Nicht, weil die Jungs schlecht gespielt
hätten. Nicki war nun mal, was Musik betraf, äußerst geräuschempfindlich. Einen
Schlagzeuger hätte er in den Garten geschleppt und im Mistbeet verbuddelt.
Während die vier zusammen
gluckten, hatte
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