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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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hast, können wir das auf viertausend reduzieren. Du kannst ja Strichmännchen malen, damit du den Platz vollkriegst, oder so«, neckte er sie.
    »Ich hab keine Probleme, das heißt, doch, aber eher im gegenteiligen Sinn. Es gibt eine Unmenge Material. Die Geschichte von hundert Leuten in fünftausend Worten, das ist so gut wie unmöglich.«
    »Kitty.« Jetzt klang es wie eine Warnung.
    »Ich weiß, ich weiß, hör mir einfach zu.«
    »Nein, ich hab dich gehört. Der Artikel ist dein Baby, du hast dich in die Sache reingehängt. Wenn das Constances Idee für ein Feature war, dann hätte sie eine Möglichkeit gefunden, und da du sie besser gekannt hast als wir alle und außerdem hervorragend schreibst, Kitty, wirst du es schon noch rausfinden.«
    Kitty lächelte über das unerwartete Lob. Viel hatte sie im letzten Jahr davon nicht bekommen. »Danke.«
    »Es ist die Wahrheit, aber ich möchte dir das nicht noch einmal sagen müssen.«
    »Ich weiß, es hat dir bestimmt weh getan, es zu sagen.«
    »Du glaubst also immer noch, dass ich dich hasse«, meinte er, und sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. So leise, dass bestimmt keiner ihn hören konnte, fügte er hinzu: »Was kann ich tun, damit du mir endlich glaubst, dass es nicht so ist?«
    Sie hörte sich selbst mit einem langgezogenen »Hmmm« antworten, und sie lachten beide.
    »Was machst du eigentlich heute Abend?«, fragte er.
    »Oh, das möchtest du nicht wissen.« Sie dachte an den Mist auf der Treppe zu ihrer Wohnung, an den ungeduldigen Mr Wong und an die lange Putznacht, die vor ihr lag.
    »Dann bist du also beschäftigt?«
    »Warum?«, fragte sie zurück, und auf einmal klopfte ihr Herz schneller. Sie wollte zurückrudern, wollte sagen, nein, ich habe keine Pläne! Was hatte sie sich nur gedacht? Er hatte auf ihren suggestiven Kommentar reagiert, und sie war zu dumm gewesen, es zu kapieren, weil sie an den Mist auf ihrer Treppe gedacht hatte!
    »Oh, nur so.« Er räusperte sich. »Ich arbeite zurzeit immer lange und werde bestimmt auch heute bis zehn oder elf hier sein. Also, wenn du Hilfe brauchst oder wegen irgendwas mit mir sprechen möchtest, kannst du ja einfach vorbeikommen.«
    »Danke, Pete.«
    »Ansonsten – und jetzt setze ich meinen Chef-Hut wieder auf –, ansonsten weißt du ja, dass Freitag die absolute Deadline ist. Wir haben Redaktionskonferenz, und da wirst du deinen Artikel vorstellen. Ich lasse keine Ausreden gelten.«
    Mit einem wesentlich leichteren Gefühl sprang sie aus dem Bus, und als sie in der Erwartung, von Mistgeruch begrüßt zu werden, zu ihrer Wohnung kam, war dort zu ihrer großen Überraschung alles bereits sauber. Es roch nach Terpentin, aber das war im Vergleich zu dem Gestank, den sie befürchtet hatte, mehr als erfreulich. Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete sie die Tür zur Reinigung.
    »Vielen Dank, Mr Wong, dass Sie saubergemacht haben! Ich wollte aber wirklich …«
    »Meine Frau, sie hat gemacht«, blaffte er, und eine Frau mit grimmigem Gesicht, die sich gerade über eine Bügelmaschine beugte, blickte auf und funkelte Kitty an.
    »Ach so. Vielen herzlichen Dank, Mrs Wong.«
    Die Frau grunzte nur.
    »War nicht für Sie. War für neue Mieter. Neues Mädchen zieht ein in zwei Wochen.«
    »Sie haben meine Wohnung einer neuen Mieterin gezeigt?«
    » Meine Wohnung. Ja.«
    »Aber das können Sie nicht einfach so machen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen, Mr Wong. Sie können nicht irgendjemanden in meiner Wohnung rumlaufen lassen, ohne mir wenigstens vorher Bescheid zu sagen. Das ist … das ist … vertraglich nicht in Ordnung.«
    Aber er sah sie unbeeindruckt an. »Dann Sie schreiben in Zeitung«, sagte er und schnaubte verächtlich.
    Hilflos starrte sie ihn an, aber ihm war offensichtlich alles egal, und sie verließ den Laden. Gerade als sie die Tür hinter sich schließen wollte, rief er noch: »Zwei Wochen von heute, Sie draußen.«

    Die Namen ihrer sechs Zielpersonen vor sich ausgebreitet, saß Kitty am Küchentisch. Sie hatte für jeden Namen eine Karteikarte angelegt und ihre jeweilige Story-Idee darauf vermerkt. Nachdenklich studierte sie eine nach der anderen und hoffte auf einen Geistesblitz – was verband diese Menschen miteinander? Sie trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Dann starrte sie eine Weile auf die restlichen vierundneunzig Namen, von denen sie inzwischen zwar viele kontaktiert, sich aber noch mit niemandem davon getroffen hatte, weil dafür einfach keine Zeit war. An

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