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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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unmöglich!« Dann erzählte sie in aller Ausführlichkeit, wie sie und Sam versucht hatten, den Hund zu baden, aber Kitty hörte ihr nicht mehr zu. Sie sah, wie Mary-Rose und ihre Mutter einen blitzschnellen Blick wechselten und wie die Mutter unter dem Tisch nach der Hand ihrer Tochter griff.

    Name Nummer sieben: Mary-Rose Godfrey
    Titel: Die beantragte Frau

Kapitel 21
    Nach dem Treffen mit Mary-Rose und ihrer Mutter machte Kitty sich auf den Weg zum St. Margaret’s Nursing Home, um Birdie zu besuchen. Sie war sehr gern mit der alten Frau zusammen, liebte ihre einfachen Geschichten aus vergangenen Tagen, ihre Eleganz, ihre sanfte Art, ihre Offenheit für alles um sie herum. Kitty hatte mehr Zeit mit Birdie verbracht als mit sonst jemandem auf ihrer Liste, aber als sie sich die Aufnahmen noch einmal anhörte, fiel ihr auf, dass es eine Frage gab, die sie ihr unbedingt stellen musste. Der Tag war noch hell und sonnig, obwohl es jetzt, um sechs Uhr, schon auf die kühlere Abendzeit zuging. Viele der Bewohner des Altenheims saßen draußen unter den Bäumen, und dort fand sie auch Birdie, so gepflegt wie immer, die Füße bequem mit einem Kissen auf einen Gartenstuhl gebettet, das Gesicht der Sonne zugewandt, die Augen geschlossen.
    »Hallo, Birthday-Girl«, begrüßte Kitty die alte Dame leise, um sie nicht zu erschrecken.
    Sofort öffneten sich Birdies Augen, und sie lächelte erfreut. »Oh, hallo, Kitty, wie schön, Sie zu sehen.« Sie nahm die Füße vom Stuhl. »Noch ist es nicht ganz so weit«, meinte sie. »Aber ich werde ja auch nicht groß feiern. Fünfundachtzig, ist das zu glauben?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Sie sehen keinen Tag älter aus als achtzig«, scherzte Kitty, und Birdie lachte. »Aber ein bisschen werden Sie doch bestimmt feiern, oder nicht?«, hakte Kitty neugierig nach. In den letzten Tagen war ihr immer wieder durch den Kopf gegangen, wo eine fünfundachtzigjährige Frau wohl ihren Geburtstag zu verbringen gedachte, wenn nicht bei ihrer Familie, und Birdie legte offensichtlich Wert darauf, dass ihre Verwandten nicht erfuhren, was sie vorhatte.
    »Hm, nein, ich feiere nicht wirklich«, antwortete sie und zupfte eine unsichtbare Fluse von ihrem Rock. »Ist heute nicht ein wunderschöner Tag?«
    Kitty genoss das Rätselraten. »Ihr Geburtstag ist am Donnerstag, richtig?«
    »Ja.«
    »Und Sie werden nicht hier sein?«
    »Stimmt, ich werde nicht hier sein, aber Samstag oder Sonntag können wir uns gern wieder treffen, wenn Ihnen das passt. Es ginge sogar am Donnerstagmorgen, aber ich fürchte, dass ich Sie mit meinen Geschichten wahrscheinlich langweile.«
    Kitty lächelte. »Birdie, darf ich fragen, was Sie vorhaben?«
    »Ach, das ist nicht wichtig, Kitty, es ist nur …«
    »Birdie«, sagte Kitty in warnendem Ton, und jetzt machte sich endlich ein Lächeln auf Birdies Gesicht breit.
    »Sie lassen sich nicht so leicht abwimmeln, was?«
    »Nein, niemals.«
    »Na gut. Ich fürchte, ich war nicht ganz ehrlich, Kitty, und dafür möchte ich mich entschuldigen.«
    Kitty spitzte die Ohren, und sie spürte, wie ihr Adrenalinpegel stieg. »Ja?«
    »Aber nur, weil es so eine alberne Kleinigkeit ist, nichts, was Sie für Ihren Artikel gebrauchen können.«
    »Lassen Sie mich das ruhig selbst beurteilen.«
    Birdie seufzte. »Ich hab Ihnen doch erzählt, dass ich als kleines Mädchen mal sehr krank war.«
    »Ja, Sie hatten Tuberkulose.«
    »Das war damals eine sehr gefährliche Krankheit, fast ein Todesurteil. Jedes Jahr sind rund viertausend Menschen daran gestorben.« Sie schüttelte den Kopf. »Außerdem war es ein schlimmer Makel. Ich war damals gerade vierzehn und wurde in ein Lungensanatorium am Stadtrand geschickt, wo ich sechs Monate blieb, ehe mein Vater, Gott hab ihn selig, beschloss, mich doch lieber in die Schweiz zu bringen. Er war der Meinung, die frische Luft dort würde mir helfen. Nach dem Sommer bekam mein Vater die Direktorenstelle, und wir zogen wieder nach Hause, aber aufgrund meines Gesundheitszustands konnte ich dort kaum etwas tun. So viele Menschen sind in diesen Sanatorien gestorben, und mein Vater packte mich buchstäblich in Watte. Er hatte Pläne für mich, er kontrollierte mich – mit wem ich spielte, mit wem ich redete und später dann auch, wen ich liebte.« Ihr Gesicht wurde traurig. »Selbst als es mir langsam besserging, konnte er sich nicht ändern. Ich war und blieb sein krankes kleines Mädchen, seine Jüngste, und er wollte mich nicht gehen

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