Hundejäger töten leise
während sich
Nicki, winselnd vor Freude, aufgerichtet hatte und ihr das Gesicht lecken
wollte.
Nach beendeter Begrüßung wurde
er ins Haus gebracht, und Tom holte seinen Roller.
Locke zeigte ihm die Adressen.
„Der eine Diebstahl liegt zwei Wochen zurück. Der andere war am Freitag.“
„Das heißt“, nickte Tom, „die
Hunde können noch leben.“
„Schlimmstenfalls sind sie
schon in der Versuchsanstalt von diesem Dr. Mäuchler. Hauptsache ist, die
Lehmann und Finke haben Fotos ihrer Lieblinge. Na, wir werden sehen.“
Senta Lehmanns Adresse lag
näher. Es war ein bescheidenes Reihenhaus mit Blumenkästen vor den Fenstern.
Locke klingelte.
Die Frau, die ihnen öffnete,
war jung, hatte aber schon graue Fäden im dunklen Haar. Es war mit einem bunten
Tuch zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug Jeans, die unten
abgeschnitten waren, und eine kittelartige Bluse. Sie war barfuß und hatte ein
sympathisches Gesicht mit großen Augen.
„Guten Tag! Wir wollen zu
Fräulein Lehmann.“
„Ja, bitte?“
„Ich heiße Nina Rehm. Das ist
mein Freund Tom Conradi. Uns empören die Tierdiebstähle, die ja jetzt immer
häufiger vorkommen. Wie wir hörten, sind auch Sie betroffen. Deshalb wollten
wir mit Ihnen sprechen.“
Senta Lehman nickte. Ihre Augen
wurden feucht. „Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um meinen Eros
wiederzukriegen. Habe inseriert, sogar eine Belohnung ausgesetzt. Vergebens.
Kommt rein.“
Locke und Tom wurden in einen Wohnraum
geführt, der wohl auch als Arbeitszimmer diente. Der Schreibtisch war
überladen, in die elektrische Schreibmaschine ein Blatt eingespannt. In der
Ecke unterm Fenster stand ein großer, ausgepolsterter Hundekorb. Ein zerlegter
Turnschuh, ein halber Knochen aus Büffelleder und ein Tennisball lagen darin.
„Ihr Eros ist ein
Dalmatiner-Bullterrier-Mischling“, sagte Locke, „und sechs Monate alt. Haben
Sie ein Foto von ihm?“
„Mehrere.“
„Könnten Sie uns eins
überlassen?“ Locke bemerkte den fragenden Blick der Frau und erklärte: „Wir
haben eine Aktion vor. Und müssen Sie bitten, darüber zu niemanden zu reden. Es
besteht nämlich Verdacht — begründeter Verdacht, daß die gestohlenen Hunde zu
bestimmten... Adressen gebracht werden. Dort wollen wir uns umsehen. Es handelt
sich um einen Tierhändler und um eine Tierversuchsanstalt. Wenn wir dort
gestohlene Hunde entdecken, kann die Polizei eingeschaltet werden. Vielleicht
wird dadurch die ganze Bande der Hundejäger — es muß eine Bande sein —
entlarvt. Wir...“
„Das habt ihr vor?“ Senta
Lehmanns Augen waren noch größer geworden. „Großartig! Ich bewundere euch. Aber
seid euch im klaren: Von den Behören habt ihr keine Unterstützung zu erwarten.
Für die meisten Bürokraten (beamtischer Kleinigkeitskrämer) ist ein Tier
eine Sache und sonst nichts. Da rührt sich kein Finger.“
„Eben drum!“ nickte Locke. „Es
wird viel zu wenig getan. Deshalb wollen wir uns einsetzen. Es gibt
andererseits — Gott sei Dank! — viele Tierschützer, die kein Opfer scheuen.
Aber was wir vorhaben — jedenfalls ist es besser, wir ziehen da niemanden
hinein.“
„Ihr braucht also ein Foto?“
„Damit wir Ihren Eros erkennen.
Wir haben zwei Hunde ausgewählt, die sich deutlich von anderen unterscheiden —
Mischlinge, die sicherlich unverwechselbar aussehen: Ihren Eros und einen
Chow-Chow-Pinscher namens Othello (Titelheld bei Shakespeare) .“
Senta Lehmann faltete die
Hände, als wollte sie beten. „Wenn ich meinem Eros wieder bekäme — dafür würde
ich sonstwas geben.“
„Versprechen können wir
nichts“, dämpfte Tom die Erwartung. „Aber wir tun unser Bestes.“
„Natürlich! Verstehe!“ Sie
wischte sich Tränen aus den Augen. Dann holte sie die Fotos.
Tom sah den beiden über die
Schulter. „Prächtig!“ meinte er. „So einen Mischling sollte man weiterzüchten.“
Eros hatte den schweren Schädel
des Bullterriers, wie auf allen Fotos deutlich zu sehen war, und die elegante
Figur des Dalmatiners. Das weiße Fell wies kräftige schwarze Tupfer auf. Dunkel
war auch das linke Auge eingefaßt.
Locke wählte ein Foto aus und
steckte es in ihre Umhängetasche.
„Bitte, verständigt mich
sofort, wenn ihr etwas über Eros erfahrt“, bat Senta Lehmann, als sich die
beiden verabschiedeten.
H.H. Alderich Finke, ein
Pensionär, wohnte in einem südwestlichen Vorort, einem Nobelviertel, das den
Reichsten der Reichen vorbehalten war. Die Gegend war hügelig. Parks,
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