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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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einwandfreie Frisur, wodurch Edward einen neuerlichen Hustenanfall bekam, was wiederum Molly sehr amüsierte.
    Sie beschlossen, dass die meisten draußen warten würden, damit Birdie im Wettbüro ungestört war, doch die alte Dame bestand darauf, dass auch Kitty sie begleitete, was diese als große Ehre empfand. So hakte Birdie sich auf der einen Seite bei Molly, auf der anderen bei Edward unter, während Kitty und Steve – der unauffällig fotografierte –, sich dezent im Hintergrund hielten.
    Das Wettbüro war ein kleiner Raum im O’Hara Pub. In der Mitte lag der einem Wohnzimmer nicht unähnliche Schankraum, rechts daneben der Zeitschriften- und Gemischtwarenladen, links das Wettbüro. Als Birdie mit ihrem Gefolge eintrat, hockten zwei Männer mit Tweed-Mützen und Tweed-Jacketts vor dem Fernseher; sie rochen, als hätten sie sich ein paar Wochen nicht gewaschen. Hinter einem Schalter mit Sicherheitsglas saß ein etwa dreißigjähriger Mann, der aufblickte und die Ankömmlinge neugierig musterte. Kitty hörte, wie Birdie scharf Luft holte. Vermutlich kannte sie den jungen Mann und wartete nun darauf, dass er eine Reaktion zeigte, doch als nichts dergleichen geschah, fasste sie sich rasch wieder.
    »Mein Name ist Bridget Murphy«, stellte sie sich vor. Ihre Stimme zitterte etwas, und vor Aufregung hatte sie wieder einen deutlich stärkeren Cork-Akzent angenommen. »Ich habe vor siebenundsechzig Jahren bei Josie O’Hara eine Wette abgeschlossen und möchte mir jetzt meinen Gewinn auszahlen lassen«, erklärte sie.
    Beim Zuhören wurde es Kitty ganz seltsam ums Herz. Wie oft hatte Birdie diesen Satz wohl schon zu sich selbst gesagt – als junges Mädchen, das dieser Enge entfliehen, aber auch beweisen wollte, dass es überleben konnte, später als junge Mutter, im mittleren und schließlich im hohen Alter –, wie oft hatte sie wohl an diesen Augenblick gedacht? Und nun war er gekommen.
    Der junge Mann hinter dem Schalter stand auf. »Haben Sie den Wettbeleg dabei?«
    Birdie holte die Plastikhülle aus ihrer Handtasche und schob sie mit zitternden Fingern unter dem Sicherheitsglas durch. Kitty fragte sich, ob das Zittern von der Aufregung kam oder ob es einfach dem Alter zuzuschreiben war. Es war ihr an Birdie bisher nie aufgefallen. Der junge Mann studierte den Beleg, schaute wieder zu Birdie, dann zu Molly und Edward, die sie flankierten, dann wieder auf den Zettel. Er lächelte. Dann fing er an zu lachen.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte er. »Vor siebenundsechzig Jahren?«
    Molly und Kitty grinsten, aber Edward fragte besorgt: »Aber sie bekommt doch ihr Geld, oder?«
    Auf die Idee, man könnte Birdie ihre Gewinnsumme verweigern, war Kitty noch gar nicht gekommen, sie hatte sich lediglich gefragt, wie viel es bei all den Kurswechseln in der langen Zeit genau werden würde und ob für Birdies ursprüngliche Wette überhaupt die heute üblichen Regeln galten.
    »Eine Wette bleibt eine Wette«, antwortete der Mann und grinste breit. »Wissen Sie, Josie war mein Urgroßvater«, fügte er aufgeregt hinzu. »Er ist gestorben, als ich noch klein war, aber ich werde ihn nie vergessen. Moment mal« – sein Lächeln verblasste, und er hielt sich den Beleg noch dichter vor die Augen. »Hundert zu eins?«, fragte er dann, nun offensichtlich doch geschockt.
    Birdie nickte. »Ja, das waren die Bedingungen, die Josie mir gegeben hat.«
    »Da muss ich … ich bin nicht sicher, ob das … ich hab nicht die Vollmacht, um … warten Sie doch bitte einen Augenblick.«
    Damit nahm er den Beleg und verschwand durch die Tür.
    »Bist du die Kleine von Thomas Flanagan?«, fragte einer der beiden alten Männer, der Birdie und ihre Gruppe schon die ganze Zeit unverwandt angestarrt hatte.
    Birdie wandte sich um und musterte ihn. »Ja, die bin ich.«
    »Himmel, Sean, schau dir das an, Thomas’ Mädchen.«
    »Hä?«, fragte der andere laut.
    »Sie ist Thomas Flanagans Tochter«, rief der Mann.
    Der andere fixierte Molly mit ihren blauen Haaren, die ihm sofort Misstrauen einflößten. »Ach wirklich?«
    »Nicht sie, die andere!«, erklärte ihm der Erste und wedelte mit seinem krummen Zeigefinger. »Du bist das kranke Mädchen, richtig?«
    Birdie errötete, und Kitty konnte sehen, dass das Stigma immer noch existierte.
    »Und wer sind Sie überhaupt?«, fragte Molly.
    »Paddy Healy. Der Sohn von Una und Paddy.«
    Birdie kniff nachdenklich die Augen zusammen, während sie in ihrem Gedächtnis nach – teils absichtlich,

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