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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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nicht. Dann sieht man, dass du Spock-Ohren hast.«
    Kitty lachte. »Sie ist Rumänin, nicht wahr?«
    »Kroatin.«
    »Richtig. Malerin?«
    »Fotografin.«
    »Richtig.« Sie musterte ihn durchdringend.
    »Was?« Er lachte ein bisschen verlegen, als wäre er zwölf und gerade mit seiner ersten Freundin erwischt worden.
    »Nichts.«
    »Ach komm.«
    »Ich weiß nicht, Steve«, begann sie und schnitt ein Stück Fleisch ab. »Du hast dich verändert. Du schreibst nicht mehr über Victoria Beckham, und du hast plötzlich eine Freundin. Ich glaube …«
    »Du glaubst was?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ziehe ich ja voreilige Schlüsse, aber ich glaube , es besteht die Möglichkeit, dass du doch nicht schwul bist.«
    Eine Pommes flog ihr an den Kopf.
    Den Rest des Essens hatte Kitty einen Kloß im Hals, sie konnte kaum schlucken und wusste nicht, warum. Aus irgendeinem Grund war es tröstlich für sie gewesen, dass Steve einen schrecklichen Job hatte, den er hasste, und dass er sich weigerte, solide zu werden. Dass er die Notwendigkeit von Veränderung in seinem Leben erkannt und entsprechend gehandelt hatte, beunruhigte sie. Sie wollte schlicht nicht die Einzige sein, die Probleme hatte.
    »Wie geht es dir denn mit deiner neuen Geschichte?«, fragte er nach einer Weile in die unbehagliche Stille hinein.
    »Oh«, seufzte sie und fühlte sich gleich wieder erschöpft. »Ich weiß auch nicht. Heute Abend habe ich mich mit einer sehr netten alten Dame getroffen, die mir von ihrem sehr netten Leben erzählt hat, und das klingt alles sehr nett, aber es ist nicht …« Sie verschränkte die Finger ineinander. »Nichts Handfestes, nichts wirklich Interessantes. Ich muss weiter in ihrem Keller nachforschen, ob sie nicht doch irgendwo ein paar Leichen versteckt hat. Irgendwas, was eben nicht so nett ist. Schließlich ist dieser Artikel meine Chance, mir selbst und einer ganzen Menge anderer Leute zu zeigen, was ich kann – wahrscheinlich meine letzte Chance. Aber was Constance an der Sache gesehen hat, ist mir bislang überhaupt nicht klar. Und das ist ein bisschen frustrierend.«
    Steve schwieg. Als sie ihn ansah, merkte sie, dass er auf einmal total angespannt wirkte. Sein Unterkiefer mahlte, und er musterte sie, als wollte er ihr an die Gurgel gehen.
    »Hast du schon mit Colin Murphy gesprochen?«
    »Ich rufe ihn auf der Stelle an, wenn es dich daran hindert, all die grässlichen Dinge auszusprechen, die dir offensichtlich auf der Zunge liegen.«
    »Dann geht es also wieder mal um dich«, blaffte er. »Selbst wenn du dich bei ihm entschuldigst, immer geht es um dich.«
    »Ich hab einen Witz gemacht, Steve. Aber red ruhig weiter, ich sehe ja, dass du in der Stimmung bist, mich fertigzumachen.« Um ihm nicht die Gelegenheit dazu zu geben, fuhr sie rasch fort: »Nur damit du es weißt – was ihm passiert ist, tut mir wirklich leid.«
    »Was ihm passiert ist? Ihm ist nicht einfach was passiert, Kitty, du hast das verursacht, du hast das aktiv herbeigeführt, es war kein zufälliges, unerklärliches Ereignis, das einfach passiert ist.«
    »Das weiß ich! Okay, ich hab das falsch ausgedrückt. Ich kriege bei dir heute keine Schnitte, was? Natürlich weiß ich, dass es meine Schuld war, ich hab nämlich ein Gewissen. Und es wird mir jeden verdammten Tag leidtun, für den Rest meines Lebens.«
    »Jetzt, wo es zu spät ist«, sagte er, und sie wusste erst nicht, was er meinte. » Nachdem du etwas getan hast, tut es dir leid, immer erst danach . Du denkst nie vorher darüber nach, wie jemand sich fühlt oder wie du dich an seiner Stelle fühlen würdest. Das ist es, was mich stört. Du hast nichts gelernt aus der Sache mit Colin Murphy – jetzt interviewst du eine nette alte Dame, und ihre nette Lebensgeschichte ist nicht gut genug für dich. Du willst immer noch mehr.«
    Kitty war so geschockt von seinem Stimmungsumschwung, dass ihr plötzlich Tränen in den Augen brannten. Um zu verhindern, dass sie weinen musste, sah sie sich um und versuchte sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Eigentlich war Kitty nicht so nah am Wasser gebaut, aber in letzter Zeit war sie ziemlich emotional, und außerdem war sie bei Steve noch nie so in Ungnade gefallen. Seine Meinung war ihr sehr wichtig. Seit Januar hatte sie sich von ihrer Mutter alle erdenklichen Vorwürfe anhören müssen, aber nichts, wirklich nichts traf sie so tief wie ein einziger enttäuschter Blick von Steve.
    Ohne ein weiteres Wort aßen sie fertig, Kitty bezahlte die

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