Hundert Namen: Roman (German Edition)
Armbanduhr aus ihrer Unterwäscheschublade und legte sie sich ums Handgelenk.
»Wie lange ist die schon da drin?«
»Schon immer.«
»Oh.«
Was hatte sie sonst noch alles nicht über ihn gewusst? Wahrscheinlich ging ihnen beiden dieser Gedanke durch den Kopf – wie viel hatten sie nicht voneinander gewusst? Einen Moment schwiegen sie beide, dann schaute Glen sich wieder im Zimmer um, diesmal etwas freundlicher, und begann Schuhe, CDs und andere Kleinigkeiten, die er hiergelassen hatte, in eine schwarze Mülltüte zu stopfen. Kitty wollte ihm nicht dabei zuschauen und setzte sich lieber wieder an den Küchentisch.
»Danke übrigens, dass du mir gesagt hast, dass du mich verlässt«, meinte sie ironisch, als er an ihr vorbeikam und anfing, Sachen aus der Küche einzusammeln. Sogar die Topflappen nahm er mit. Die Topflappen! »Das war sehr gentlemanlike von dir.«
»Du wusstest doch genau, dass ich gehe.«
»Wie zur Hölle hätte ich das wissen sollen?«
»Wie oft haben wir uns gestritten, Kitty? Wie oft habe ich dir ganz genau beschrieben, wie ich mich fühle? Und warst du jemals bereit, mit mir darüber zu diskutieren?«
»Nein, nie natürlich.«
»Genau!«
»Aber ich wollte nicht, dass so etwas dabei herauskommt.«
Überrascht sah er sie an. »Ich dachte, du warst nicht glücklich. Jedenfalls hast du das immer gesagt.«
»Ich hatte Probleme, deshalb war ich nicht glücklich. Ich habe nicht gedacht, dass … na ja, jetzt spielt das ja wohl keine Rolle mehr, oder?« Zu ihrer Überraschung spürte Kitty plötzlich Hoffnung im Herzen, Hoffnung, dass Glen einlenken und sagen würde, dass das selbstverständlich eine Rolle spielte und dass sie zusammen alles wieder in Ordnung bringen konnten … aber er schwieg. Sehr lange.
»Warum bist du eigentlich nicht bei der Arbeit?«, fragte er schließlich.
»Ich hab beschlossen, von zu Hause zu arbeiten.«
»Hat die Zeitschrift dich gefeuert?« Offensichtlich glaubte auch er ihr nicht, genau wie Pete.
»Nein«, fauchte sie. Sie hatte es satt, dass ständig jemand an ihr zweifelte. Sie zweifelte doch selbst schon genug an sich. »Man hat mich nicht gefeuert. Vielleicht überrascht es dich, aber es gibt immer noch Leute, die an mich glauben.« Obwohl das zumindest auf Pete nicht zutraf.
Glen seufzte und ging dann, die Mülltüte über der Schulter, zur Tür. Kitty widmete sich wieder dem Telefonbuch, und ihre Augen hüpften nervös von einem Namen zum anderen. Solange Glen da war, konnte sie sich nicht richtig konzentrieren.
»Tut mir sehr leid wegen Constance.«
Von Gefühlen überflutet, brachte sie kein Wort heraus.
»Ich war bei der Beerdigung, falls du es nicht schon irgendwoher erfahren hast.«
»Sally hat es mir erzählt.« Sie wischte sich grob die Augen, denn sie ärgerte sich, dass sie vor Glen anfing zu weinen.
»Alles klar bei dir?«
Kitty versteckte ihr Gesicht in den Händen. Es war schrecklich, dass er so dastand, während sie weinte. Früher hätte er sie sofort getröstet. Sie weinte darüber, sie weinte um Constance, und sie weinte wegen allem, was sonst passiert war. »Bitte geh«, schluchzte sie.
Dann hörte sie, wie die Tür sich leise schloss.
Als ihre Tränen versiegt waren, begann Kitty noch einmal von vorn. Sie nahm sich den ersten Namen auf der Liste vor – Sarah McGowan – und schlug die Seite im Telefonbuch auf. Es gab Hunderte McGowans. Achtzig Mr und Mrs McGowans, zwanzig S. McGowans und acht Sarah McGowans, die sie alle anrufen musste, falls sie mit den achtundzwanzig spezifischen S. McGowans kein Glück hatte.
Sie begann mit den Sarahs. Beim ersten Mal ging sofort jemand ans Telefon.
»Hallo, kann ich bitte mit Sarah McGowan sprechen?«
»Am Apparat.«
»Mein Name ist Katherine Logan, ich arbeite für das Magazin Etcetera .«
Sie machte eine Pause und wartete, ob der Name irgendeine Reaktion hervorrief.
»Ich möchte an keiner Umfrage teilnehmen, danke.«
»Nein, nein, ich mache keine Umfrage. Ich rufe im Auftrag unserer Herausgeberin Constance Dubois an. Es könnte sein, dass sie vor einer Weile Kontakt mit Ihnen aufgenommen hat.«
Aber nichts dergleichen. Auch nicht bei weiteren sieben Sarah McGowans. Zweimal meldete sich niemand, bei zweien hinterließ sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Dann machte sie sich an die anderen McGowans im Telefonbuch und hoffte, dass ihre Sarah als Mrs McGowan geführt wurde. Bei zehn ihrer Versuche wurde nicht abgehoben, und sie machte sich eine Notiz, es später
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