Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
hinein?«
Jessica knurrt, aber ich verbiete es ihr. Ich habe nämlich eine Idee. Damit mich der Zwerg nach Hause fährt, muss ich ihm zuerst meine Dominanz beweisen. Klingt vernünftig, nicht wahr? Warum sollte er einem Betahund gehorchen? Das macht er nicht. Nein. Zuerst muss ich mit ihm raufen und ihn besiegen– und dann bringt er mich, wohin ich will. Ich bin erleichtert. Endlich verstehe ich, wie Menschen funktionieren. Ich nehme ihn mit in die Wohnung, und dort mache ich ihn fertig.
Ich steige aus dem Wagen, und er folgt mir zu Tür.
10
Eine hündische Verführung
Jessica
Es war eine Katastrophe. Wie besessen rannte ich zwischen Zoë und Guy hin und her und versuchte, den Kerl zu verscheuchen, indem ich ihn in die Knöchel zwickte, ihn ansprang und mit beiden Vorderpfoten so kräftig schubste, wie ich konnte.
» Was ist denn mit dem Hund los?«, wollte der Zwerg wissen, während er wütend nach mir trat. » Ist sie übergeschnappt, oder was ist los?«
» Sie denkt nur, dass sie ein Mensch ist«, sagte Zoë und packte mein Halsband. » Manchmal ist sie wirklich unartig.«
Was sie sagte, war mir gleichgültig, aber ich konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man mich am Halsband zerrte. Das würgte mich. Und Guys Schlafzimmeraugen und die Art, wie er Zoës Schulter betatschte, gefielen mir erst recht nicht. Aber der Gedanke, dass sich mein Körper mit Guy umschlingen könnte– nackt natürlich–, war so widerwärtig, dass ich bereitwillig alle Qualen auf mich nahm, damit das nicht passierte.
Woher wusste Guy, wo ich wohnte?
Zoë führte Guy durch die Schiebetür hinein, die seit meinem überstürzten Aufbruch am Morgen noch offen stand. Mich zog sie am Halsband hinterher. Als sie mich losließ, schnappte ich erst einmal nach Luft. Dann sah ich mich in meinem kleinen Apartment um. Da ich weder Rot noch Orange wahrnehmen konnte, wirkte alles noch unpersönlicher und trostloser als sonst. Ich hatte das Gefühl, eine fremde Wohnung betreten zu haben. Es gab weder Bilder noch Fotos an den Wänden und erst recht keine Kindheitserinnerungen. Auch keine Jacke eines Freundes, die über einem der Barhocker hing. Und meine Bücher standen alphabetisch geordnet im Regal, als wollte ich verhindern, dass jemand sie berührte.
Kerrie hatte mir immer wieder vorgeworfen, dass ich bewusst nirgendwo Wurzeln schlug, doch die Wahrheit war, dass ich diese Wurzeln nur allzu gern gehabt hätte– ich schaffte es einfach nicht. Der einzige Gegenstand in meiner Wohnung, der mein Herz höher schlagen ließ, war das Kochbuch von Kerries Großmutter, das sie mir gegeben hatte, nachdem sie als Küchenchefin im Glimmerglass zurückgetreten war. Zu gern stöberte ich zwischen den alten Rezepten herum und stellte mir vor, wie Großmütter in sonnendurchfluteten Küchen Teig ausrollten und liebevoll Plätzchen für ihre Enkelkinder formten. Wenn man sich seine Familie erträumen könnte, hätte ich inzwischen vermutlich Tausende von Großmüttern um mich versammelt.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und erspähte einen Berg Post unter dem Briefkastenschlitz in der Haustür. Ganz oben lag ein großer lavendelfarbener Umschlag. Selbst aus der Entfernung konnte ich die Handschrift erkennen. Dieselbe Schrift, die ich schon millionenfach betrachtet hatte, bevor ich die Umschläge in die Mülltonne warf. Mit Absicht drehte ich dem Brief den Rücken zu.
Zoë sagte etwas, das ich nicht verstand, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie sich die beiden mitten in meinem kleinen Wohnzimmer gegenüberstanden. Zum Glück hatten sie das Schlafzimmer noch nicht entdeckt. Nichts ekelte mich mehr als die Vorstellung von diesem Widerling in nacktem Zustand. Was um alles in der Welt fand Zoë an ihm nur so attraktiv? Sie würde doch wohl hoffentlich keinen Sex mit ihm haben– oder vielleicht doch?
Mit kühnem Hüftschwung ging sie auf ihn zu.
Ein lüsternes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, und ich schauderte. Ich schlich mich hinter ihn und begann zu knurren.
» Huch.« Er sah kurz über die Schulter zurück, während er sich zu Zoë flüchtete. » Ich glaube, dein Hund mag mich nicht.«
Achselzuckend legte Zoë Guy das Kinn auf die Schulter.
Sein Grinsen wurde breiter. » Ich wusste schon immer, dass du auf mich abfährst. Du weißt genau, wie gern ich dich immer berührt hätte. Mir war klar, dass du nur mit mir spielst. So viele Nächte bin ich dir hierher gefolgt– und du wusstest genau, dass ich hier war.
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